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Midnight Sun

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Midnight Sun - Seite 5 Empty Re: Midnight Sun

Beitrag  _twilight.<3 Sa Feb 06, 2010 7:14 pm

Kapitel 7 : die Melodie
Ich mußte noch warten, als ich wieder an der Schule ankam. Die letzte Stunde war noch nicht zu Ende. Das war gut, denn ich mußte noch über verschiedene Dinge nachdenken, und ich brauchte die Zeit um allein zu sein.
Ihr Duft schwebte noch immer durchs Auto. Ich ließ die Fenster zu, und ihren Geruch auf mich einstürmen, versuchte durch absichtliches in Brand setzen meiner Kehle mit dem Gefühl umzugehen.
Anziehungskraft.
Es war eine problematische Sache, die ich in Erwägung ziehen mußte. Es gab so viele Seiten daran, so viele verschiedene Meinungen und Ebenen. Nicht die gleichen Dinge wie Liebe, aber untrennbar daran gefesselt.
Ich wußte nicht, ob Bella sich zu mir hingezogen fühlte. ( Würde ihre gedankliche Stille irgendwie andauern und mich mehr und mehr frustrieren, bis ich verrückt werden würde? Oder gab es ein Ende, das ich eventuell erreichen könnte?)
Ich versuchte ihre körperliche Reaktion mit anderen zu vergleichen, wie die der Sekretärin und Jessica Stanleys, aber der Vergleich was ergebnislos. Die gleichen Merkmale - die Wechsel vom dem Herzschlag und der Atmung - könnten einfach auch nur Angst oder Schock oder Beunruhigung anstatt von Interesse sein. Es erschien mir unwahrscheinlich, daß Bella die gleichen unterhaltsamen Gedanken hatte, wie Jessica Stanley. Schließlich wußte Bella sehr gut, daß etwas mit mir nicht stimmte, auch wenn sie nicht genau wußte was es war. Sie hatte meine eiskalte Haut berührt, und ihre Hand dann vor der Kälte weggerissen.
Und jetzt ... als ich mich an diese unangebrachten Phantasien erinnerte, und mir dann Bella an Jessicas Stelle vorstellte ...
Ich atmete plötzlich schneller, das Feuer erfasste mich und stieg in meine Kehle.
Was wenn Bella sich vorgestellt hatte, wie ich meine Arme um ihren zerbrechlichen Körper legte? Fühlte wie ich sie behutsam an meine Brust drückte, und mit meiner Hand ihr Kinn anhob? Wie ich den schweren Vorhang ihrer Haare zurückwarf, um ihr errötendes Gesicht zu sehen? Wie ich die Umrisse ihrer vollen Lippen mit meinen Fingerspitzen nachzeichnete? Wie ich mein Gesicht näher an ihres neigte, wo ich die Hitze ihres Atems auf meinem Mund fühlen konnte? Wie ich mich langsam näherte ...
Aber dann wich ich vor diesem Tagtraum zurück, wissend daß, als ich gewusst hatte daß Jessica sich diese Dinge vorgestellt hatte, was passieren würde, wenn ich ihr so nahe kam.
Anziehungskraft war ein mögliches Dilemma, weil ich mich mittlerweile viel zu stark zu Bella hingezogen fühlte, was falsch war.
Wollte ich, daß Bella sich zu mir hingezogen fühlte, wie eine Frau zu einem Mann?
Das war die falsche Frage. Die Richtige Frage lautete, sollte ich wollen daß Bella sich auf diese Weise zu mir hingezogen fühlte, und die Antwort war nein. Weil ich kein menschlicher Mann war, und das war nicht gerecht ihr gegenüber.
Mit jeder Faser meines Seins, sehnte ich mich danach ein normaler Mann zu sein, so daß ich sie in meinen Armen halten könnte, ohne ihr Leben zu riskieren. So daß ich frei sein könnte, um mir meine eigenen Phantasien ausmahlen, Phantasien die nicht enden würden mit ihrem Blut an meinen Händen, mit ihrem Blut, daß in meinen Augen leuchtete. Mein Streben nach ihr war unvertretbar. Welche Art von Beziehung könnte ich ihr bieten, wenn ich es nicht riskieren konnte sie zu berühren?
Ich legte meinen Kopf in meine Hände.
Es war alles noch viel verwirrender, weil ich mich in meinem gesamten Leben niemals so menschlich gefühlt hatte - noch nicht einmal, als ich noch ein Mensch war, soweit ich mich erinnern konnte. Als ich noch ein Mensch war, hatten sich alle meine Gedanken um eine glorreiche Soldatenlaufbahn gedreht. Der Erste Weltkrieg hatte während der meisten meiner Jahre des Heranwachsens gewütet, und ich war nur neun Monate von meinem achtzehnten Geburtstag entfernt gewesen, als ich an der Grippe erkrankte ... Ich hatte nur noch vage Erinnerungen an diese menschlichen Jahre, verschwommene Erinnerungen die mit jedem vergehenden Jahrzehnt immer mehr verblassten. Ich konnte mich noch am besten an meine Mutter erinnern, und fühlte einen sehr alten Schmerz als ich an ihr Gesicht dachte. Ich sah schemenhaft in meinem Gedächtnis wie sehr sie diese Zukunft, auf die ich begierig zugegangen war, gehasst hatte, jede Nacht betend, wenn sie das Tischgebet beim Abendessen sprach, daß der "Schreckliche Krieg" enden würde ... Ich hatte keine Erinnerungen von noch einer anderen Art von Sehnsucht. Außer die Liebe meiner Mutter, hatte es keine andere Liebe gegeben, die mich wünschen ließ, bleiben zu können ...
Das war absolut neu für mich. Ich konnte es mit nichts anderen vergleichen. Die Liebe, die ich für Bella fühlte, war von ganz allein gekommen, aber jetzt waren die Wasser trübe. Ich wollte so sehr in der Lage sein sie zu berühren. Fühlte sie auf die gleiche Weise?
Das wäre egal, versuchte ich mir selbst einzureden.
Ich starrte auf meine weißen Hände, hasste ihre Härte, ihre Kälte, ihre unmenschliche Stärke ...
Ich erschrak als die Beifahrertür sich öffnete.
> Ha. Ich hab dich Überrascht. Das ist das erste Mal, < dachte Emmett als er einstieg. "Ich wette Mrs Goff denkt du bist auf Drogen, du warst so launisch in letzter Zeit. Wo warst du heute?"
"Ich hab ... gute Taten vollbracht."
> Hää? <
Ich lachte. "Fürsorge für die Kranken, solche Art von Sachen."
Das verwirrte ihn noch mehr, aber dann atmete er ein und roch den Duft im Auto.
"Oh. Das Mädchen schon wieder?"
Ich zog eine Grimasse.
> Das wird langsam unheimlich. <
"Erzähl mir davon," murmelte ich.
Er atmete erneut ein. "Hmm, sie hat einen sehr starken wohlriechenden Duft, oder etwa nicht?"
Das Knurren brach durch meine Lippen noch bevor seine Worte das Ganze beschrieben hatten, eine automatische Reaktion.
"Langsam Junge, ich sag es ja nur."
Die anderen hatten das Auto erreicht. Rosalie bemerkte den Duft sofort und starrte mich finster an, natürlich nicht weil sie irritiert war. Ich fragte mich was ihr Problem war, aber alles was ich von ihr hören konnte waren Beleidigungen.
Ich mochte die Reaktion von Jasper auch nicht. Wie bei Emmett, bemerkte er Bella´s Anziehungskraft. Aber ihr Duft hatte nicht, für keinen von beiden, eine tausend Mal größere Anziehungskraft, sowie er es auf mich hatte. Ich war nur aufgebracht darüber, daß ihr Blut so süß für sie roch. Jasper hatte nur geringe Kontrolle über sich ...
Alice hüpfte an die Seite meines Autos und hielt mir ihre Hand für Bella´s Autoschlüssel hin.
"Ich hab schon gesehen, daß ich es machen würde," sagte sie - verworren, wie es ihre Angewohnheit war. "Du wirst mir erzählen müssen warum."
"Das bedeutet nicht - "
Ich weiß, ich weiß. Ich werde warten. Es wird nicht mehr lange sein."
Ich seufzte und gab ihr die Schlüssel.
Ich folgte ihr zu Bella´s Haus. Der Regen prasselte, wie eine Million kleiner Hammer nieder, so laut, daß wahrscheinlich Bella´s menschliche Ohren das laute Motorgeräusch ihres Trucks nicht hören konnten. Ich schaute zu ihrem Fenster, aber sie kam nicht um nach Draußen zu sehen. Vielleicht war sie nicht da. Es waren keine Gedanken hören.
Es machte mich traurig, daß ich nicht einmal genug von ihr hören konnte, nur um sie zu überprüfen - um sicherzugehen das sie wenigstens glücklich war, oder in Sicherheit.
Alice stieg ins Auto und wir rasten davon. Die Straßen waren leer, und so brauchten wir nur einige Minuten. Wir strömten ins Haus, und gingen dann unseren verschiedenen Lieblingsbeschäftigungen nach.
Emmett und Jasper waren in der Mitte eines komplizierten Schachspiels, wofür sie acht aneinander gelegte Spielbretter brauchten- die sich vor der Glasfront des hinteren Teils des Hauses erstreckten- und ihre eigenen komplizierten Regeln benutzten. Sie würden mich nicht mitspielen lassen: nur Alice spielte überhaupt noch Spiele mit mir.
Alice ging zu ihrem Computer, der nur ein Stück um die Ecke von den beiden stand, und ich konnte hören, wie ihre Monitore anfingen hochzufahren. Alice arbeitete an einen Mode Dessinprojekt für Rosalie´s Garderobe, aber Rosalie schloß sich ihr heute nicht an, um hinter ihr zu stehen und die Schnitte und Farben vorzuschreiben, während Alice Hände über die berührungsempfindlichen Bildschirme glitten (Carlisle und ich hatten die Leistung des Systems ein wenig verändern müssen, damit die Bildschirme nicht überhitzten.) Stattdessen lümmelte Rosalie heute nur auf dem Sofa herum, und zappte ohne Unterbrechung, durch zwanzig Kanäle in der Sekunde auf dem großen Flachbildfernseher. Ich hörte wie sie darüber nachdachte, ob sie in die Garage gehen sollte, um ihren BMW noch ein wenig weiter zu tunen.
Esme war ein Stockwerk höher, und summte über einem neuen Stapel von Blaupausen.
Alice blickte nach einem Moment um die Ecke herum und begann mit stummen Mundbewegungen Emmett´s nächste Züge an Jasper zu verraten - Emmett saß auf dem Boden mit dem Rücken zu ihr - Jasper hielt seinen Ausdruck ebenmäßig, während er Emmett´s wichtigsten König schlug.
Und ich ging zu dem großen wundervollen Flügel - es war schon solange her, daß ich mich schon schämte - der im Eingangsbereich stand.
Ich ließ meine Hand vorsichtig über die Tasten gleiten, um die Tonlagen zu testen. Die Tonstufen waren immer noch perfekt eingestellt. Im ersten Stock, hörte Esme mit ihrer Arbeit auf und legte ihren Kopf schräg. Ich begann die erste Zeile der Melodie zu spielen, die sich in meinem Kopf gebildet hatte, als ich heute im Auto gesessen hatte, erfreut darüber, daß es sogar viel besser klang als ich es mir vorgestellt hatte.
> Edward spielt wieder, < dachte Esme freudig, ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und flitzte geräuschlos zum oberen Treppenansatz.
Esme seufzte vor Zufriedenheit, setzte sich auf die oberste Treppenstufe, und lehnte ihren Kopf ans Geländer. > Ein neues Lied. Es ist so lange her. Was für eine liebliche Melodie. <
Ich ließ die Melodie in eine neue Richtung gleiten, folgte ihr mit einer Bassstimme.
> Edward komponiert wieder? < Dachte Rosalie, und biß die Zähne zusammen in grimmiger Verstimmung.
In diesem Moment, machte sie einen Fehler, und ich konnte alle ihre eigentlichen Empörungen lesen. Ich sah warum sie in einer solch miesen Stimmung mir gegenüber war. Warum das Töten von Isabella Swan ihr Gewissen überhaupt nicht geplagt hatte.
Es ging immer nur um Rosalie´s Eitelkeit.
Die Musik kam abrupt zum Halten, und ich lachte bevor ich mir selbst helfen konnte, ein höhnisches Lachen vor Belustigung brach plötzlich aus mir heraus, noch bevor ich meine Hand auf den Mund werfen konnte. Rosalie drehte sich um, um mich finster anzublicken, ihre Augen funkelten vor rasender Wut.
Emmett und Jasper drehten sich ebenfalls um, um mich anzustarren, und ich hörte Esme´s Verwirrung. Esme war blitzartig unten, wartend, um Rosalie und mich anzublicken.
"Hör nicht auf, Edward," ermutigte Esme mich nach einen angespannten Moment.
Ich fing wieder an zu spielen, meinen Rücken zu Rosalie drehend, während ich das Grinsen in meinem Gesicht stark kontrollieren mußte. Sie sprang auf und stakste aus dem Zimmer, mehr verärgert als verwirrt. Aber zweifellos ziemlich verlegen.
> Wenn du irgendetwas sagst, werde ich dich wie einen Hund jagen. <
Ich unterdrückte ein weiteres Lachen.
"Was ist mit dir, Rose?" rief Emmett ihr nach. Rosalie drehte sich nicht um. Sie ging weiter, mit steifem Vorwärtsblick, zur Garage und dann verschwand sie unter ihrem Auto, als wenn sie sich dort verbergen könnte.
"Was hat das zu bedeuten?" fragte Emmett mich.
"Ich hab nicht die geringste Ahnung," log ich.
Emmett grummelte frustriert.
"Spiel weiter," befahl Esme. Meine Hände hatten schon wieder gestoppt.
Ich tat worum sie mich bat, und sie stellte sich hinter mich, legte ihre Hände auf meine Schultern.
Das Lied war überwältigend, aber unvollständig. Ich spielte mit einer Überleitung, aber es sah so nicht richtig aus.
"Es ist bezaubernd. Hat es schon einen Namen?" fragte Esme.
"Noch nicht."
"Gibt es eine Geschichte dazu?" fragte sie, mit einem Lächeln in der Stimme. Das bereitete ihr sehr großes Vergnügen, und ich fühlte mich schuldig, weil ich meine Musik so lange vernachlässigt hatte. Ich war egoistisch gewesen.
"Es ist ... ein Schlaflied, glaube ich." ich bekam die richtige Überleitung hin. Es passte sich einfach an den nächsten Satz an, nahm ein selbstständiges Leben an.
"Ein Schlaflied," sagte sie zu sich selbst.
Es gab eine Geschichte zu diese Melodie, und plötzlich sah ich es, die Stücke fielen mühelos an ihren Platz. Die Geschichte war ein schlafendes Mädchen in einem schmalen Bett, dunkles Haar wirr und wild verdreht, wie Seegras, quer über das Kopfkissen verteilt ...
Alice überließ Jasper sich selbst, und kam um sich neben mir auf die Bank zu setzen. In ihrem Triller (ist in der Musik der schnelle mehrfache Wechsel zwischen zwei benachbarten Tönen), mit glockenheller Stimme singend, Entwarf sie eine wortlose Oberstimme zwei Oktaven höher als die Melodie.
"Ich mag es," murmelte ich. " Aber wie ist es hiermit?"
Ich beendete ihren Anschluss zur Harmonie - meine Hände flogen über die Tasten, nun da alle Teile zusammenwirkten - wandelte es ein wenig ab, brachte es in eine neue Richtung ...
Sie erfasste die Stimmung und sang mit.
"Ja. Perfekt," sagte ich.
Esme drückte meine Schulter.
Aber ich konnte das Ende jetzt sehen, mit Alice Stimme die über der Harmonie anstieg und es mit zu einem anderen Platz nahm. Ich konnte sehen wie das Lied enden mußte, weil das schlafende Mädchen perfekt war, genauso wie sie war, und jeder Wechsel überhaupt, falsch sein würde, ein Betrübnis. Das Lied wechselte zu dieser Erkenntnis, langsamer und tiefer jetzt. Alice Stimme wurde auch tiefer und wurde feierlich, es war ein hallender Ton der unter eine kerzenerleuchtete Kathedrale gehörte.
Ich spielte die letzte Note, und ließ dann meine Hände über den Tasten schweben.
Esme streichelte mir über die Haare. > Es wird wundervoll werden, Edward. Das wird deine beste Arbeit werden. Du verdienst es glücklich zu sein, mein Sohn. Das Schicksal schuldet es dir. <
"Danke," flüsterte ich, wünschend ich könnte es glauben.
> Liebe kommt nicht immer in der von uns gewünschten Form. <
Ich lachte einmal ohne Humor.
> Du bist anders als alle anderen auf diesem Planeten, die wahrscheinlich am besten ausgestattete Person, um mit solch einer komplizierten Zwickmühle umzugehen. du bist der Beste und der Intelligenteste von uns allen. <
Ich seufzte. Jede Mutter dachte das gleiche über ihren Sohn.
Esme war dennoch voller Freude darüber, daß mein Herz nach all dieser Zeit endlich berührt worden war, egal ob es die Möglichkeit für eine Tragödie gab. Sie hatte gedacht ich würde immer alleine bleiben ...
> Sie wird dich auch lieben, < dachte sie plötzlich, und überraschte mich mit der Richtung ihrer Gedanken. > Wenn sie ein intelligentes Mädchen ist. < Sie lächelte. > Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand so langsam wäre, daß er nicht sehen würde, was für ein Fang du bist. <
"Hör auf, Mom, du lässt mich vor Scham rot werden" neckte ich. Ihre Worte, zu unwahrscheinlich, brachten mich zum jubeln.
Alice lachte und fing an die oberste Hand von "Heart and Soul" zu spielen. Ich grinste und beendete die einfache Harmonie mit ihr. Dann spielte ich ihr bevorzugtes Lied von "Chopsticks."
Sie kicherte und seufzte dann. " Ich wünschte du würdest mir erzählen warum du über Rosalie gelacht hast," sagte Alice. "Aber ich kann sehen daß du es nicht tun wirst."
"Nein."
Sie schnippte mit ihrem Finger an mein Ohr.
"Sei nett, Alice," schalt Esme. "Edward ist ein Gentlemen."
"Aber ich will es wissen."
Ich lachte über ihrem weinenden Tonfall. Dann sagte ich, "Hier Esme," und begann ihr liebstes Lied zu spielen, eine namenloses Ehrung für die Liebe, die ich seid so vielen Jahren zwischen ihr und Carlisle sah.
"Danke dir, Liebster." Sie drückte erneut meine Schulter.
Ich mußte mich nicht konzentrieren um dieses vertraute Stück zu spielen. Stattdessen dachte ich am Rosalie, die immer noch symbolisch sich windend über ihre Kränkung in der Garage war, und ich grinste innerlich. Ich hatte ihre Menge von Eifersucht für mich entdeckt und hatte ein wenig Mitleid für sie. Es war ein erbärmliche Art so zu fühlen. Natürlich, ihre Eifersucht war tausendmal größer als meine. Sie war ein richtiger Neidhammel.
Ich fragte mich, wie Rosalie´s Leben und Persönlichkeit gewesen wäre, wenn sie nicht die Allerschönste gewesen wäre. Wäre sie eine glücklichere Person, wenn Schönheit nicht für alle Zeit ihr stärkstes Verkaufsargument gewesen wäre? Weniger ichbezogen? Mehr mitfühlender? Ja, ich vermutete es war sinnlos sich das zu fragen, weil die Vergangenheit schon geschehen war, und sie immer die Allerschönste gewesen war. Auch als sie noch ein Mensch war, hatte sie nur in dem Glanz ihrer eigenen Schönheit gelebt. Nicht daß sie das nicht gewusst hatte. Im Gegenteil - sie hatte die Bewunderung noch mehr als alles andere geliebt. Das hatte sich nicht verändert mit dem Verlust ihrer Moral.
Es war auch keine Überraschung, daß sie dieses Bedürfnis als eine Bestimmung sah, die ich beleidigt hatte, als ich sie nicht wollte. Von Beginn an war die Verehrung ihrer Schönheit der Weg den sie akzeptierte, weil alle Männer sie anbeteten. Nicht daß sie mich in irgendeiner Weise wollte - sie war weit entfernt davon. Aber ich hatte sie schwer verletzt, weil ich sie trotzdem nicht wollte. Sie brauchte es gewollt zu werden.
Es war anders gewesen bei Jasper und Carlise - sie waren beide schon verliebt. Ich war völlig ungebunden, und blieb trotzdem absolut ungerührt von ihrer Schönheit.
Ich dachte diese alte Verbitterung wäre begraben. Daß sie schon lange darüber hinweg wäre. Und sie war es auch ... bis zu dem Tag als ich plötzlich jemand fand, dessen Schönheit mich in einer Weise berührte, wie ihre es nicht getan hatte.
Rosalie hatte sich auf ihren Glauben verlassen, daß wenn ich es nicht Wert genug fand ihre Schönheit anzubeten, dann würde es zweifellos keine Schönheit auf Erden geben die mich erreichen könnte. Sie war rasend vor Wut, seid dem Moment als ich Bella´s Leben gerettet hatte, wissend, mit ihrem scharfsinnigen weiblichen Gespür, wie Bedeutend das alles für mich war, ohne daß es mir schon bewusst war.
Rosalie war tödlich beleidigt, daß ich ein unbedeutendes menschliches Mädchen attraktiver fand als sie.
Ich unterdrückte den Drang erneut zu lachen.
Es plagte mich irgendwie dennoch, auf welche Weise sie Bella sah. Rosalie dachte tatsächlich das Mädchen wäre eine Qual. Wie konnte sie das nur glauben? Es war unverständlich für mich. Zweifellos ein Produkt ihrer Eifersucht.
"Oh!" sagte Alice plötzlich. "Jasper, weißt du was davon?"
Ich sah was sie gerade gesehen hatte, und meine Hände erstarrten auf den Tasten.
"Was denn, Alice?" fragte Jasper.
"Peter und Charlotte werden uns nächste Woche besuchen! Sie werden bald in der Gegend sein, ist das nicht nett?"
"Was ist denn mit dir, Edward?" fragte Esme, als sie die Anspannung in meinen Schultern fühlte.
"Peter und Charlotte kommen nach Forks?" fauchte ich Alice an.
Sie rollte mit den Augen über mich. "Bleib ruhig, Edward. Es ist nicht ihr erster Besuch."
Ich biß die Zähne zusammen. Es war ihr erster Besuch seid Bella hier lebte, und ihr süßes Blut nicht nur eine Anziehungskraft auf mich alleine hatte.
Alice erstarrte bei meinen Gedanken. "Sie jagen hier niemals. Das weißt du."
Aber Jasper´s möglicher Bruder und der kleine Vampir den er liebte, waren nicht wie wir; sie jagten auf die übliche Weise. Man konnte ihren nicht vertrauen, in der Nähe von Bella.
"Wann?" fragte ich.
Sie verzog unglücklich ihren Mund, aber erzählte mir, was ich wissen wollte. > Montag Morgen. Niemand wird Bella verletzen. <
"Nein," stimmte ich zu, und drehte mich von ihr weg. "Bist du bereit, Emmett?"
"Ich dachte wir würden erst am Morgen gehen?"
"Wir werden Sonntag Nacht wiederkommen. Ich denke, es liegt bei dir, wenn du willst, können wir losgehen ."
"Okay, gut. Lass mich nur noch kurz Rosalie Auf Wiedersehen sagen."
"Sicher." In der Stimmung in der Rosalie war, würde es ein kurzer Abschied werden.
> Du hast wirklich den Verstand verloren, Edward, < dachte er, während er zur Hintertür ging.
"Das glaube ich auch."
"Spiel noch einmal das neue Lied für mich," bat Esme.
"Wenn du das möchtest," stimmte ich zu, jedoch war ich ein bisschen unentschlossen der Harmonie zu seinem unausweichlichem Ende zu folgen - das Ende, das mich in einer unbekannten Weise geschmerzt hatte. Ich überlegte einen Moment, und zog dann den Flaschendeckel aus meiner Tasche und legte ihn auf den leeren Notenständer. Das half ein wenig- mein kleines Andenken von ihrem ja.
Ich nickte zu mir selbst und fing an zu spielen.
Esme und Alice wechselten einen Blick, aber keine von Beiden fragte mich danach.

"Hat dir niemals jemand gesagt, daß du nicht mit deinem Essen spielen sollst?" rief ich zu Emmett.
"Oh, hallo Edward!" rief er zurück, grinsend und winkend in meine Richtung. Der Bär nahm einen Vorteil aus seiner Ablenkung und kratzte mit seiner schweren Pranke über Emmett´s Brust. Die scharfen Klauen rissen sein Shirt in Fetzen, und quietschten über seine Haut.
Der Bär brüllte auf, bei diesem schrillen Geräusch.
> Ach scheiße, Rose hat mir das Shirt geschenkt. <
Emmett brüllte das wütende Tier auch an.
Ich seufzte und setzte mich auf einen bequemen Felsen. Das würde noch eine Weile dauern. Aber Emmett hatte ihn schon beinahe erledigt. Er ließ zu, daß der Bär versuchte mit einem weiteren Schwung seiner Pranke seinen Kopf abzureißen, lachte als der Hieb abprallte, und den Bären zurückschmetterte. Der Bär brüllte und Emmett brüllte erneut durch sein Lachen. Dann schmiss er sich auf das Tier, das einen Kopf größer war als er, während es auf seinen Hinterbeinen stand, und ihre Körper fielen auf den Boden verhedderten sich, und nahmen eine ausgewachsene Fichte mit sich zu Boden. Das Gebrüll des Bären erstarb mit einem Gurgeln.
Ein paar Minuten später joggte Emmett zu mir, wo ich auf ihn wartete. Sein Shirt war zerstört, zerrissen und blutig, verklebt von Pflanzensaft und überzogen mit Tierhaaren. Sein dunkles, lockiges Haar war in keiner besseren Verfassung. Er hatte ein riesiges Grinsen auf seinem Gesicht.
"Das war ein starker Bär. Ich konnte es geradezu fühlen als er mich packte."
"Du bist so kindisch, Emmett."
Er beäugte mein weißes, glattes, sauberes Hemd. "Warst du denn nicht in der Lage den Puma zur Strecke zu bringen?"
"Natürlich war ich das. Ich esse nur nicht wie ein Wilder."
Emmet lachte sein dröhnendes Lachen. " Ich wünschte sie wären stärker. Es würde mehr Spaß machen."
"Niemand sagt, daß du mit deinem Essen kämpfen sollst."
"Ja, aber mit wem soll ich sonst kämpfen? Du und Alice mogelt, Rose will niemals das ihr Haar durcheinander kommt, und Esme wird böse, wenn Jasper und ich wirklich kämpfen würden."
"Das Leben ist wirklich hart, oder etwa nicht?"
Emmett grinste mich an, verlagerte sein Gewicht ein wenig, so daß er plötzlich bereit war für ein Angriff.
"Komm schon Edward. Stell es einfach für eine Minute ab und kämpfe fair."
"Es lässt sich nicht abstellen," entgegnete ich ihm.
"Ich frage mich was das menschliche Mädchen macht, um dich fernzuhalten?" grübelte Emmett. "Vielleicht kann sie mir ein paar Tipps geben."
Mein guter Humor verschwand. "Bleib weg von ihr," knurrte ich durch meine Zähne.
"Empfindlich, empfindlich."
Ich seufzte. Emmett kam näher um sich neben mich auf den Felsen zu setzen.
"Entschuldige. Ich weiß, du befindest dich in einer schwierigen Lage. Ich versuche wirklich ein nicht zu unsensibler Trottel zu sein, aber diese Art ist nun mal meine natürlicher Zustand ..."
Er wartete, daß ich über seinen Witz lachen würde, und verzog dann das Gesicht.
> So ernst die ganze Zeit. Was stört dich denn jetzt? <
"Ich denke an sie. Besser gesagt, ich mache mir wirklich Sorgen."
"Was gibt es, worüber du dir sorgen machen müsstest? Du bist doch hier." Er lachte laut.
Ich ignorierte seinen Witz erneut, aber beantwortete seine Frage. "Hast du jemals darüber nachgedacht wie zerbrechlich sie alle sind? Wie viele schlimme Dinge es gibt, die einem Sterblichem passieren können?"
"Nicht wirklich. Aber ich glaube, ich weiß trotzdem was du meinst. Ich war beim ersten Mal kein wirklicher Gegner für einen Bären, oder?"
"Bären," murmelte ich, und setzte noch eine neue Angst auf die Liste. " Das wäre gerade noch ihr Glück, oder etwa nicht? Ein streunender Bär in der Stadt. Natürlich würde er direkt auf Bella zusteuern."
Emmett kicherte. "Du klingst wie ein Verrückter, weißt du das?"
"Stell dir nur mal für einen Moment vor daß Rosalie menschlich wäre, Emmett. Und sie könnte einem Bären über den Weg laufen ... oder könnte überfahren werden von einem Auto ... oder vom Blitz getroffen werden ... oder könnte die Treppe runterfallen ... oder krank werden - könnte eine Krankheit bekommen!" Die Worte platzten stürmisch aus mir heraus. Es war eine Erleichterung sie auszusprechen - das hatte das ganze Wochenende in mir geeitert. "Feuer und Erdbeben und Tornados! Ugh! Wann hast du zum letzten mal Nachrichten gesehen? Hast du die verschiedenen Arten von Dingen gesehen, die ihnen zustießen? Einbrüche und Morde ..." Meine Zähne schlugen aufeinander, und ich war plötzlich so aufgebracht über die Idee, daß sie von einem anderen Menschen verletzt werden könnte, daß ich nicht atmen konnte.
"Halt, halt! Hör auf damit Junge. Sie lebt in Forks, erinnerst du dich? Also kommt das meiste für sie garnicht in Frage ..." Er zuckte mit den Achseln.
Ich glaube sie hat eine ernstzunehmende Menge Pech, Emmett, das glaube ich wirklich. Schau auf die Beweise. An all die Orte in der Welt, an die sie hätte gehen können, endete sie in einer Stadt wo Vampire einen erheblichen Teil der Bevölkerung ausmachten."
"Ja, aber wir sind Vegetarier. Ist das denn kein Glück, und kein Pech?"
"Auf die Art wie sie duftet? Definitiv schlecht. Und dann noch mehr Pech, die Art wie sie für mich duftet." Ich starrte finster auf meine Hände, hasste sie erneut.
"Akzeptiere das du mehr Selbstkontrolle hast als irgendjemand anders, außer Carlisle. Wieder Glück."
"Der Van?"
"Das war nur ein Unfall."
"Du hast gesehen, wie es über sie kommt, Em, wieder und wieder. Ich schwöre dir, es war als hätte sie eine Art von magnetischer Anziehungskraft."
"Aber du warst ja da. Das war Glück."
"War es? Ist das nicht das schlimmste Pech, was ein Mensch jemals wirklich haben könnte - einen Vampir, der sich in einen verliebt?"
Emmett überdachte das für einen ruhigen Moment. Er stellte sich das Mädchen in seinem Kopf bildhaft vor, und fand das Bild uninteressant. > Ehrlich, ich kann ihre Vorzüge nicht wirklich sehen. <
"Ok, ich kann ebenso nicht wirklich Rosalie´s Vorzüge sehen." sagte ich grob. "Ehrlich, sie sieht nach mehr Arbeit aus, als ein schönes Gesicht es wert wäre."
Emmett kicherte. "Ich dachte nicht, daß du es mir sagen würdest ..."
"Ich weiß nicht, was ihr Problem ist, Emmett," log ich mit einem plötzlichen weitem Grinsen.
Ich sah rechtzeitig was er vor hatte, um mich festzuhalten zu können. Er würde versuchen mich von dem Felsen zu schupsen, und es gab einen lautes, krachendes Geräusch als sich ein Riss zwischen uns im Felsen auftat.
"Betrüger," maulte er.
Ich wartete darauf, daß er es erneut versuchte, aber seine Gedanken gingen in eine andere Richtung. Er stellte sich erneut Bella´s Gesicht vor, aber er stellte es sich viel weißer vor, mit großen roten Augen ...
"Nein," sagte ich, meine Stimme erstickte.
"Es würde deine Ängste über deine Moral lösen, oder etwa nicht?" Und dann würdest du sie auch nicht mehr töten wollen. Ist das nicht der beste Weg?"
"Für mich? Oder für sie?"
"Für dich," antwortete er leichthin. Sein Ton fügte das natürlich hinzu.
Ich lachte missmutig. "Falsche Antwort."
"Ich hätte nichts dagegen," erwiderte er mir.
"Rosalie aber."
Er nickte. Wir beide wussten, daß Rosalie alles tun würde, alles aufgeben würde, wenn es bedeuten könnte, daß sie wieder ein Mensch werden würde. Sogar Emmett.
"Ja, Rosalie hätte etwas dagegen," fügte er leise hinzu.
"Ich kann nicht ... ich sollte nicht ... ich werde Bella´s Leben nicht zerstören. Würdest du nicht das Gleiche fühlen, wenn es Rosalie wäre?"
Emmett dachte einen Moment darüber nach. > Du liebst sie ... wirklich? <
"Ich kann es nicht einmal beschreiben, Emmett. Ganz plötzlich ist dieses Mädchen die ganze Welt für mich. Ich kann mir eine Welt ohne sie nicht mehr vorstellen."
> Aber du willst sie nicht verwandeln? Sie wird nicht ewig leben, Edward. <
"Das weiß ich," stöhnte ich.
> Und wie du herausgefunden hast, ist sie eine sehr zerbrechlicher Mensch. <
"Glaub mir - das weiß ich auch."
Emmett war keine taktvolle Person und schwierige Gespräche waren nicht seine Stärke. Er wollte wirklich nicht beleidigend sein, deshalb bemühte er sich jetzt sehr.
> Wirst du sie jemals berühren können? Ich meine, wenn du sie liebst ... würdest du das dann nicht wollen, sie richtig zu berühren ...? <
Emmett und Rosalie teilten eine sehr intensive körperliche Liebe. Es war schwer für ihn zu verstehen, wie man jemanden lieben konnte, ohne diesen Gesichtspunkt.
Ich seufzte. "Ich kann es mir nicht vorstellen, Emmett."
> Wow. Was für Möglichkeiten hast du dann? <
"Ich weiß es nicht," flüsterte ich. "Ich versuche einen Weg zu finden ... um sie zu verlassen. Ich finde nur nicht heraus, wie ich mich selbst dazu bringen könnte, ihr fern zu bleiben ..."
Mit einem tiefen Gefühl von Freude realisierte ich plötzlich, daß es richtig war zu bleiben - im Moment zumindest, weil Peter und Charlotte kommen würden. Sie wäre sicherer, wenn ich vorläufig da bleiben würde, und dann würde sie es sein, wenn ich auch fortgehen würde. Für den Moment konnte ich ihr unwahrscheinlicher Beschützer sein.
Der Gedanke machte mir Sorgen; ich verspürte den Wunsch sofort zurückzugehen, damit ich die Rolle so lange wie möglich ausfüllen konnte.
Emmett bemerkte den Wechsel in meinem Ausdruck. Worüber denkst du nach?
"Gerade jetzt," antwortete ich ein wenig kleinlaut, "Ich brenne darauf, nach Forks zurück zu rennen und nach ihr zu sehen. Ich weiß nicht, ob ich das bis Sonntagnacht durchhalten werde."
"Uh-uh! Du wirst nicht früher nach Hause gehen. Laß sich Rosalie ein wenig abreagieren. Bitte! Tu es mir zuliebe."
"Ich werde versuchen zu bleiben," sagte ich zweifelnd.
Emmett tippte auf das Handy in meiner Tasche. "Alice würde anrufen, wenn es einen Grund für deine Panikattacke geben würde. Sie ist genauso besorgt um das Mädchen wie du."
Ich grinste darüber. "Gut. Aber ich werde nicht länger als Sonntag bleiben."
"Es gibt keinen Grund zu Eile - es wird sowieso sonnig werden. Alice sagte, daß wir bis Mittwoch von der Schule befreit wären."
Ich schüttelte meinen Kopf unnachgiebig.
"Peter und Charlotte wissen wie sie sich benehmen müssen."
"Das ist mir egal, Emmett. Bei dem Glück was Bella hat, wird sie wahrscheinlich in den Wäldern wandern gehen, genau im falschen Moment und - " ich zuckte zusammen. "Peter ist nicht für seine Selbstkontrolle bekannt. Ich werde am Sonntag zurückgehen."
Emmett nickte. > Genau wie ein Verrückter. <

Bella schlief friedlich, als ich am frühen Montag Morgen zu ihrem Zimmerfenster hinauf kletterte. Ich hatte diesesmal an Öl gedacht, und das Fenster ließ sich jetzt ohne Geräusche von mir öffnen.
Ihre wieder wild verteilten Haare auf dem Kissen erzählten mir, daß sie wieder eine unruhige Nacht hinter sich hatte, genauso wie beim ersten Mal als ich hier gewesen war. Nun schlief sie mit gefalteten Händen unter ihrer Wange, genau wie ein kleines Kind, und ihr Mund war leicht geöffnet. Ich konnte hören wie ihr Atem ganz leise durch ihre Lippen ging.
Es war eine unglaubliche Erleichterung hier zu sein, in der Lage zu sein, sie wieder zu sehen. Ich erkannte, daß ich bis jetzt nicht wirklich beruhigt gewesen war. Nichts erschien mir richtig, wenn ich nicht bei ihr war.
Aber es war ebenfalls auch nicht richtig bei ihr zu sein. Ich seufzte, und ließ den feurigen Durst durch meine Kehle fließen. Ich war zu lange von ihrem Duft getrennt gewesen. Die Zeit ohne Schmerzen und Versuchung machte es jetzt umso schwieriger. Es war schlimm genug daß ich besorgt war mich neben ihr Bett zu knien, damit ich die Titel ihrer Bücher lesen konnte. Ich wollte wissen was sie für Geschichten im Kopf hatte, aber ich war um mehr als nur meinen Durst besorgt, ich war verängstigt darüber, daß wenn ich ihr so nahe kommen würde, daß ich ihr noch näher kommen wollte ...
Ihre Lippen sahen sehr weich und warm aus. Ich konnte mir vorstellen, wie ich sie mit der Spitze meiner Finger berührte. Nur leicht ...
Das war genau die Art von Fehler die ich vermeiden mußte.
Meine Augen schauten auf ihr Gesicht, wieder und wieder, um nach Veränderungen Ausschau zu halten. Sterbliche veränderten sich die ganze Zeit - ich war traurig über den Gedanken etwas verpassen zu können ...
Ich fand sie sah ... müde aus. Als ob sie nicht genug Schlaf an diesem Wochenende bekommen hatte. War sie ausgegangen?
Ich lachte still und verwirrt, darüber wie sehr es mich störte. Was wäre, wenn sie es getan hätte? Ich verdiente sie nicht. Sie gehörte mir nicht.
Nein, sie gehörte mir nicht - und ich war wieder traurig darüber.
Eine ihrer Hände zuckte, und ich bemerkte daß dort Riefen waren, noch nicht verheilte Kratzer liefen über ihre Handballen und Handflächen. War sie verletzt worden? Natürlich war es keine ernsthafte Verletzung, es beunruhigte mich nur. Ich betrachtete die Lage, und entschied daß sie gefallen sein mußte. Das war eine sinnvolle Erklärung, wenn man alles überdachte. Es war beruhigend zu glauben, daß ich nicht für immer rätseln müßte, über keine dieser beiden kleinen Merkwürdigkeiten. Wir waren jetzt Freunde - oder besser gesagt, versuchten Freunde zu sein. Ich könnte sie nach ihrem Wochenende fragen - über den Strand, und was auch immer für Nachtaktivitäten sie dazu gebracht hatten, so müde auszusehen. Ich könnte fragen was ihren Händen zugestoßen war. Und ich könnte ein wenig darüber Lachen, wenn sie meine Theorie darüber bestätigen würde.
Ich lächelte freundlich als ich mich fragte, ob oder ob sie nicht in den Ozean gefallen war. Ich fragte mich, ob sie eine schöne Zeit auf ihrem Ausflug gehabt hatte. Ich fragte mich, ob sie überhaupt an mich gedacht hatte. Ob sie mich nur das kleinste bisschen vermisst hatte, von der Menge wie ich sie vermisst hatte.
Ich versuchte sie mir in der Sonne am Strand vorzustellen. Das Bild war natürlich unvollständig, weil ich selbst nie am First Beach gewesen war. Ich wußte nur wie es dort aussah, weil ich Bilder davon gesehen hatte ...
Ich fühlte einen kleinen Zweifel von Unbehagen, als ich über die Gründe warum ich niemals an dem schönen Strand gewesen war, der nur einen fünf Minuten Lauf von meinem zu Hause weg lag, nachdachte. Bella hatte den Tag in La Push verbracht - ein Ort, dem es mir laut Vertrag verboten war, zu betreten. Ein Ort, wo sich immer noch ein paar alte Männer an die Geschichten über die Cullens erinnerten, an sie erinnerten und sie glaubten. Ein Ort wo unser Geheimnis bekannt war ...
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte nichts, weswegen ich mir dort Sorgen machen müßte. Die Quileutes waren auch an den Vertrag gebunden. Sogar wenn Bella einem von diesen alten Männern begegnet wäre, sie hätten ihr nichts verraten dürfen. Und warum sollte dieses Thema überhaupt zu Sprache kommen? Warum würde Bella glauben, daß sie ihre Verdächtigungen dort erzählen müßte? Nein - die Quileutes waren wohl das Einzigste, worüber ich mir keine Sorgen machen müßte.
Ich war verärgert über die Sonne, als sie anfing aufzugehen. Es erinnerte mich daran, daß ich meine Neugier für die kommenden Tage nicht befriedigen konnte. Warum hatte sie sich dazu entschlossen jetzt zu scheinen?
Mit einem Seufzen verschwand ich aus ihrem Fenster, noch bevor es hell genug wurde für irgend jemanden mich hier zu sehen. Ich beschloss in dem dichten Wald hinter ihrem Haus zu warten, um zu sehen wie sie zur Schule fuhr, aber als ich dort ankam, war ich überrascht eine Spur von ihrem Duft, der dort auf dem Weg lag, zu finden. Ich folgte ihr schnell, seltsamerweise mehr und mehr beunruhigt, als sie immer tiefer in die Dunkelheit führte. Was hatte Bella hier Draußen gemacht?
Die Spur stoppte plötzlich, praktisch in der Mitte von Nirgendwo. Sie war nur ein paar Schritte vom Weg weggegangen, in die Farne, wo sie den Stamm eines umgefallenen Baumes berührt hatte. Vielleicht hatte sie hier gesessen ...
Ich setzte mich dorthin wo sie gesessen hatte, und schaute mich um. Alles was sie gesehen hatte waren Farne und Wald. Es hatte wohl geregnet - der Duft war verwaschen und hatte sich tief in dem Baum festgesetzt.
Warum war Bella hier alleine hergekommen um hier zu sitzen - und sie war alleine gewesen, daran gab es keinen Zweifel - in der Mitte von dem nassen, dunklen Wald?
Es machte keinen Sinn, und im Gegensatz zu den anderen Punkten von Merkwürdigkeiten, konnte ich dieses schwer in eine normale Unterhaltung einbringen.
So, Bella, ich war deinem Duft durch den Wald gefolgt, nachdem ich dein Zimmer verlassen hatte, wo ich dir zuvor beim schlafen zugesehen hatte ... Ja, das würde völlig das Eis brechen.
Ich würde nie wissen, was sie hier getan und gedacht hatte, und das ließ meine Zähne vor Frustration zusammenschlagen. Schlimmer noch, das hier war sehr nahe an der Vorstellung von der ich Emmett erzählt hatte - Bella wanderte alleine in den Wäldern, wo ihr Duft jeden rufen würde, der den Sinn hatte, ihn ausfindig zu machen ...
Ich stöhnte. Nicht nur das sie Pech hatte, aber sie zog es auch noch an.
Gut, im Moment hatte sie einen Beschützer. Ich würde auf sie aufpassen, würde sie vor Schaden bewahren, so lange, wie ich es begründen konnte.
Ich wünschte mir plötzlich, daß Peter und Charlotte einen längern Aufenthalt bei uns planten.
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Beitrag  _twilight.<3 Sa Feb 06, 2010 7:15 pm

kapitel 8: der Geist
Ich sah Jasper´s Gäste nicht oft in den zwei sonnigen Tagen an denen sie uns besuchten. Ich kam nur nach Hause, damit Esme sich keine Sorgen machte. Ansonsten sah mein Dasein mehr nach dem eines Geistes aus, als nach dem eines Vampirs. Ich schwebte unsichtbar im Verborgenen, wo ich dem Objekt meiner Liebe und Besessenheit folgen konnte - wo ich sie sehen und reden hören konnte, in den Gedanken der glücklichen Menschen, die mit ihr durchs Sonnenlicht gehen konnten, wo sie ab und zu versehentlich die Handrücken von ihr mit ihren eigenen streiften. Sie reagierte niemals bei solch einer Berührung; deren Hände waren genauso warm wie ihre.
Die zwingende Abwesenheit von der Schule, war noch nie zuvor eine solche Belastung gewesen wie jetzt. Aber es sah aus, als würde die Sonne sie glücklich machen, deshalb konnte ich mich nicht zu sehr darüber ärgern. Alles was sie erfreute lag in meiner guten Gunst.
Montag Morgen belauschte ich ein Gespräch das das Potential hatte, meine Zuversicht zu zerstören, und die Zeit die ich nicht mit ihr verbringen konnte, zur Folter zu machen. Als es endlich endete, versüßte es mir sogar den Tag.
Ich mußte ein kleines bisschen Respekt für Mike Newton fühlen; er hatte noch nicht aufgegeben und schlich weg, um seine Wunden zu lecken. Er hatte mehr Mut, als ich ihm zugeraut hatte. Er wollte es erneut versuchen.
Bella war ein wenig zu früh zur Schule gefahren, es sah so aus als wollte sie die Sonne ein wenig genießen, solange sie schien, und saß auf einer der selten genutzten Pausenbänke, während sie auf das erste Klingeln wartete. Ihr Haar leuchtete in der Sonne in ungeahnter Weise, es hatte einen rötlichen Schimmer, den ich nicht erwartet hatte.
Mike hatte sie dort gefunden, erneut zeichnend, und war erregt wegen seinem Glück. Es war qualvoll, nur in der Lage zu sein sie zu beobachten, machtlos in die Schatten des Waldes verbannt zu sein, aufgrund des strahlenden Sonnenscheins.
Sie begrüßte ihn mit genug Begeisterung um ihn zu verzücken, und mich das Gegenteil fühlen zu lassen.
> Sie an, sie mag mich. Sie würde nicht so Lächeln, wenn sie es nicht tun würde. Ich wette, sie würde gerne mit mir zu dem Tanz gehen. Ich wunder mich nur, was so wichtig in Seattle ist ... <
Er bemerkte den Farbwechsel in ihrem Haar. "Ist mir noch nie aufgefallen, daß deine Haare einen Rotstich haben."
Ich entwurzelte versehentlich die junge Fichte an der meine Hand geruht hatte, als Mike eine Strähne ihre Haares zwischen seine Finger nahm.
Mike brauchte eine Minute um seinen Mut zusammen zu nehmen, und verschwendete dabei Zeit mit Small Talk. Sie erinnerte ihn an den Aufsatz, den wir alle am Mittwoch abgeben mußten. An dem schwachen, selbstzufriedenem Ausdruck von ihrem Gesicht, erkannte ich, daß ihrer schon fertig war. Er hatte es komplett vergessen, und das schmälerte seine Freizeit ernsthaft.
> Verdammt - bescheuerter Aufsatz. <
Schließlich nahm er seinen Mut zusammen - meine Zähne bissen so hart aufeinander, sie hätten Granit pulverisieren können - und sogar dann, konnte er sich nicht dazu bringen die Frage direkt auszusprechen.
"Ich wollte dich eigentlich fragen, ob wir mal zusammen ausgehen."
"Oh," sagte sie.
Es gab eine kurze Stille.
> Oh? Was bedeutete das? Wird sie ja sagen? Warte - ich glaube ich hab nicht richtig gefragt. <
Er schluckte schwer.
"Ich meine, wir könnten was essen gehen oder so ... und ich könnte dann später noch schreiben."
> Albern- das war schon wieder keine Frage. <
"Mike ..."
Die Qual und die Wut meiner Eifersucht waren jetzt noch gewaltiger, als sie es letzte Woche gewesen waren. Ich zerbrach erneut einen Baum, bei dem Versuch mich hier zu halten. Ich wollte so sehr, daß ich über den Schulhof rennen könnte, zu schnell für menschliche Augen, um sie entreißen zu können - um sie dem Jungen stehlen zu können, den ich so sehr in diesem Moment hasste, daß ich ihn töten könnte und es genießen würde.
Würde sie ja zu ihm sagen?
"Ich glaube nicht, daß das eine gute Idee wäre."
Ich atmete auf. Mein erstarrter Körper entspannte sich.
> Seattle war natürlich nur eine Ausrede. Ich hätte sie nicht fragen sollen. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Ich wette es ist wegen diesem Freak, Cullen ... <
"Warum?" fragte er plötzlich.
"Ich glaube ..." sie zögerte. "Und wenn du irgendwas von dem, was ich dir jetzt sage, weitererzählst, schlage ich dich tot, ohne mit der Wimper zu zucken - "
Ich lachte laut aus, als der Klang einer Todesdrohung durch ihre Lippen kam. Ein Eichelhäher schrie erschreckt auf und flog von mir davon.
"Also, ich glaube, das würde Jessica verletzen."
"Jessica?" > Was? Aber ... Oh. Okay. Ich glaube ... Also ... Huh. <
Seine Gedanken waren nicht länger verständlich.
"Ehrlich, Mike, bist du blind?"
Ich überdachte ihre Empfindung. Sie sollte nicht erwarten, daß jeder so scharfsinnig war wie sie, aber dieser Umstand war wirklich deutlich sichtbar. Mit soviel Mühe wie Mike sich gemacht hatte, um sich darauf vorzubereiten, damit er Bella fragen konnte, ob sie mit ihm ausgehen würde, fragte er sich jetzt, ob es bei Jessica nicht so schwer werden würde? Es mußte sein Egoismus sein, der ihn anderen gegenüber blind machte. Und Bella war so selbstlos, daß sie alles sah.
Jessica. > Huh. Wow. Huh. < "Oh," brachte er nur hervor.
Bella nutzte seine Verwirrung um zu gehen.
"Wir müssen los, ich kann nicht schon wieder zu spät kommen."
Mike wurde zu einem unzuverlässigem Blickpunkt von da an. Er stellte fest, nachdem er die Idee von Jessica in seinem Kopf mehrfach überdacht hatte, daß er den Gedanken, daß sie ihn attraktiv fand, wirklich mochte. Es war zwar nicht so gut, als wie wenn Bella das empfunden hätte, aber dennoch.
> Sie ist auch süß, vermute ich. Hübscher Körper. Ein Spatz in der Hand ... <
Er war nicht mehr zu gebrauchen, er war jetzt mit neuen Phantasien beschäftigt die noch geschmackloser waren, als die über Bella, aber jetzt waren sie nur noch irritierend für mich und machten mich nicht mehr wütend. Wie wenig er auch eines der Mädchen verdiente; sie waren fast austauschbar für ihn. Ich blieb seinen Gedanken danach fern.
Als sie außer Sicht war, kletterte ich am glatten Stamm eines gigantischen Erdbeerbaums empor, und hüpfte von Verstand zu Verstand, um sie im Auge zu behalten, immer froh darüber, wenn Angela Weber´s Kopf verfügbar war. Ich wünschte, es gäbe irgendwie einen Weg dem Weber Mädchen zu danken, weil sie immer so eine nette Person war. Ich fühlte mich besser wenn ich mir vorstelle, daß Bella einen Freund hatte, der es auch wert war.
Ich beobachtete Bella´s Gesicht aus jedem Blickwinkel der sich mir bot, und ich konnte sehen, daß sie wieder traurig war. Das überraschte mich - ich dachte, die Sonne wäre genug um sie zum lächeln zu bringen. Während des Mittagessens sah ich, wie sie wieder und wieder zu dem leeren Cullenstisch schaute, und das freute mich riesig. Es gab mir Hoffnung. Vielleicht vermisste sie mich auch.
Sie hatte Pläne gemacht, mit den anderen Mädchen auszugehen - ich machte automatisch meinen eigenen Überwachungsplan - aber diese Pläne verschoben sich, als Mike Jessica zu der Verabredung einlud, die er für Bella geplant hatte.
Also ging ich stattdessen geradewegs zu ihr nach Hause, um einen kurzen Abstecher durch die Wälder zu machen, damit ich sichergehen konnte, daß nichts Gefährliches zu nahe kommen würde. Ich wußte daß Jasper seinen beinahe Bruder gewarnt hatte die Stadt zu meiden - meine Unzurechnungsfähigkeit ausführend als beides, Erklärung und Warnung - aber ich wollte keine Risiken eingehen. Peter und Charlotte hatten keine Absichten, irgendwelchen Hass mit meiner Familie zu verursachen, aber Absichten waren wechselhafte Dinge ...
Ok, ich übertrieb es. Ich wußte das.
Als ob sie wüßte, daß ich sie beobachtete, als ob sie Mitleid hatte, wegen der Qual die ich fühlte, wenn ich sie nicht sehen konnte, kam Bella auf die Wiese hinter dem Haus, nachdem sie eine lange Stunde im Inneren verbracht hatte. Sie hatte ein Buch in der Hand und eine Decke unter ihrem Arm.
Lautlos kletterte ich in die höheren Äste des vordersten Baumes, um die Wiese besser überblicken zu können.
Sie breitete die Decke auf dem feuchten Gras aus, legte sich auf ihren Bauch und begann in dem verschlissenen Buch zu blättern, als versuchte sie die Stelle zum Weiterlesen zu finden. Ich las über ihre Schulter hinweg mit. Ah - noch mehr Klassiker. Sie war ein Austen Fan.
Sie las schnell, während sie ihre Knöchel in der Luft kreuzte und dann wieder hinlegte. Ich beobachtete das Sonnenlicht und das Spiel des Windes in ihrem Haar, als ihr Körper plötzlich zusammenzuckte, und ihre Hand auf der Seite gefror. Alles was ich sehen konnte, war daß sie Kapitel drei erreicht hatte, als sie grob einen dicken Teil von Seiten packte und sie grob umblätterte.
Ich konnte einen Blick auf die Titelseite werfen, Mansfield Park. Sie begann mit einer neuen Geschichte - das Buch war eine Ansammlung von Geschichten. Ich fragte mich, warum sie die Geschichten so abrupt gewechselt hatte.
Nur ein paar Momente später, klappte sie das Buch verärgert zu. Mit einem grimmigen, finsteren Blick auf ihrem Gesicht warf sie das Buch zur Seite und drehte sich auf den Rücken. Sie nahm einen tiefen Atemzug, als ob sie sich beruhigen wollte, krempelte die Ärmel hoch und schloß ihre Augen. Ich erinnerte mich an die Geschichte, aber mir fiel nichts ein, was sie beleidigt haben könnte, um sie so aufzuregen. Noch eine Merkwürdigkeit. Ich seufzte.
Sie lag sehr still, bewegte sich nur ein Mal um ihr Haar aus dem Gesicht zu streichen. Es lag verteilt über ihrem Kopf, ein Strom von kastanienfarbenem Haar. Und sie war erneut emotionslos. Ihre Atmung wurde langsamer. Nach einigen langen Minuten begannen ihre Lippen sich zu bewegen.
Sie murmelte wieder im Schlaf.
Es war unmöglich dem zu widerstehen. Ich hörte so genau hin wie ich konnte, hörte sogar die Geräusche aus den in der Nähe gelegenen Häusern.
> Zwei Esslöffel Mehl ... eine Tasse Milch ... <
> Auf geht´s! Spring durch den Reifen! Aw, mach schon! <
> rot oder blau ... oder vielleicht sollte ich etwas schlichteres tragen ... <
Es war niemand in der Nähe. Ich sprang zu Boden, und landete geräuschlos auf meinen Zehen. Das war absolut falsch, sehr riskant. Wie herablassend hatte ich einst Emmett verurteilt für seine unbedachten Handlungen und Jasper wegen seiner fehlenden Disziplin - und jetzt war ich dabei, mich absichtlich über die Regeln hinwegzusetzen, mit einer stürmischen Unbekümmertheit, die ihre Verfehlungen nach nichts aussehen ließ. Ich mußte der Verantwortungsbewusste von uns sein.
Ich seufzte, aber schlich trotzdem hinaus in den Sonnenschein.
Ich vermied es mich selbst im Sonnenlicht anzusehen. Es war schlimm genug, daß meine Haut wie Stein war, und unmenschlicher, als im Schatten; ich wollte Bella und mich selbst nicht Seite an Seite im Sonnenlicht sehen müssen. Die Unterschiede zwischen uns waren schon unüberwindbar, schmerzhaft genug, ohne diese Vorstellung auch noch in meinem Kopf haben zu müssen.
Aber ich konnte das regenbogenfarbige Funkeln, daß sich auf ihrer Haut spiegelte, als ich näher kam, nicht ignorieren. Mein Kiefer versteifte sich bei diesem Anblick. Könnte ich noch mehr ein Freak sein als jetzt? Ich stellte mir ihr Grauen vor, wenn sie jetzt die Augen öffnete ...
Ich wollte schon den Rückzug antreten, aber sie murmelte erneut, und ließ mich inne halten.
"Mmm ... Mmm."
Nichts verständliches. Gut, ich würde einen wenig warten.
Ich stahl vorsichtig ihr Buch, ich streckte meinen Arm aus und hielt dabei den Atem an, während ich ihr so nahe war, nur zu Sicherheit. Ich atmete wieder als ich mich ein paar Meter von ihr entfernt hatte, um zu testen wie der Sonnenschein und die frische Luft ihren Duft beeinträchtigten. Die Hitze schien ihren Duft noch zu versüßen. Meine Kehle brannte vor Begierde, das Feuer war erneut frisch und heftig, weil ich ihr so lange ferngeblieben war.
Ich brauchte einen Moment um mich zu kontrollieren - dann zwang ich mich durch meine Nase zu atmen - und öffnete ihr Buch. Sie hatte mit der ersten Geschichte angefangen ... ich blätterte die Seiten um, bis zum dritten Kapitel von Sinn und Sinnlichkeit, und suchte nach etwas möglicherweise beleidigendem in Austen´s überaus höflich, aber langweilig geschriebenen Geschichten.
Als meine Augen automatisch bei meinem Namen hängen blieben - der Charakter Edward Ferrars wurde zum ersten Mal vorgestellt - Bella sprach erneut.
"Mmm. Edward." Sie seufzte.
Diesesmal hatte ich keine Angst, daß sie aufgewacht war. Ihre Stimme war ganz schwach, ein sehnsüchtiges Gemurmel. Es war kein Schrei von Angst, der es gewesen wäre wenn sie mich jetzt sehen würde. Freude kämpfte mit meiner Selbstverachtung. Sie träumte erneut von mir.
"Edmund. Ahh. Zu ... nahe ..."
Edmund?
Ha! Sie träumte überhaupt nicht von mir, erkannte ich bitter. Die Selbstverachtung kam mit Gewalt zurück. Sie träumte von erfundenen Charakteren. So viel zu meiner Eingebildetheit. Ich legte ihr Buch zurück an seinen Platz, und stahl mich zurück in den Schutz der Schatten - wo ich auch hingehörte.
Der Nachmittag verging und ich beobachtete sie, ich fühlte mich erneut hilflos, als die Sonne langsam am Himmel sank und sich die Schatten über den Rasen zu ihr hinbewegten. Ich wollte sie am liebsten aufhalten; aber die Dunkelheit war unausweichlich. Als das Licht verschwand, schien ihre Haut blasser zu werden - geisterhaft. Ihr Haar war wieder dunkel, fast schwarz gegenüber ihrem Gesicht.
Es war eine beunruhigende Sache es zu beobachten - wie es mitzuerleben. Alice Visionen erfüllten sich. Bella´s gleichmäßiger, starker Herzschlag war die einzige Bestätigung, das Geräusch welches diesen Moment nicht in einen Albtraum verwandelte.
Ich war erleichtert, als ihr Vater nach Hause kam.
Ich konnte ein wenig von ihm hören, als er die Straße zum Haus entlangfuhr. Einige undeutliche Ärgernisse ... die Heute im laufe des Tages bei der Arbeit passiert waren. Erwartungen gemischt mit Hunger - ich glaubte, daß er darüber nachdachte, was es zu Essen geben würde. Aber seine Gedanken waren so still und zurückhaltend; ich konnte nur den Kern von ihnen erfassen.
Ich fragte mich, wie die Gedanken ihre Mutter klangen - was zu der genetischen Veränderung geführt hatte, die sie so einmalig machte.
Bella wurde wach, und setzte sich ruckartig auf, als die Räder des Auto´s ihres Vaters auf die Auffahrt fuhren. Sie schaute um sich, sie sah ein wenig verwirrt aus, bei der unerwarteten Dunkelheit. Für einen kurzen Moment, sahen ihre Augen zu den Schatten in denen ich mich versteckte, doch blickten dann schnell weg.
"Charlie?" fragte sie leise, immer noch in die Bäume spähend welche die kleine Wiese umschlossen.
Die Tür seines Autos schlug zu, und sie sah in Richtung des Geräusches. Sie sprang schnell auf die Füße, raffte ihre Dinge zusammen, und warf noch einmal einen Blick in Richtung der Bäume. Ich kletterte in einen Baum der näher am Hinterfenster zur Küche lag, und hörte ihrer Abendunterhaltung zu. Es war interessant Charlie´s Worte mit seinen dumpfen Gedanken zu vergleichen. Seine Liebe und Besorgnis für seine einzigste Tochter waren nahezu überwältigend, und dennoch waren seine Worte immer knapp und beiläufig. Die meiste Zeit saßen sie in geselliger Stille.
Ich hörte das Gespräch über ihre Pläne für den nächsten Abend nach Port Angeles zu fahren, und ich verfeinerte meine eigenen Pläne, während ich zuhörte. Jasper hatte Peter und Charlotte nicht gewarnt, nicht von Port Angeles fern zu bleiben. Obwohl ich wußte, daß sie erst kürzlich getrunken hatten, und kein Bedürfnis danach hatten irgendwo in der Umgebung unseres Zuhauses jagen zu gehen, würde ich sie dennoch beobachten, nur für den Fall. Und schließlich gab es noch andere meiner Art dort draußen. Und dann gab es auch noch all die anderen menschlichen Gefahren, um die ich mir bis jetzt nie viele Gedanken gemacht hatte.
Ich hörte ihre besorgte Äußerung, ob ihr Vater es wohl schaffte sich das Abendessen allein zu zubereiten, wenn sie nicht da wäre, und lächelte über die Bestätigung meiner Theorie - ja, sie war eine verantwortungsbewusste Person.
Ich ging vorerst nach Hause, wissend, ich würde wiederkommen wenn sie schliefe.
Ich würde nicht in ihre Privatsphäre eindringen, wie es ein Spanner tun würde. Ich war zu ihrem Schutz hier, nicht um ihr hinterher zu schielen wie Mike Newton es zweifellos tun würde, wenn er so wendig wäre wie ich, um sich durch die Baumkronen zu bewegen. Ich würde sie nicht so grob behandeln.
Mein Haus war verlassen, als ich zurück kam, was gut für mich war. Ich vermisste die verwirrten oder abschätzigen Gedanken nicht, die nach meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit fragten. Emmett hatte eine Nachricht an den Treppenpfosten geklebt.
Football auf dem Rainier Feld - Mach schon! Bitte?
Ich fand einen Stift und schrieb tut mir leid neben seine Bitte. Die Teams waren ausgeglichen ohne mich, in jeder Hinsicht.

Ich ging kurz jagen, gab mich zu frieden mit den kleineren, freundlicheren Kreaturen, die nicht so gut schmeckten wie die Jäger, danach zog ich mir noch frische Kleidung an, bevor ich nach Forks zurück rannte.
Bella schlief wieder nicht gut in dieser Nacht. Sie drehte sich unter ihrer Bettdecke, ihr Gesicht war manchmal besorgt, manchmal traurig. Ich fragte mich, was für einen Albraum sie wohl jagte ... und dann wußte ich plötzlich, daß ich das garnicht wissen wollte.
Wenn sie sprach, murmelte sie meistens abschätzige Dinge über Forks mit einer verdrießlichen Stimme. Nur einmal, als sie die Worte "Komm zurück" seufzte, und ihre Hände öffnete - eine wortlose Bitte - hatte ich die Chance zu hoffen, daß sie von mir träumte.
Der nächste Schultag war der letzte Tag, am dem die Sonne mich als Gefangenen halten konnte, es war fast alles genauso wie am Tag zuvor. Bella sah nur noch bedrückter aus als gestern, und ich fragte mich ob sie ihre Pläne wohl absagen würde - sie sah nicht so aus, als ob sie dafür in der Stimmung wäre.
Aber Bella würde wahrscheinlich das Vergnügen ihrer Freundinnen über ihre eigenen stellen.
Sie trug heute eine tiefblaue Bluse, und die Farbe unterstrich ihren Hautton perfekt, sie sah aus wie frische Sahne.
Als die Schule zu ende war, stimmte Jessica zu, die anderen abzuholen - Angela kam auch mit, wofür ich dankbar war.
Ich ging nach Hause um mein Auto zu holen. Als ich sah daß Peter und Charlotte da waren, beschloss ich den Mädchen eine Stunde Vorsprung zu geben, bevor ich losfuhr. Ich wäre nicht in der Lage mit normaler Geschwindigkeit hinter ihnen herzufahren - scheußlicher Gedanke.
Ich kam durch die Küche rein, nickte undeutlich bei Emmett´s und Esme´s Begrüßung, ging an allen im Wohnzimmer vorbei, geradewegs auf den Flügel zu.
> Ugh, er ist zurück. < Natürlich, Rosalie.
> Ah, Edward. Ich hasse es ihn so leiden zu sehen. < Esme´s Freude wurde durch ihre Besorgnis verdorben. Sie sollte auch verdorben sein. Diese Liebesgeschichte, die sie sich für mich vorstellte, steuerte mit jedem Moment mehr, auf eine Tragödie zu.
> Hab Heute Abend viel Spaß in Port Angeles, < dachte Alice fröhlich. > Lass mich wissen, wenn es mir erlaubt ist mit Bella zu reden. <
> Du bist erbärmlich. Ich kann nicht glauben, daß du das Spiel letzte Nacht verpasst hast, weil du lieber jemandem beim schlafen zusehen wolltest, < grummelte Emmett.
Jasper verschwendete keinen Gedanken an mich, auch nicht, als das Lied, welches ich spielte, ein wenig stürmischer klang, als ich beabsichtigt hatte. Es war ein altes Lied, mit einem vertrautem Thema: Ungeduld. Jasper verabschiedete sich von seinen Freunden, die mich seltsam beäugten.
> Was für eine merkwürdige Kreatur, < dachte die Alicegroße, weißblonde Charlotte.
> Und er war so normal und freundlich als wir uns das letzte Mal gesehen haben. <
Peter´s Gedanken harmonierten mit ihren, wie es sonst auch der Fall war.
> Es muß an den Tieren liegen. Das Fehlen von menschlichem Blut macht sie eventuell verrückt, folgerte er. < Sein Haar war genauso blond wie das ihre, und genauso lang. Sie waren sich sehr ähnlich - ausgenommen die Größe, er war genauso groß wie Jasper - in beidem, Aussehen und Denken. Ein gut zusammenpassendes Paar, was ich schon immer gedacht hatte.
Alle außer Esme hörten nach einer Weile auf über mich nachzudenken, und ich spielte in mehr gedämpfteren Tönen, damit ich ihre Aufmerksamkeit nicht mehr auf mich zog.
Ich schenkte ihnen nicht lange Beachtung, ich versuchte mich durch die Musik von meiner Unruhe abzulenken. Es war schwer das Mädchen nicht zu sehen oder sie in den Gedanken anderer zu sehen. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit erst wieder ihrer Unterhaltung zu, als die Verabschiedung sich dem Ende neigte.
"Wenn du Maria wiedersehen solltest," sagte Jasper ein wenig vorsichtig, " sag ihr, daß ich ihr alles Gute wünsche."
Maria war der Vampir, der Jasper und Peter erschaffen hatte - Jasper in der späteren Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Peter erst vor kurzem, in den Neunzehnhundertvierziegern.
Sie hatte Jasper einmal besucht, als wir in Calgary lebten. Es war ein ereignisreicher Besuch gewesen - wir mußten danach unverzüglich umziehen. Jasper hatte sie freundlichst darum gebeten, sich in der Zukunft von uns fern zu halten.
"Ich glaube nicht, daß das so schnell passieren wird," sagte Peter mit einem Lachen - Maria war unbestreitbar gefährlich und es gab nicht mehr sehr viel Zuneigung zwischen ihr und Peter. Peter war damals sehr hilfreich gewesen, bei Jasper´s Lossagung von ihr. Jasper war immer Maria´s Liebling gewesen; sie betrachtete es als geringfügiges Detail, daß sie einst geplant hatte Peter zu töten. "Aber, sollte es passieren, tue ich es natürlich."
Sie schüttelten sich dann die Hände, sie waren fertig um abzureisen. Ich ließ das Lied, welches ich spielte, mit einem unbefriedigendem Ende ausklingen, und kam hastig auf meine Füße.
"Charlotte, Peter," sagte ich nickend.
"Es war nett dich wieder zu sehen, Edward, " sagte Charlotte skeptisch. Peter nickte nur zurück.
> Verrückter, < schmiss Emmett mir entgegen.
> Idiot, < dachte Rosalie zur gleichen Zeit.
> Armer Junge. < Esme.
Und Alice, in einem tadelndem Ton. > Sie werden geradewegs östlich nach Seattle gehen. Sie kommen nicht in die Nähe von Port Angeles. < Sie zeigte mir den Beweis in ihren Visionen. Ich tat so, als hätte ich das nicht gehört. Meine Ausreden waren schon dünn genug.
Sobald ich in meinem Auto saß, fühlte ich mich viel entspannter; das kräftige Schnurren der Maschine die Rosalie für mich getuned hatte - letztes Jahr, als sie in einer besseren Stimmung war - jagte dahin. Es war eine Befreiung sich zu bewegen, zu wissen, daß ich mich Bella näherte, mit jeder Meile die unter meinen Rädern dahinflog.
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Beitrag  _twilight.<3 Sa Feb 06, 2010 7:18 pm

kapitel 9 : (teil 1) dinner for two
Es war zu hell für mich, um in die Stadt fahren zu können, als ich in Port Angeles ankam; die Sonne stand noch zu hoch am Himmel, und obwohl meine Fenster schwarz getönt waren, gab es keinen Grund für unnötige Risiken. Noch mehr unnötige Risiken, sollte ich sagen.
Ich war überzeugt, daß ich Jessica´s Gedanken aus der Ferne finden könnte - Jessica´s Gedanken waren lauter als Angela´s, aber wenn ich die Erste finden würde, würde ich auch in der Lage sein die Zweite zu hören. Und dann, wenn die Schatten länger werden würden, könnte ich näher kommen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt konnte ich nur von der Hauptstraße abfahren, auf einen grasüberwachsenen kleinen Weg, der kurz vor der Stadt lag und so aussah, als würde er selten benutzt werden.
Ich kannte die ungefähre Richtung in der ich suchen mußte - es gab nur einen einzigen richtigen Ort in Port Angeles, wo man Kleidung kaufen konnte. Ich brauchte nicht lange um Jessica zu finden, sie stand vor einem großen hölzernen Spiegel, und ich konnte Bella in ihrer Nähe sehen, wie sie das lange schwarze Kleid was Jessica trug beurteilte.
> Bella sieht immer noch angepisst aus. Haha. Angela hatte recht - Tyler lag vollkommen falsch. Ich verstehe trotzdem nicht, warum sie so aufgebracht deswegen ist. Es ist doch gut zu wissen, daß man schon eine Verabredung für den Abschlussball hat. Was ist, wenn Mike keinen Spaß bei dem Tanz hat, und er mich nicht noch einmal fragt, ob wir erneut ausgehen? Was ist, wenn er Bella zum Abschlussball einlädt? Hätte sie Mike zum Ball eingeladen, wenn ich nichts gesagt hätte? Denkt er, daß sie hübscher ist als ich? Denkt sie, daß sie hübscher ist als ich?
"Ich glaube, ich finde das Blaue besser. Es bringt deine Augen zu Geltung." <
Jessica lächelte Bella mit verlogener Wärme an, während sie sie misstrauisch beäugte.
> Glaubt sie das wirklich? Oder will sie, daß ich wie eine dumme Kuh am Samstag aussehe? <
Ich war mittlerweile müde Jessica zuzuhören. Ich suchte Angela in ihrer Nähe - ah, aber Angela war gerade dabei sich umzuziehen, und ich sprang schnell aus ihrem Kopf, um ihr ihre Privatsphäre zu lassen.
Ok, es gab nicht viele Probleme in einem Einkaufszentrum, in die Bella kommen könnte. Ich ließ sie weiter einkaufen und schloß mich ihnen wieder an, als sie damit fertig waren. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es dunkel werden würde - die Wolken kamen zurück, zogen von Westen her auf. Ich konnte nur flüchtige Eindrücke von ihnen durch die dicken Bäume sehen, aber ich konnte sehen, wie sie sich beeilten, wegen des Sonnenunterganges. Ich hieß ihn willkommen, ich ersehnte seine Schatten mehr, als ich sie jemals zuvor ersehnt hatte. Morgen könnte ich wieder neben Bella in der Schule sitzen, könnte ihre Aufmerksamkeit beim Mittagessen wieder auf mich ziehen. Ich könnte sie all die Fragen fragen, die ich aufgespart hatte ...
Also, sie war wütend über Tyler´s Annahme. Ich hatte es in seinem Kopf gesehen - daß er es ernst gemeint hatte, als er das über den Abschlussball zu ihr gesagt hatte, daß er sie eingeladen hatte, und seinen Anspruch gelten zu machen. Ich stellte mir ihren Ausdruck von diesem Nachmittag vor - der schockierte Zweifel - und ich lachte. Ich fragte mich, was sie wohl deswegen zu ihm sagen würde. Ich wollte auf gar keinen Fall ihre Reaktion darauf verpassen.
Die Zeit verging langsam, während ich darauf wartete, daß die Schatten sich ausdehnten. Ich schaute gelegentlich in Jessica´s Kopf; ihre Gedanken waren am einfachsten zu finden, aber ich mochte es nicht, dort lange zu bleiben. Ich sah den Ort, wo sie planten Essen zu gehen. Es würde dunkel sein zum Abendessen ... vielleicht würde ich zufälligerweise das gleiche Restaurant wählen. Ich griff nach dem Handy in meiner Tasche, ich dachte darüber nach, Alice zum Essen einzuladen ... Sie würde es lieben, aber sie würde auch mit Bella sprechen wollen. Ich war mir nicht sicher, ob ich schon bereit dafür war, Bella noch mehr in meine Welt hineinzuziehen. War ein Vampir nicht schon problematisch genug?
Ich schaute erneut in Jessica´s Kopf. Sie dachte über ihren Schmuck nach, fragte nach Angela´s Meinung.
> "Vielleicht sollte ich die Halskette zurückbringen. Ich habe eine zu Hause die wahrscheinlich passen würde, und ich hab mehr ausgegeben als ich eigentlich wollte ..." Meine Mutter wird ausflippen. Was hab ich mir nur dabei gedacht?
Ich denke nicht, daß wir noch einmal zu Geschäft zurück gehen können. Glaubst du nicht, daß Bella schon nach uns Ausschau halten wird?" <
Was war das? Bella war nicht bei ihnen? Ich starrte als Erstes durch Jessica´s Augen, und wechselte dann zu Angela´s. Sie gingen auf dem Bürgersteig an einer Reihe von Geschäften entlang, drehten gerade um und gingen den Weg zurück. Bella war nirgendwo zu sehen.
> Oh, wer interessiert sich schon für Bella? < Dachte Jess ungeduldig, bevor sie Angela´s Frage beantwortete. >"Ihr geht's bestimmt gut. Wir haben noch genug Zeit das Restaurant rechzeitig zu erreichen, wenn wir jetzt zurück gehen. Außerdem glaube ich, daß sie alleine sein wollte." < Ich bekam einen flüchtigen Blick von dem Buchladen, von dem Jessica dachte, daß Bella dort hingegangen wäre.
> "Komm, beeilen wir uns," < sagte Angela. > Ich hoffe Bella denkt nicht, daß wir sie loswerden wollten. Sie war so nett zu mir vorhin im Auto ... Sie ist wirklich eine liebenswürdige Person. Aber sie wirkte ziemlich traurig den ganzen Tag. Ich frage mich, ob es etwas mit Edward Cullen zu tun hat? Ich wette deshalb hat sie mich auch nach seiner Familie gefragt ... <
Ich hätte besser aufpassen müssen. Was hatte ich nur alles verpasst? Bella war ganz alleine unterwegs, und sie hatte zuvor nach mir gefragt? Angela schenkte jetzt Jessica ihre Aufmerksamkeit - Jessica quasselte über diesen Idioten Mike - und ich konnte nichts mehr von ihr hören.
Ich beurteilte die Schatten. Die Sonne würde bald hinter den Wolken verschwinden. Wenn ich mich auf der westlichen Seite der Straße aufhalten würde, wo die Gebäude die Straße von dem schwindendem Licht abdunkelten ...
Ich begann mich ein wenig ängstlich zu fühlen, als ich durch den wenigen Verkehr ins Stadtzentrum fuhr. Das war etwas was ich nicht überdacht hatte - Bella alleine unterwegs - und ich hatte keine Idee, wie ich sie finden konnte. Ich hätte das bedenken müssen.
Ich kannte Port Angeles gut; ich fuhr direkt zum Buchladen in Jessica´s Kopf, und hoffte meine Suche würde nicht lange dauern, aber ich bezweifelte, daß es so einfach werden würde. Wann hatte Bella es jemals einfach gemacht?
Tatsächlich war der kleine Laden leer, ausgenommen der altmodisch angezogenen Frau hinter dem Tresen. Das sah nicht nach einem Ort aus, an dem Bella interessiert sein würde - zu esoterisch für eine praktische Person. Ich fragte mich, ob sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatte hineinzugehen?
Es gab eine Stelle im Schatten wo ich parken konnte ... er machte einen dunklen Pfad direkt zu dem Laden. Ich sollte es wirklich nicht tun. Während der Sonnenscheinstunden draußen herumzulaufen war nicht sicher. Was wäre, wenn ein vorbeifahrendes Auto das Sonnenlicht im falschen Moment direkt in den Schatten reflektieren würde?
Aber ich wußte nicht, wie ich Bella sonst finden sollte!
Ich parkte und stieg aus, ich hielt mich im dunkelsten Teil des Schattens auf. Ich ging schnell in den Laden, bemerkte die geringe Spur von Bella´s Duft in der Luft. Sie war hier gewesen, auf dem Bürgersteig, aber es gab keine Spur ihres Duftes in dem Laden.
"Willkommen! Kann ich ihnen helfen -" begann die Verkäuferin zu sagen, aber ich war mittlerweile schon wieder aus der Tür raus.
Ich folgte Bella´s Geruch soweit es der Schatten erlaubte, und blieb stehen, als ich die Grenze zum Sonnenlicht erreicht hatte.
Wie kraftlos es mich fühlen ließ - eingezäunt durch die Grenze zwischen Dunkelheit und Licht, die sich über den Gehweg vor mir erstreckte. Dermaßen eingeschränkt.
Ich konnte mir nur vorstellen, daß sie der Straße weiter richtung Süden gefolgt war. Da gab es nicht wirklich viel in dieser Richtung. Hatte sie sich verlaufen? Gut, diese Möglichkeit klang nicht vollkommen unlogisch bei ihrem Charakter.
Ich stieg wieder ins Auto und fuhr langsam durch die Straßen, hielt nach ihr Ausschau. Ich stieg an einigen anderen Orten die im Schatten lagen aus, aber ich fand ihren Duft nur noch ein einziges Mal und die Richtung verwirrte mich. Wohin war sie unterwegs?
Ich fuhr zurück, und suchte die Strecke zwischen dem Buchladen und dem Restaurant ein paar Mal ab, hoffte sie irgendwo zu sehen. Jessica und Angela waren mittlerweile beim Restaurant angekommen, und überlegten ob sie schon bestellen oder noch auf Bella warten sollten. Jessica drängelte, weil sie schleunigst bestellen wollte.
Ich begann durch die Gedanken von Fremden zu wandern, und schaute durch ihre Augen. Sicherlich mußte irgendjemand, sie ja irgendwo gesehen haben.
Ich wurde immer ängstlicher, je länger sie verschwunden blieb. Ich hatte mir vorher keine Gedanken darüber gemacht, wie schwierig sie es machen würde, sie zu finden, genau wie jetzt, sie war außerhalb meiner Sichtweite und nicht mehr auf ihrem normalen Weg. Ich mochte es garnicht.
Die Wolken häuften sich am Horizont, und in wenigen Minuten, würde ich frei sein, um ihr zu Fuß zu folgen. Ich würde dann nicht lange brauchen, sie zu finden. Es war nur die Sonne, die mich jetzt so hilflos machte. Nur noch ein paar Minuten, und dann würde der Vorteil wieder meiner sein, und dann wäre es die menschliche Welt die machtlos wäre.
Ein anderer Verstand, und noch einer. So viele belanglose Gedanken.
> ... ich glaube das Baby hat wieder eine Gehörgangsinfektion ... <
> War es sechs vier oh oder sechs oh vier ...? <
> Schon wieder zu spät. Ich sollte ihm erzählen ... <
> Hier kommt sie! Aha! <
Dort, bei dem letzten Gedanken, war ihr Gesicht. Schließlich hatte sie doch jemand bemerkt!
Die Erleichterung dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde, und dann las ich die Gedanken des Mannes vollständig, der sich hämisch freute über ihr Gesicht in den Schatten.
Sein Verstand war fremd für mich, und plötzlich, nicht total unbekannt. Ich hatte einst, genau solche Gemüter gejagt.
"NEIN!" brüllte ich, und eine Salve von Knurren brach aus meiner Kehle hervor. Mein Fuß drückte das Gaspedal bis zum Boden durch, aber wohin sollte ich fahren?
Ich kannte die ungefähre Richtung seiner Gedanken, aber diese Kenntnis war nicht zielgerichtet genug. Irgendetwas, es mußte irgendetwas geben - ein Straßenname, eine Ladenfront, irgendetwas in seinem Blickfeld, daß seinen Standort verraten würde. Aber Bella war tief im Schatten, und seine Augen waren nur auf ihren verängstigten Ausdruck fixiert. Bella war nicht sein erstes Opfer.
Das Geräusch meines Knurren schüttelte den Fahrzeugrahmen meines Autos, aber lenkte mich nicht ab.
Es gab keine Fenster in der Wand hinter ihr. Irgendwo im Industriegebiet, entfernt von dem stärker bevölkerten Einkaufsbezirk. Mein Auto quietschte um eine Kurve, ich wich einem anderem entgegenkommenden Auto aus, und fuhr in die richtige Richtung, wie ich hoffte. Als der andere Autofahrer anfing zu hupen, war das Geräusch schon weit hinter mir.
> Sie nur wie sie zittert! < Kicherte der Mann vor Vorfreude. Die Furcht war verlockend für ihn - der Teil der ihn erfreute.
>"Bleib, wo du bist." < Ihre Stimme war leise und fest, aber kein Schrei.
"Ach Süße, sei doch nicht so."
Er beobachtete, wie sie vor einem rauen Gelächter, daß aus einer anderen Richtung kam, zusammenzuckte. Er war genervt von dieser Stimme - Halt den Mund, Jeff! dachte er - aber er amüsierte sich über die Art, wie sie erschauderte. Es erregte ihn. Er begann sich ihre Bitten vorzustellen, die Art wie sie ihn anflehen würde ...
Ich hatte nicht bemerkt, daß dort auch noch andere bei ihm waren, bis ich den lauten Lacher gehört hatte. Ich untersuchte die Gegend durch seine Augen, verzweifelt bemüht etwas zu finden, was ich verwenden konnte. Er tat den ersten Schritt in ihre Richtung, und streckte seine Hände.
Die Gemüter der anderen um ihn herum, waren nicht die gleiche `Jauchegrube´, wie seiner. Sie waren alle ein bisschen betrunken, niemand von ihnen bemerkte wie weit der Mann, den sie Lonnie nannten, plante in dieser Sache zu gehen. Sie folgten Lonnie´s Führung blind. Er hatte ihnen ein bisschen Spaß versprochen ...
Einer von ihnen schaute nervös die Straße hinunter - er wollte nicht erwischt werden, weil er das Mädchen belästigte - und gab mir was ich brauchte. Ich erkannte die gegenüberliegende Straße, zu der er starrte.
Ich überfuhr eine rote Ampel, schlängelte mich durch eine Lücke zwischen zwei Autos hindurch die gerade groß genug war, in dem sich bewegendem Verkehr. Hupen ertönten hinter mir.
Mein Handy vibrierte in meiner Tasche. Ich ignorierte es.
Lonnie ging langsam auf das Mädchen zu, erhöhte die Spannung - den Moment des Schreckens, der ihn erregte. Er wartete auf ihren Schrei, bereitete sich darauf vor ihn zu genießen.
Aber Bella verschloss ihren Kiefer und versteifte sich. Er war überrascht - er hatte erwartet, daß sie versuchen würde wegzulaufen. Überrascht und ein wenig enttäuscht. Er mochte es seinem Opfer hinterher zu jagen, das Adrenalin von der Jagt.
> Mutig, die Kleine. Vielleicht ist es besser so, ich schätze ... es ist mehr Kampfgeist in ihr. <
Ich war noch einen Block entfernt. Das Monster konnte das Dröhnen meines Motors jetzt hören, aber er schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, er war zu versessen auf sein Opfer.
Ich würde sehen, wie er die Jagd genießen würde, wenn er das Opfer war. Ich würde sehen, was er von meiner Art zu jagen dachte.
In einem anderen Teil meines Kopfes, war ich bereits dabei die Auswahl von Foltern zu sortieren, die ich in den Tagen meiner Selbstjustiz miterlebt hatte, ich suchte nach der Schmerzvollsten von ihnen. Er würde für das hier büßen. Er würde sich winden vor Qual. Die anderen würden lediglich sterben für ihre Rolle, aber das Monster, das sie Lonnie nannten würde um den Tot betteln, lange bevor ich ihm dieses Geschenk machen würde.
Er stand auf der Straße, genau gegenüber von ihr.
Ich schleuderte um die Kurve, meine Scheinwerfer erhellten die Szenerie und ließ die anderen an ihrem Platz gefrieren. Ich hätte den Anführer überfahren können, der aus dem Weg sprang, aber das wäre ein zu einfacher Tot für ihn.
Ich riss das Auto herum, ließ es um hundertachtzig Grad herumschleudern, so daß ich wieder in die Richtung sah, aus der ich gekommen war, und die Beifahrertür Bella am nächsten war. Ich stieß die Tür auf, während sie schon dabei war auf´s Auto zu zu rennen.
"Steig ein," knurrte ich.
> Was zum Teufel? <
> Ich wußte, daß das eine schlechte Idee war! Sie ist nicht alleine. <
> Soll ich weglaufen? <
> Ich glaube ich muß mich übergeben ... <
Bella sprang ohne Zögern durch die offene Tür, und schloß die Tür hinter sich.
Und dann schaute sie mich mit dem größten vertrauensvollsten Ausdruck an, den ich jemals in einem menschlichen Gesicht gesehen hatte, und all meine brutalen Pläne bröckelten.
Es brauchte viel, viel weniger als eine Sekunde für mich um zu sehen, daß ich sie nicht alleine im Auto zurücklassen konnte um mich mit den vier Männern in der Straße zu befassen. Was sollte ich ihr erzählen, damit sie nicht zusah? Ha! Wann hatte sie jemals daß getan, worum ich sie gebeten hatte? Wann hatte sie jemals die sicheren Sachen gemacht?
Würde ich sie aus ihren Blickfeld zerren können, und sie hier alleine lassen können? Es war reine Spekulation, daß ein anderer gefährlicher Mensch die Straßen von Port Angeles heute Abend durchstreifen würde, aber es war auch reine Spekulation, daß dort sogar der Erste war! Wie ein Magnet, zog sie alle gefährlichen Dinge zu sich. Ich konnte sie nicht von meiner Seite lassen.
Es würde sich für sie wie Teil der Bewegung anfühlen als ich beschleunigte, sie von ihren Verfolgern so schnell fortschaffend, daß sie meinem Auto mit verständnislosen Ausdrücken nachgafften. Sie würde meinen Moment des Zögerns nicht erkennen. Sie würde annehmen, daß der Plan von Anfang an die Flucht war.
Ich konnte ihn auch nicht einfach mit meinem Auto überfahren. Das würde sie verängstigen.
Ich wollte seinen Tot so rigoros, daß das Bedürfnis danach in meinen Ohren klingelte, meinen Blick vernebelte und ein Geschmack auf meiner Zunge war. Meine Muskeln waren durch die Dringlichkeit, die Sehnsucht, die Notwendigkeit verkrampft. Ich mußte ihn töten. Ich würde ihn langsam einzeln schälen, Stück für Stück, Haut vom Muskel, Muskel vom Knochen ...
Nur daß das Mädchen - das einzige Mädchen in der Welt - sich mit beiden Händen am Sitz fest klammerte, mich anstarrte, ihre Augen waren immer noch groß und vollkommen vertrauensvoll. Die Rache würde warten müssen.
"Schnall dich an," befahl ich. Meine Stimme war grob, wegen dem Hass und der Blutlust. Nicht die normale Blutlust. Ich würde mich nicht selbst besudeln, indem ich auch nur irgendetwas vom diesem Mann in mir aufnehmen würde.
Sie schnallte sich sofort an, und zuckte leicht bei dem Geräusch, das dabei entstand, zusammen. Dieses kleine Geräusch ließ sie zusammenzucken, jedoch schreckte sie nicht davor zurück als ich durch die Stadt raste und alle Verkehrsregeln ignorierte. Ich fühle wie sie mich ansah. Sie sah seltsamerweise entspannt aus. Es machte keinen Sinn für mich - nicht nachdem was ihr gerade passiert war.
"Ist alles okay mir dir?" fragte sie, ihre Stimme war rau vor Stress und Furcht.
Sie wollte wissen ob es mir gut ging?
Ich dachte für den Bruchteil einer Sekunde über ihre Frage nach. Nicht lange genug für sie, um das Zögern zu bemerken. War ich okay?
"Nein," stellte ich fest, und mein Ton brodelte vor Zorn.
Ich brachte sie zu der gleichen unbefahrenen Straße, wo ich den Nachmittag damit beschäftigt gewesen war, die wohl schlechteste Überwachung die es jemals gegeben hatte durchzuführen. Es war jetzt Schwarz draußen unter den Bäumen.
Ich war so zornig, daß mein Körper in meinem Sitz gefror, vollkommen regungslos. Meine eiskalten Fäuste sehnten sich danach ihren Angreifer zu zerschmettern, ihn in kleine Stücke zu zerreißen, so daß sein verstümmelter Körper niemals identifiziert werden könnte ...
Aber das würde dazu führen sie hier alleine zu lassen, ungeschützt in der dunklen Nacht.
"Bella?" fragte ich durch meine Zähne.
"Ja?" antwortete sie heiser. Sie räusperte sich.
"Ist alles okay mit dir?" Das war das allerwichtigste, die erste Priorität. Die Vergeltung war zweitrangig. Ich wußte das, aber mein Körper war so voller Zorn, daß es schwer war, klar zu denken.
"Ja." Ihre Stimme war immer noch trübe - wegen Furcht, keine Frage.
Und deswegen konnte ich sie nicht verlassen.
Sogar wenn sie kein andauerndes Risiko, für einige äußerst ärgerliche Ursachen war - ein Streich den das Universum mir spielte - auch wenn ich sicher sein könnte, daß sie absolut sicher wäre, während meiner Abwesenheit, konnte ich sie nicht allein in der Dunkelheit lassen.
Sie mußte sehr verängstigt sein.
Jedoch war ich nicht in der Verfassung sie zu trösten - selbst wenn ich genau gewusst hätte wie ich das hätte vollbringen können, was ich nicht wußte. Sicherlich konnte sie die Brutalität, die aus mir herausströmte fühlen, daß war offensichtlich. Ich würde sie sogar noch mehr verängstigen, wenn ich die Lust fürs Abschlachten, nicht in mir beruhigen könnte.
Ich brauchte etwas anderes, über daß ich nachdenken konnte.
"Lenk mich bitte ab," bat ich.
"Wie bitte - was?"
Ich hatte gerade soviel Kontrolle, daß ich versuchen konnte, ihr zu erklären was ich brauchte.
"Du sollst irgendwas Unwichtiges plappern, bis ich mich wieder beruhigt hab," wies ich sie an, mein Kiefer war immer noch geschlossen. Nur die Tatsache, daß sie mich brauchte, hielt mich im Auto zurück. Ich konnte die Gedanken des Mannes hören, seine Enttäuschung und seine Wut ... Ich wußte wo ich ihn finden würde ... Ich schloß meine Augen, und wünschte mir, daß ich nichts davon sehen könnte ...
"Äh ..." Sie zögerte - versuchte meine Bitte zu verstehen, stellte ich mir vor. "Ich werd wohl Morgenfrüh vor der Schule Tyler Crowley überfahren müssen?" Sie sagte es, als wäre es eine Frage.
Ja - das war was ich brauchte. Natürlich würde Bella mit etwas vollkommen unerwarteten aufwarten. Genau wie es vorher schon gewesen war, die Drohung von Gewalt, die durch ihre Lippen kam war lustig - so komisch, daß es zum schreien war. Wenn ich nicht innerlich vor Verlangen gebrannt hätte zu töten, hätte ich gelacht.
"Warum?" sagte ich, um sie weiter zum Sprechen zu bringen.
"Er rennt rum und erzählt allen, daß er mit mir zum Jahresabschlussball geht," sagte sie, ihre Stimme klang wieder nach ihrer Tiger-Kätzchen Empörung. "Entweder er ist wahnsinnig, oder er versucht immer noch, Wiedergutmachung zu leisten, weil er mich fast totgefahren hätte letzten ... na ja, du weißt ja, wann, jedenfalls scheint er zu denken, daß der Abschlussball die korrekte Art ist, das zu tun. Deshalb dachte ich mir, wenn ich ihn auch fast totfahre, sind wir quitt, und er kann damit aufhören Buße zu tun," sagte sie jetzt hoffnungsvoller. "Ich habe wirklich keine Lust auf irgendwelche Rivalitäten, und wenn er mich in Ruhe lässt, hört Lauren vielleicht auch auf, Gift zu sprühen. Kann allerdings sein, daß ich Schrott aus seinem Sentra machen muß. Ohne Auto kann er schließlich auch niemanden zum Ball ausführen, richtig?"
Es war ermutigend zu sehen, daß sie manchmal Dinge falsch verstand. Tyler´s Beharrlichkeit hatte nichts mit dem Unfall zu tun. Sie verstand anscheinend die Anziehungskraft nicht, die sie auf die menschlichen Jungs von der High School hatte. Sah sie auch nicht die Anziehungskraft die sie auf mich hatte?
Ah, es fing an zu wirken. Das rätselhafte Denken ihres Verstandes war immer fesselnd. Ich begann wieder Kontrolle über mich zu bekommen, und konnte wieder an etwas anderes denken außer Vergeltung und Qual ...
"Stimmt, ich hab auch schon davon gehört," erzählte ich ihr. Sie hatte mit dem Reden aufgehört, und ich brauchte es, daß sie weiter sprach.
"Du?" fragte sie ungläubig. Und dann war ihre Stimme verärgerter als vorher. "Wenn er vom Hals abwärts gelähmt ist, kann er auch nicht zum Ball gehen."
Ich wünschte es würde eine Möglichkeit geben, wie ich sie fragen könnte, daß sie mit ihren Drohungen vom Tot und Körperverletzung nicht aufhörte, ohne geisteskrank zu klingen. Sie hätte keinen besseren Weg finden können um mich zu beruhigen. Und ihr Worte - nur übertriebener Sarkasmus in ihrem Fall - waren eine Erinnerung die ich in diesem Moment wirklich brauchte.
Ich seufzte und öffnete meine Augen.
"Geht´s dir besser?" fragte sie schüchtern.
"Nicht so richtig."
Nein, ich war beruhigter, aber es ging mir nicht besser. Weil ich gerade erkannte, daß ich das Monster namens Lonnie nicht töten konnte, und ich wollte das beinahe mehr als alles andere in der Welt. Beinahe.
Das Einzige in diesem Moment, was ich mehr wollte, als einen höchst gerechtfertigten Mord zu begehen, war das Mädchen. Und auch wenn ich sie nicht haben konnte, nur der Traum davon sie haben zu können, machte es unmöglich für mich heute Nacht einen Amoklauf zu begehen - egal wie vertretbar so etwas war.
Bella verdiente etwas besseres als einen Killer.
Ich hatte sieben Jahrzehnte lang versucht etwas anderes zu sein als das - etwas anderes als ein Killer. Diese Jahre der Bemühungen machten mich trotzdem niemals würdig für dieses Mädchen, welches neben mir saß. Und jetzt fühlte ich, daß wenn ich zu diesem Leben zurückkehren würde - das Leben eines Killers - auch nur für eine Nacht, würde ich sie sicherlich für immer unerreichbar für mich machen. Auch wenn ich ihr Blut nicht trinken würde - auch wenn ich nicht den Beweis rot leuchtend in meinen Augen hätte - würde sie den Unterschied nicht bemerken?
Ich versuchte gut genug für sie zu sein. Es war ein unmögliches Ziel. Aber ich würde es weiter versuchen.
"Was ist los?" flüsterte sie.
Ihr Atem füllte meine Nase, und ich wurde daran erinnert, warum ich sie nicht verdiente. Nach all dem was passiert war, obwohl ich sie so sehr liebte ... sie ließ mir immer noch das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Ich würde ihr soviel Ehrlichkeit entgegenbringen wie ich konnte. Ich schuldete es ihr.
"Gelegentlich fällt es mir sehr schwer, mich zu beherrschen, Bella." Ich starrte in die dunkle Nacht hinaus, wünschte mir beides, daß sie das Entsetzen welches meine Worte enthielten hörte, und auch, daß sie es nicht tat. Am meisten, daß sie es nicht hörte. Lauf, Bella, lauf. Bleib, Bella, bleib. "Aber es wäre ganz sicher keine gute Idee, jetzt umzudrehen und diese Typen zur Strecke zu bringen. Diese widerlichen ... " Nur daran zu denken zog mich fast aus dem Auto. Ich nahm einen tiefen Atemzug, und ließ ihren Duft in meiner Kehle brennen. "Zumindest ist es das, wovon ich mich zu überzeugen versuche."
"Oh."
Sie sagte nichts weiteres. Wie viel hatte sie in meinen Worten gehört? Ich schaute sie heimlich an, aber ihr Gesicht war unlesbar. Wahrscheinlich so ausdruckslos wegen dem Schreck. Aber sie schrie nicht. Noch nicht.
Es war still für einem Moment. Ich kämpfte mit mir selbst, versuchte zu sein was ich sein sollte. Was ich nicht sein konnte.
"Jessica und Angela werden sich Sorgen machen," sagte sie leise. Ihre Stimme war sehr ruhig, und ich war mir nicht sicher, wie das sein konnte. Hatte sie einen Schock? Vielleicht hatten die Ereignisse von heute Abend sie bisher noch nicht überwältigt. "Ich war mit ihnen verabredet."
Wollte sie nicht mehr bei mir sein? Oder war sie nur besorgt über die Sorge ihrer Freundinnen?
Ich antwortete ihr nicht, aber ich startete das Auto und fuhr sie zurück. Mit jedem Meter den ich der Stadt näher kam, wurde es schwieriger, meinem Vorsatz stand zu halten. Ich war ihm jetzt so nahe ...
Auch wenn es unmöglich war - wenn ich dieses Mädchen nie haben könnte - wo aber war dann der Sinn, diesen Mann straffrei gehen zu lassen? Sicherlich konnte ich mir das selbst erlauben ...
Nein. Ich würde nicht aufgeben. Nicht jetzt. Ich wollte sie zu sehr, um jetzt schon aufzugeben. Wir waren am Restaurant angekommen, wo sie mit ihren Freundinnen verabredet gewesen war, noch bevor ich begonnen hatte meine Gedanken zu verstehen. Jessica und Angela waren schon mit dem Essen fertig, und beide waren nun besorgt wegen Bella. Sie hatten sich auf die Suche nach ihr gemacht, und liefen die dunkle Straße entlang.
Es war keine gute Nacht für sie um herumzuwandern -
"Woher wusstest du denn, wo ...?" Bella´s unfertige Frage unterbrach mich, und ich bemerkte daß ich schon wieder einen Fehler gemacht hatte. Ich war zu abgelenkt gewesen, um darüber nachzudenken, daß ich sie hätte fragen müssen, wo sie ihre Freundinnen treffen würde.
Aber, anstatt ihre Frage zu beenden und eine Erklärung dafür zu verlangen, schüttelte Bella bloß den Kopf und lächelte leicht.
Was bedeutete das?
Na ja, ich hatte keine Zeit um über ihre seltsame Akzeptanz wegen meinen unbekannten Wissen, zu rätseln. Ich öffnete meine Tür.
"Was hast du vor?" fragte sie erstaunt klingend.
Dich nicht von meiner Seite zu lassen. Mir nicht erlauben, heute Nacht alleine zu sein. In dieser Reihenfolge. "Ich lade dich zum Essen ein."
Schön, das würde interessant werden. Es ähnelte einer Nacht die ich mir vorgestellt hatte, zu der ich Alice mitbringen wollte, um so zu tun, als ob wir zufällig das selbe Restaurant wie Bella und ihre Freundinnen gewählt hätten. Und jetzt war ich hier, hatte praktisch ein Date mit dem Mädchen. Nur daß es nicht zählte, weil ich ihr keine Chance lassen würde nein zu sagen.
Sie hatte mittlerweile ihre Tür schon halb geöffnet, bevor ich um das Auto herumgegangen war - es war normalerweise nicht so frustrierend, in dieser unauffälligen Geschwindigkeit gehen zu müssen - anstatt darauf zu warten, daß ich sie für sie öffnete. War es weil sie es nicht gewohnt war wie eine Dame behandelt zu werden, oder weil sie mich nicht für einen Gentleman hielt?
Ich wartete auf sie, bis sie ausgestiegen war, und wurde noch besorgter als ihre Freundinnen weiter auf die dunkle Ecke zuliefen.
"Würdest du bitte Jessica und Angela aufhalten, bevor ich sie auch noch suchen muß? Ich glaube nicht, daß ich mich ein zweites Mal beherrschen könnte, wenn ich deine Freunde von vorhin wiedersehen würde." Befahl ich schnell. Nein, dafür wäre ich nicht stark genug.
Sie erschauderte und kontrollierte sich dann schnell wieder. Sie machte einen Schritt nach vorn und rief, "Jess! Angela!" mit lauter Stimme. Sie drehten sich um, und sie winkte mit erhobenem Arm um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
> Bella! Oh, ihr geht´s gut! < Dachte Angela erleichtert.
> Ziemlich spät? < Grummelte Jessica zu sich selbst, aber sie war auch dankbar, daß Bella nicht verschwunden oder verletzt worden war. Da ging es ihnen wie mir, ein wenig mehr als ich gedacht hatte.
Sie eilten zurück, und blieben stehen, geschockt, als sie mich an ihrer Seite sahen.
> Uh-uh! < Jess Gedanken stoppten. > Auf keinen Fall ausflippen! <
> Edward Cullen? War sie alleine weggegangen um ihn zu finden? Aber warum würde sie dann fragen warum sie nicht in der Stadt sind, wenn sie wüßte daß er hier wäre ... < Ich konnte einen kurzen Blick von Bella´s beschämten Ausdruck sehen, als sie Angela gefragt hatte, ob meine Familie oft von der Schule fernbleiben würde. > Nein, das hätte sie nicht wissen können, < entschied Angela.
Jessicas Gedanken gingen von Überraschung zu Verdächtigungen über. > Das hat Bella mir vorenthalten. <
"Wo warst du?" forderte sie, während sie Bella anstarrte und mich aus dem Augenwinkel verstohlen anblickte.
"Ich hab mich verlaufen. Und dann hab ich Edward getroffen," sagte Bella und machte eine Handbewegung in meine Richtung. Ihre Stimme war merkwürdig normal. Als wenn das wirklich alles gewesen wäre, was passiert war.
Sie mußte einen Schock haben. Das war die einzige Erklärung für ihre Ruhe.
"Wäre es in Ordnung, wenn ich euch Gesellschaft leiste?" fragte ich - um freundlich zu sein; Ich wußte daß sie schon gegessen hatten.
> Heilige Scheiße, verdammt ist der heiß! < Dachte Jessica plötzlich leicht unzusammenhängend.
Angela war nicht gefasster. > Ich wünsche wir hätten noch nichts gegessen. Wow. Genau. Wow. Warum konnte ich das jetzt nicht für Bella tun? <
"Äh ... na klar," hauchte Jessica.
Angela runzelte die Stirn. "Ehrlich gesagt, Bella, wir haben schon was gegessen, während wir gewartet haben," gestand Angela. "Sorry."
> Was? Halt den Mund! < Beschwerte sich Jess innerlich.
Bella zuckte mit den Schultern. So gelassen. Sie hatte mit Sicherheit einen Schock. "Macht nichts, ich hab sowieso keinen Hunger."
"Ich finde, du solltest etwas essen," sagte ich bestimmend. Sie brauchte Zucker für ihren Blutkreislauf - obwohl es eigentlich süß genug roch, so wie es war, dachte ich ironisch. Das Entsetzen würde jeden Moment in ihr ausbrechen können, und ein leerer Magen würde da nicht helfen. Sie fiel leicht in Ohnmacht, wie ich aus Erfahrung wußte.
Diese Mädchen würden nicht in Gefahr geraten, wenn sie geradewegs nach Hause fahren würden. Die Gefahr verfolgte ihnen nicht mit jedem Schritt.
Und ich wollte lieber mit Bella alleine sein - solange sie auch mit mir alleine sein wollte.
"Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich Bella später nach Hause fahre? Dann müsstet ihr nicht warten, bis sie gegessen hat." Sagte ich zu Jessica, bevor Bella antworten konnte.
"Äh, nö, eigentlich nicht ..." Jessica starrte Bella aufmerksam an, um nach einem Zeichen zu suchen, daß das war, was sie wollte.
> Ich will bleiben ... aber vielleicht will sie ihn für sich alleine. Wer würde das nicht? < Dachte Jess. Im gleichen Moment sah sie, daß Bella zwinkerte.
Bella zwinkerte?
"Okay," sagte Angela schnell, in einer Eile um aus dem Weg zu sein, als wenn es das wäre was Bella wollte. Und es sah so aus, als ob sie das wollte. "Bis morgen dann, Bella ... Edward." Sie zögerte um meinen Namen in einem lockeren Ton zu sagen. Dann griff sie nach Jessica´s Hand und begann sie wegzuziehen.
Ich mußte einen Weg finden, wie ich Angela dafür danken konnte.
Jessica´s Auto war ganz in der Nähe, und der helle Schein einer Straßenlaterne erleuchtete ihren Parkplatz.
Bella beobachtete sie besorgt, mit einer kleinen Falte von Besorgnis zwischen ihren Augen, bis sie endlich im Auto saßen, also mußte sie sich völlig im klaren über die Gefahr sein, in der sie gewesen war. Jessica winkte als sie losfuhr, und Bella winkte zurück. Als das Auto verschwunden war nahm sie einen tiefen Atemzug und drehte sich zu mir, um mich anzusehen.
"Ehrlich, ich hab wirklich keinen Hunger," sagte sie.
Warum hatte sie sie wegfahren lassen, um mir das dann zu sagen? Wollte sie wirklich mit mir alleine sein - sogar jetzt noch, nachdem sie meine mörderische Wut gesehen hatte?
Egal ob das der Fall war oder nicht, sie mußte etwas essen.
"Tu mir den Gefallen," sagte ich.
Ich hielt die Tür des Restaurants für sie offen und wartete.
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Midnight Sun - Seite 5 Empty Re: Midnight Sun

Beitrag  _twilight.<3 Sa Feb 06, 2010 7:27 pm

kapitel 9 : dinner for two ( fortsetzung)
Sie seufzte und trat ein.
Ich ging neben ihr zum Tresen wo die Wirtin wartete. Bella sah immer noch vollkommen selbstbeherrscht aus. Ich wollte ihre Hand berühren, ihre Stirn, um ihre Temperatur zu fühlen. Aber meine kalte Hand würde sie zurückschrecken lassen, wie sie es schon einmal getan hatte.
> Oh, meine Güte, < die ziemlich laute mentale Stimme der Wirtin drang in mein Bewußtsein ein.
> Ach du liebe Güte. <
Es schien, als wäre es meine Nacht, um Köpfe zu verdrehen. Oder bemerkte ich es nur mehr, weil ich mir so sehr wünschte, daß Bella mich auch in dieser Weise ansah? Wir waren immer attraktiv für unsere Beute. Ich hatte mir nie zuvor darüber so viele Gedanken gemacht. Normalerweise - außer bei Leuten wie Shelly Cope und Jessica Stanley, gab es immer die gleichen Wiederholungen um das Entsetzen zu verdecken, die Angst die schnell nach der anfänglichen Anziehungskraft auftrat ...
"Einen Tisch für zwei Personen?" fragte ich, als die Wirtin nichts sagte.
"Oh, äh, ja. Willkommen im La Bella Italia." > Mmm! Was für eine Stimme! < "Bitte, folgen sie mir." Ihre Gedanken waren ganz wo anders - kühl überlegend.
> Vielleicht ist sie seine Cousine. Sie kann nicht seine Schwester sein, sie sehen sich überhaupt nicht ähnlich. Aber mit Sicherheit verwandt. Er kann nicht mit ihr zusammen sein. <
Menschliche Augen waren trübe; sie sahen nichts vollkommen klar. Wie konnte diese engstirnige Frau meinen körperlichen Köder so attraktiv finden - eine Falle für die Beute - und dennoch außer Stande sein, die sanfte Vollkommenheit des Mädchens neben mir zu sehen?
> Eigentlich kein Grund ihr dabei zu helfen, nur für den Fall, < dachte die Wirtin als sie uns zu einem großen Familientisch in der Mitte des belebten Restaurants brachte. > Kann ich ihm meine Nummer geben, wenn sie dabei ist ...? < grübelte sie.
Ich zog einen Geldschein aus meiner hinteren Hosentasche. Leute waren immer entgegenkommender wenn Geld beteiligt war.
Bella wollte sich bereits auf den zugewiesenen Platz, den die Wirtin uns ohne Einwände geben wollte, hinsetzen. Doch ich schüttelte meine Kopf und sie zögerte, wobei sie ihren Kopf wissbegierig zur Seite aufrichtete. Ja, sie würde heute Nacht sehr wissbegierig sein. Ein Menschenauflauf war nicht der ideale Platz für dieses Gespräch.
"Vielleicht etwas, wo man ein wenig ungestörter sitzt?" beharrte ich zu der Wirtin, während ich ihr das Geld zusteckte. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung, und verengten sich dann wieder, während sie das Trinkgeld mit der Hand umschloss.
"Ja, sicher."
Sie warf einen schnellen Blick auf den Geldschein während die uns um eine Trennwand herumführte.
> Fünfzig Dollar für einen besseren Tisch? Reich ist er auch noch. Das macht Sinn - ich wette, daß seine Jacke mehr gekostet hat als mein letztes Gehalt. Verdammt. Warum wollte er Privatsphäre mit ihr? <
Sie bot uns ein Separee in einer ruhigen Ecke des Restaurants an, wo niemand in der Lage war uns zu sehen - um Bella´s Reaktionen zu sehen, was auch immer ich ihr erzählen würde. Ich hatte keine Ahnung von dem, was auch immer sie von mir heute Abend wollte. Oder was ich ihr erzählen würde.
Wie viel hatte sie erraten? Welche Erklärung hatte sie sich für die heutigen Ereignisse selbst gegeben?
"Wie ist es hier?" fragte die Wirtin.
"Perfekt," sagte ich zu ihr und fühlte mich leicht verärgert über ihre grollende, innere Einstellung gegenüber Bella, ich lächelte sie mit einem breiten Grinsen an und offenbarte dabei meine Zähne. Ließ sie mich klar erkennen.
Whoa. "Ähm ... die Kellnerin wird gleich da sein." > Er kann nicht real sein. Ich muß träumen. Vielleicht wird sie verschwinden ... vielleicht werde ich meine Nummer mit Ketchup auf seinen Teller schreiben ... < Dann ging sie mit wackligen Beinen davon.
Merkwürdig. sie war überhaupt nicht verängstigt. Ich dachte plötzlich daran, wie Emmett mich vor vielen Wochen in der Cafeteria geärgert hatte. Ich wette, ich wäre viel angsteinflössender gewesen als du.
War ich dabei meinen Vorteil zu verlieren?
"Das solltest du wirklich nicht tun," unterbrach Bella meine Gedanken mit einem missbilligendem Ton. "Das gehört sich nicht."
Ich starrte auf ihren kritischen Ausdruck. Was meinte sie damit? Ich hatte die Wirtin ja garnicht verängstigt, trotz meiner Absicht. "Was gehört sich nicht?"
"Leute so aus der Fassung zu bringen - wahrscheinlich muß sie sich jetzt in der Küche erst einmal beruhigen."
Hmm. Bella lag fast richtig. Die Wirtin war nur halb verständlich im Moment, während sie ihre ungenaue Bewertung von mir, ihrer Freundin und Mitarbeiterin beschrieb.
"Ich bitte dich," schalt Bella mich, als ich ihr nicht sofort antwortete. "Du willst mir doch nicht erzählen, daß du nicht weißt, wie du auf Leute wirkst."
"Ich bringe Leute aus der Fassung?" Das war eine interessante Art es zu formulieren. Genau genug für heute Abend. Ich fragte mich, wieso es einen Unterschied gab ...
"Ist dir das noch nie aufgefallen?" Fragte sie immer noch kritisch. "Dachtest du, alle kriegen so schnell, was sie wollen?"
"Bringe ich dich auch aus der Fassung?" Ich sprach meine impulsive Neugier laut aus, und dann hatte ich die Worte schon ausgesprochen und es war zu spät sie zurück zu nehmen.
Aber bevor ich Zeit hatte die Worte zu sehr zu bedauern, die ich laut ausgesprochen hatte, antwortete sie mir.
"Des Öfteren." Ihre Wangen fingen an rosa zu glühen.
Ich brachte sie aus der Fassung.
Mein stilles Herz schwoll mit einer Hoffnung an, die noch intensiver war, als alles was ich jemals zuvor gefühlt hatte.
"Hallo," sagte jemand, die Kellnerin, die sich vorstellte. Ihre Gedanken waren laut, und genauer als die der Wirtin, aber ich beachtete sie nicht. Ich starrte, anstatt zuzuhören, in Bella´s Gesicht, beobachtete wie sich das Blut unter ihrer Haut ausbreitete, bemerkte nicht wie das meine Kehle in Flammen versetzte, aber stattdessen wie es ihr schönes Gesicht erhellte, wie es ihre Haut sahnefarben aussehen ließ ...
Die Kellnerin warte darauf, daß ich etwas sagte. Ah, sie hatte uns nach unseren Getränken gefragt. Ich starrte weiter zu Bella, und die Kellnerin drehte sich widerwillig um, um sie auch anzusehen.
"Ich nehm eine Cola," sagte Bella, als ob sie nach Zustimmung fragte.
"Zwei Cola," sagte ich. Durst - normal, menschlicher Durst - war ein Zeichen für Schock. Ich würde sichergehen, daß sie den extra Zucker von den Getränken für ihrem Blutkreislauf bekommen würde.
Sie sah trotzdem gesund aus. Noch mehr als gesund. Sie sah glänzend aus.
"Was?" forderte sie - sie wunderte sich warum ich sie anstarrte, erriet ich. Ich hatte undeutlich mitbekommen, daß die Kellnerin gegangen war.
"Wie fühlst du dich?" fragte ich.
Sie blinzelte, überrascht von der Frage. "Okay."
"Dir ist also nicht schwindlig, schlecht, kalt ...?"
Jetzt war sie noch verwirrter. "Wieso?"
"Na ja, ehrlich gesagt warte ich darauf, daß du einen Schock bekommst." Ich lächelte halb, während ich auf ihre Verneinung wartete. Sie würde es nicht wollen, daß man sich um sie sorgte.
Sie brauchte eine Minute um mir zu antworten. Ihre Augen waren leicht unkonzentriert. So sah sie manchmal aus, wenn ich sie anlächelte. Hatte ich sie ... aus der Fassung gebracht?
Ich würde es lieben, das glauben zu können.
"Ich glaub, das wird nicht passieren. Ich war schon immer gut darin, Unfreundliches zu verdrängen," antwortete sie, ein wenig atemlos.
Hatte sie denn eine Menge Erfahrung mit unerfreulichen Dingen? War ihr Leben immer so gefährlich?
"Trotzdem, ich hab ein besseres Gefühl, wenn du was im Magen hast."
Die Kellnerin kam mit den Colas und einem Körbchen mit Brot zurück. Sie stellte sie vor mir ab, und fragte nach meiner Bestellung, versuchte mir dabei in die Augen zu sehen. Ich deute an, daß sie sich um Bella kümmern sollte, und fuhr weiter fort, sie zu ignorieren. Sie hatte einen vulgären Verstand.
"Ähm ... ich nehme die Pilzravioli," sagte Bella mit einem schnellen Blick in die Karte.
Die Kellnerin drehte sich eifrig zu mir zurück. "Und du?"
"Für mich bitte nichts."
Bella machte ein unbedeutendes Gesicht. Hmm. Sie mußte bemerkt haben, daß ich niemals etwas aß. Sie bemerkte alles. Und ich vergaß immer vorsichtig in ihrer Nähe zu sein.
Ich wartete bis wir wieder alleine waren.
"Trink was," forderte ich.
Ich war überrascht als sie sofort nachgab und das ohne Widerwillen. Sie trank, bis das Glas vollkommen leer war, also schob ich ihr die zweite Cola zu, ein wenig besorgt. Durst oder Schock?
Sie trank noch ein wenig mehr, und erschauderte dann kurz.
"Ist dir kalt?"
"Liegt nur an der Cola," sagte sie, und zitterte erneut, ihre Lippen öffneten sich leicht, als ob ihre Zähne gleich anfangen würden zu klappern.
Die hübsche Bluse die sie trug, sah zu dünn aus um sie ausreichend zu schützen, sie schmiegte sich wie eine zweite Haut an sie, genauso schwach wie die Erste. Sie war so zerbrechlich, so sterblich. "Hast du keine Jacke dabei?"
"Doch." Sie schaute sich um, ein wenig verblüfft. "Mist - die liegt in Jessicas Auto."
Ich zog meine Jacke aus, und hoffte, daß die Geste nicht durch meine Körpertemperatur ruiniert werden würde. Es wäre schön, wenn ich in der Lage sein könnte ihr eine warme Jacke anbieten zu können. Sie starrte mich an, ihre Wangen fingen wieder an sich zu erwärmen. Was dachte sie jetzt?
Ich reichte ihr die Jacke über den Tisch, und sie zog sie sofort über, und erschauderte erneut.
Ja, es wäre schön wenn sie warm gewesen wäre.
"Danke," sagte sie. Sie nahm einen tiefen Atemzug und schob die viel zu langen Ärmel zurück, damit sie ihre Hände frei hatte. Sie nahm noch einen tiefen Atemzug.
Erfassten die Ereignisse des Abends sie schließlich doch noch? Ihre Farbe war immer noch gut; ihre Haut war weiß und rosa, gegenüber dem tiefen Blau ihrer Bluse.
"Dieses Blau sieht hübsch an dir aus - es paßt so gut zu deinem Teint," sagte ich zu ihr. Ich wollte nur ehrlich sein.
Sie wurde rot, und steigerte damit noch den Eindruck.
Sie sah gut aus, aber es gab keinen Grund ein Risiko einzugehen. Ich schob den Brotkorb zu ihr.
"Ehrlich, ich krieg keinen Schock," protestierte sie, als sie meine Absicht erkannte.
"Das solltest du aber - jeder normale Mensch würde einen kriegen. Du siehst völlig unbeeindruckt aus." Ich starrte sie missbilligend an, fragte mich warum sie nicht normal sein konnte und fragte mich dann, ob ich wirklich wollte, daß sie normal war.
"Ich fühle mich eben sehr sicher mit dir," sagte sie, ihre Augen waren wieder erfüllt mit Vertrauen. Vertrauen das ich nicht verdiente.
Ihre Instinkte waren alle falsch - umgekehrt. Das mußte das Problem sein. Sie erkannte die Gefahr nicht wie es ein Mensch tun sollte. Sie hatte die entgegengesetzte Reaktion. Anstatt wegzulaufen, blieb sie, angezogen von etwas, daß sie verängstigen sollte ...
Wie konnte ich sie vor mir beschützen, wenn keiner von uns beiden das wollte?
"Das wird immer komplizierter," murmelte ich.
Ich konnte sehen wie sie über meine Worte nachdachte, und ich fragte mich was sie damit anfing. Sie nahm eine Brotstange und fing an sie zu essen, ohne sich darüber bewußt zu sein. Sie kaute für einen Moment und lehnte dann ihrem Kopf gedankenverloren zu einer Seite.
"Normalerweise hast du bessere Laune, wenn deine Augen so hell sind," sagte sie in einem lässigen Ton.
Ihre Beobachtung, begann so plötzlich, daß sie mich taumeln ließ. "Wie bitte?"
"Wenn deine Augen schwarz sind, bist du unausstehlich - daran hab ich mich schon gewöhnt. Ich hab eine Theorie dazu," fügte sie leicht hinzu.
Also hatte sie sich ihre eigenen Erklärungen einfallen lassen. Natürlich hatte sie das. Ich fühlte einen tiefes Gefühl von Furcht, weil ich mich fragte, wie nahe sie der Wahrheit wohl gekommen war.
"Noch eine Theorie?"
"Hm-mhh." Sie kaute auf einem neuen Bissen, vollkommen lässig.
"Ich hoffe, du warst ein bisschen einfallsreicher als beim letzten Mal ... " Ich log, als sie nicht fortfuhr. Was ich wirklich hoffte war, daß sie falsch lag - meilenweit entfernt von der Wahrheit. "Oder klaust du deine Ideen immer noch aus Comics?"
"Na ja, nein, aus einem Comic ist sie nicht, aber alleine bin ich auch nicht draufgekommen." Sagte sie ein wenig verlegen.
"Und?" fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Sie würde sicherlich nicht so ruhig sprechen, wenn sie vorhätte zu schreien.
Während sie zögerte und sich auf die Lippe biß, kam die Kellnerin mit Bella´s Essen. Ich schenkte der Kellnerin ein wenig Aufmerksamkeit, als sie den Teller vor Bella abstellte und mich dann fragte ob ich irgendetwas wollte.
Ich lehnte ab, aber fragte nach noch mehr Cola. Die Kellnerin hatte die leeren Gläser nicht bemerkt. Sie nahm sie und ging.
"Du wolltest mir gerade etwas erzählen?" fragte ich unruhig sobald wir wieder alleine waren.
"Später, im Auto," sagte sie leise. Ah, das war schlecht. Sie war nicht bereit ihre Vermutungen zu erzählen wenn andere dabei waren. "Aber nur, wenn ..." sagte sie plötzlich weiter.
"Ach, du hast Bedingungen?" Ich war so angespannt, daß ich die Worte mittlerweile knurrte.
"Sagen wir mal - ich hab natürlich ein paar Fragen."
"Natürlich," stimmte ich mit harter Stimme zu.
Ihre Fragen würden wahrscheinlich ausreichen, um mir zu verraten in welche Richtung ihre Gedanken gingen. Aber wie würde ich sie beantworten? Mit verantwortungsvollen Lügen? Oder würde ich sie mit der Wahrheit vertreiben? Oder würde ich nichts sagen, unfähig zu entscheiden?
Wir saßen still da während die Kellnerin die bestellten Getränke brachte.
"Na dann los," sagte ich, mit geschlossenem Kiefer, als die Kellnerin gegangen war.
"Wie kommt es, daß du in Port Angeles bist?"
Das war eine zu einfache Frage - für sie. Es gab nichts preis, während meine Antwort, wenn sie wahrheitsgemäß wäre, viel verraten würde, zu viel. Sie sollte etwas als Erste offenbaren.
"Nächste Frage," sagte ich.
"Aber das ist noch die Einfachste!"
"Die nächste, bitte," sagte ich wieder.
Sie war verärgert über meine Verweigerung. Sie schaute weg von mir, runter auf ihr Essen. Langsam, stark nachdenkend, nahm sie einen Bissen und kaute mit bedacht. Sie spülte es mit mehr Cola runter, und schaute dann endlich wieder zu mir auf. Ihre Augen waren schmal vor Verärgerung.
"Na gut, prima," sagte sie. "Sagen wir mal, rein hypothetisch, versteht sich, jemand ... ist in der Lage ... Gedanken zu lesen - er weiß also, was die anderen Leute denken, mit ein paar Ausnahmen."
Es könnte schlimmer sein.
Das erklärte das halbe Lächeln im Auto. Sie war schnell - niemand sonst hatte das jemals von mir erraten. Ausgenommen von Carlisle, und es war viel offensichtlicher gewesen, am Anfang als ich alle seine Gedanken beantwortete, als ob er sie zu mir gesagt hätte. Er hatte es verstanden, bevor ich es getan hatte ...
Diese Frage war nicht so schlimm. Weil es klar war, daß sie wußte, daß mit mir etwas nicht stimmte, deshalb war es nicht so ernst, wie es hätte sein können. Gedankenlesen war, trotz allem, kein Grund um auf einen Vampir zu schließen. Ich machte mit bei ihren Hypothesen.
"Mit einer Ausnahme," korrigierte ich. "Hypothetisch."
Sie versuchte ein Lächeln zurückzuhalten - meine zustimmende Aufrichtigkeit erfreute sie. "Ok, also mit einer Ausnahme. Wie funktioniert das? Wo sind die Grenzen? Wie würde dieser Jemand ... jemand anderen ... genau im richtigen Augenblick finden? Woher wüßte er, daß sie in Gefahr ist?"
"Rein hypothetisch?"
"Genau." Ihre Lippen bebten, und ihre flüssigen braunen Augen waren begierig.
"Also, wenn ... dieser Jemand ..."
"Sagen wir mal, er heißt Joe," schlug sie vor.
Ich mußte über ihre Begeisterung lächeln. Glaubt sie wirklich, daß die Wahrheit eine gute Sache wäre? Wenn meine Geheimnisse erfreulich wären, warum würde ich sie ihr dann vorenthalten?
"Also gut, Joe," stimmte ich zu. "Wenn Joe gut aufpasst, muß das Timing gar nicht so genau stimmen." Ich schüttelte meinen Kopf und unterdrückte einen Schauder bei dem Gedanken daran, wie knapp es es Heute gewesen war, daß ich fast zu spät gekommen wäre. "Nur du könntest in so einer kleinen Stadt in Gefahr geraten. Wahrscheinlich hättest du ihre Verbrechensstatistik für die nächsten zehn Jahre verdorben."
Sie verzog den Mund und sagte schmollend. "Moment mal, haben wir nicht von einem hypothetischen Fall gesprochen?"
Ich lachte über ihre Verärgerung.
Ihre Lippen, ihre Haut ... sie sah so sanft aus. Ich wollte sie berühren. Ich wollte meine Fingerspitze auf ihre Stirnfalte legen und sie einfach verschwinden lassen. Unmöglich. Meine Haut würde abstoßend für sie sein.
"Ja, du hast Recht," stimmte ich zu, und wandte mich wieder unserem Gespräch zu, bevor ich mich zu sehr deprimieren würde. "Sollen wir dich Jane nennen?"
Sie lehnte sich zu mir über den Tisch, der ganze Humor und die Verärgerung waren aus ihren großen Augen verschwunden.
"So wollte ich schon immer mal heißen - woher wusstest du das?" fragte sie mit leiser und intensiver Stimme.
Sollte ich ihr die Wahrheit erzählen? Und wenn ich es tat, wieviel?
Ich wollte es ihr erzählen. Ich wollte mir das Vertrauen verdienen, daß ich immer noch in ihrem Gesicht sehen konnte.
"Du kannst mir vertrauen, Edward," flüsterte sie und streckte eine Hand aus, als ob sie meine Hände berühren wollte, die vor mir auf dem leeren Tisch ruhten.
Ich zog sie weg - ich haßte die Vorstellung von ihrer Reaktion, wenn sie meine kalte, steinerne Haut berührte - und sie zog ihre Hand zurück.
Ich wußte, daß ich ihr wegen dem Schutz meiner Geheimnisse vertrauen konnte; sie war vollkommen vertrauenswürdig, gut bis ins Innerste. Aber ich konnte ihr nicht vertrauen, nicht darüber entsetzt zu sein. Sie sollte darüber entsetzt sein. die Wahrheit war Entsetzlich.
"Ich weiß gar nicht, ob ich noch eine Wahl hab," murmelte ich. Ich erinnerte mich daran, daß ich mich einst geneckt hatte, als ich zu ihr sagte sie wäre `außergewöhnlich unaufmerksam.´ Hatte sie damit verletzt, weil ich glaubte ihre Ausdrücke richtig beurteilen zu können. Gut, ich konnte zumindest diese Ungerechtigkeit richtig stellen. "Ich habe mich geirrt - du bist sehr viel aufmerksamer, als ich es wahrhaben wollte." Und dennoch würde sie es wahrscheinlich nicht begreifen, ich hatte ihr mittlerweile schon eine Menge Vertrauen geschenkt. Sie hatte nichts verpasst.
"Ich dachte, du hättest immer Recht," sagte sie lächelnd, als ob sie mich necken wollte.
"Das dachte ich auch." Ich mußte wissen, was ich tat. Ich mußte mir immer über meine Richtung sicher sein. Und jetzt war alles Chaos und Tumult.
Dennoch würde ich es nicht eintauschen. Ich wollte kein Leben was Sinn machte. Nicht wenn das Chaos bedeutete, daß ich bei Bella sein konnte.
"Aber was dich betrifft, hab ich mich in noch einer anderen Sache geirrt." Ich fuhr fort, das Gespräch auf einen bestimmten Punkt lenkend. "Du ziehst nicht nur Unfälle an - das trifft es nicht ganz. Du ziehst jede Art von Ärger an. Wenn es irgendeine Gefahr im Umkreis von zehn Meilen gibt, begegnest du ihr mit einhundertprozentiger Sicherheit." Warum sie? Was hatte sie getan, das sie irgendetwas hiervon verdiente?
Bella´s Gesicht wurde wieder ernst. "Und du rechnest dich selbst zu den Gefahren?"
Ehrlichkeit war noch wichtiger was diese Frage betraf, als für alle anderen.
"Ohne jeden Zweifel."
Ihre Augen verengten sich ein wenig - jetzt nicht misstrauisch, aber seltsam betroffen. Sie streckte ihre Hand wieder über den Tisch aus, langsam und ganz bewusst. Ich zog meine Hände ein Stück weg von ihr, aber sie ignorierte es, fest entschlossen mich zu berühren. Ich hielt den Atem an - nicht wegen ihrem Duft, aber wegen der überraschenden, überwältigenden Anspannung. Furcht. Meine Haut würde sie anwidern. Sie würde davonlaufen.
Sie legte ihre Fingerspitzen ganz leicht über meinen Handrücken. Die Wärme ihrer sanften, bereitwilligen Berührung, war mit nichts zu vergleichen daß ich jemals gefühlt hatte. Es war geradezu reines Vergnügen. Das wäre es gewesen, abgesehen von meiner Angst. Ich schaute auf ihr Gesicht, als sie meine kalte, steinerne Haut fühlte, immer noch unfähig zu atmen.
Ein leichtes Lächeln hob ihre Mundwinkel an.
"Danke," sagte sie und blickte mir mit einem intensiven Blick in meine starrenden Augen. "Das war schon das zweite Mal."
Ihre sanften Finger blieben auf meiner Hand, als ob sie es angenehm fanden, dort zu sein.
Ich antwortete ihr so beiläufig wie möglich. "Wir lassen es besser nicht auf ein drittes Mal ankommen, okay?"
Sie zog eine Grimasse bei meinen Worten, nickte aber.
Ich zog meine Hände unter ihrer weg. So angenehm sich ihre Berührung auch anfühlte, ich wollte nicht darauf warten bis der Zauber ihrer Toleranz verschwand und sich in Abscheu verwandelte. Ich verbarg meine Hände unter dem Tisch.
Ich las in ihren Augen; auch wenn ihre Gedanken still waren, konnte ich dennoch beides erkennen, Vertrauen und Verwunderung. Ich erkannte in diesem Moment, daß ich ihre Frage beantworten wollte. Nicht weil ich es ihr schuldete. Nicht weil ich wollte, daß sie mir vertraute.
Ich wollte, daß sie mich kannte.
"Ich bin dir nach Port Angeles gefolgt," erzählte ich ihr, die Worte strömten zu schnell aus mir heraus um sie zu bearbeiten. Ich kannte die Gefahr wenn ich die Wahrheit sagte, dieses Risiko wollte ich eingehen. In jedem Moment könnte ihre unnatürliche Ruhe sich in Hysterie verwandeln. Obwohl ich das wußte, ließ es mich nur noch schneller erzählen. "Ich hab vorher noch nie probiert, jemanden zu beschützen, und es ist mühsamer, als ich gedacht hätte. Aber das liegt vermutlich daran, daß du es bist. Die meisten Menschen scheinen ohne größere Katastrophen durchs Leben zu kommen."
Ich beobachtete sie und wartete.
Sie lächelte. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben, und ihre schokoladenbraunen Augen erwärmten sich.
Ich hatte gerade zugegeben, daß ich sie verfolgte, und sie lächelte.
"Hast du dich eigentlich mal gefragt, ob vielleicht beim ersten Mal, bei der Sache mit dem Van, meine Tage schon gezählt waren und du ins Schicksal eingegriffen hast?" fragte sie.
"Das war nicht das erste Mal," sagte ich, auf die kastanienbraune Tischdecke starrend, meine Schultern nach innen hängend vor Scham. Meine Barrieren waren gefallen, die Wahrheit lief frei und rücksichtslos aus. "Deine Tage waren gezählt, als ich dich das erste Mal gesehen hab."
Es war wahr und es erzürnte mich. Es war, als ob sie für den Tod durch ein grausames, ungerechtes Schicksal gekennzeichnet worden war, und - seitdem ich mich als widerwilliges Werkzeug bewiesen hatte - versuchte dasselbe Schicksal sie weiter hinzurichten. Ich stellte mir das Schicksal personifiziert vor - ein grausiges, eifersüchtiges altes Weib, eine rachsüchtige Harpyie.
Ich wollte daß etwas, jemand, dafür verantwortlich war, so daß ich etwas konkretes haben würde, um dagegen kämpfen zu können. Etwas, irgendetwas, um es zu zerstören, so daß Bella sicher sein konnte.
Bella war sehr ruhig; ihre Atmung war beschleunigt.
Ich schaute zu ihr auf, wissend ich würde letztendlich die Furcht sehen, auf die ich wartete. Hätte ich nicht eingestehen sollen, wie nah dran ich gewesen war sie zu töten? Näher als der Van, der, wäre er ihr nur um einige Zentimeter näher gekommen, sie vernichtet hätte. Und jetzt, ihr Gesicht war immer noch gefasst, ihre Augen immer noch verengt vor Besorgnis.
"Erinnerst du dich?" Sie mußte sich daran erinnern.
"Ja," sagte sie, ihre Stimme klang flach und ernst. Ihr tiefen Augen waren voll von Erkentniss.
Sie wußte es. Sie wußte, daß ich sie hatte umbringen wollen.
Wo waren ihre Schreie?
"Und trotzdem sitzt du jetzt hier," sagte ich, auf den innewohnenden Widerspruch hinweisend.
"Ja, jetzt sitze ich hier ... wegen dir." Ihr Ausdruck veränderte sich eigenartig, als sie grob das Gesprächsthema änderte. "Weil du heute irgendwie wusstest, wo du mich finden würdest ... ?"
Hoffnungslos versuchte ich erneut die Barriere, die ihre Gedanken verschlossen zu durchbrechen, weil ich ihre Gedanken so verzweifelt verstehen wollte. Es machte keinen logischen Sinn für mich. Wie konnte sie sich immer noch über den Rest Sorgen machen, mit dieser deutlichen Wahrheit vor Augen?
Sie wartete, immer noch eigenartig aussehend. Ihre Haut war hell, was aber normal für sie war, aber es beunruhigte mich noch immer. Ihr Essen stand fast unberührt vor ihr. Wenn ich damit fortfuhr, ihr sowieso viel zu viel zu erzählen, bräuchte sie einen Puffer, wenn der Schock sie einholen würde.
Ich nannte meine Bedingungen. "Du isst, ich rede."
Sie verarbeitete das für eine halbe Sekunde, und steckte sich dann einen Bissen in den Mund, mit einer Geschwindigkeit, die ihre Ruhe als falsch darstellte. Sie war begieriger auf meine Antwort, als ihre Augen verrieten.
"Es ist schwieriger, als es sein sollte - dir auf der Spur zu bleiben. Normalerweise kann ich jemanden sehr leicht finden, vorausgesetzt, ich hab schon mal seine Gedanken gehört." Erzählte ich ihr.
Ich beobachtete vorsichtig ihr Gesicht als ich das sagte. Zu glauben, daß man Recht hatte war daß eine, es bestätigt zu wissen war etwas anderes.
Sie war bewegungslos, mit großen Augen. Ich fühlte wie meine Zähne aufeinanderbissen, als ich auf ihre Panik wartete.
Aber sie blinzelte nur ein mal, schluckte laut, und schob sich dann schnell einen neuen Bissen in den Mund. Sie wollte, daß ich weitererzählte.
"Ich hatte Jessica sozusagen auf dem Schirm," erzählte ich weiter, sah wie sie jedes Wort in sich aufnahm. "Ohne allzu genau aufzupassen - wie gesagt, nur du könntest in Port Angeles in Gefahr geraten." Ich konnte nicht widerstehen diesen Punkt hinzuzufügen. Hatte sie jemals bemerkt, daß andere menschliche Leben nicht so von Todeserfahrungen geplagt wurden, oder dachte sie etwa, sie wäre normal? Sie war das am weitest entfernte Wesen vom Normalzustand, dem ich jemals begegnet war. "Zuerst fiel mir garnicht auf, daß ihr euch getrennt hattet. Als ich dann mitbekam, daß du nicht mehr bei ihnen warst, bin ich zu dem Buchladen gefahren, den ich in ihren Gedanken sah. Mir war klar, daß du ihn nicht betreten hattest und weiter in südlicher Richtung unterwegs warst. Und ich wußte, daß du bald umkehren musstest. Also hab ich einfach auf dich gewartet und wahllos die Gedanken der Leute, die unterwegs waren, durchsucht - um zu sehen ob du jemandem aufgefallen bist, der mich dann hätte zu dir führen können. Es gab eigentlich keinen Grund zu Besorgnis ... aber irgendwas machte mich nervös ..." Meine Atmung wurde schneller und ich erinnerte mich an das Gefühl der Panik von vorhin. Ihr Duft brannte in meiner Kehle und ich war froh darüber. Es war ein Schmerz der mir sagte, daß sie am Leben war. So lange ich brennen würde war sie sicher.
"Ich begann im Kreis zu fahren ... und weiter nach Stimmen zu hören." Ich hoffte die Worte machten Sinn für sie. Es mußte verwirrend für sie sein. "Dann ging die Sonne endlich unter, und ich wollte gerade aussteigen, um dir zu Fuß zu folgen. Und dann ..."
Als mich die Erinnerung erfasste - vollkommen klar und lebendig, als wäre ich in diesem Moment wieder dort - ich fühlte wie die Gleiche mörderische Wut durch meinen Körper strömte, und ihn in Eis verwandelte.
Ich wollte ihn tot sehen. Er musste sterben. Mein Kiefer verkrampfte sich als ich mich konzentrieren mußte, mich selbst hier am Tisch zu halten. Bella brauchte mich immer noch. Das war, was zählte.
"Dann was?" flüsterte sie mit dunklen, großen Augen.
"Dann hörte ich, was ihnen durch den Kopf ging," sagte ich mit zusammengebissen Zähnen, unfähig die Worte nicht knurrend klingen zu lassen. "Ich sah dein Gesicht in seinen Gedanken."
Ich konnte dem Drang zu töten kaum noch widerstehen. Ich wußte noch immer genau wo ich ihn finden würde. Seine schwarzen Gedanken wirbelten zum Nachthimmel hinauf und zogen mich zu ihm ...
Ich verbarg mein Gesicht, weil ich wußte, daß mein Ausdruck der eines Monsters war, einem Jäger, einem Killer. Ich stellte mir Bella hinter meinen geschlossen Augen vor, um mich zu beruhigen, konzentrierte mich nur auf ihr Gesicht. Die grazile Struktur ihrer Knochen, die dünne Schicht ihrer hellen Haut - wie Seide, die über Glas gespannt war, unglaublich sanft und einfach zu zerbrechen. Sie war zu verletzbar für diese Welt. Sie brauchte einen Beschützer. Und durch einige falsche, verdrehte Unternehmung des Schicksals, war ich das nächste verfügbare Wesen dafür.
Ich wollte versuchen ihr meine brutale Reaktion zu erklären, so daß sie es verstehen könnte.
"Es war so ... schwer, du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer, dich nur ins Auto zu laden und sie ... am Leben zu lassen," flüsterte ich. "Ich hätte dich mit Jessica und Angela fahren lassen können, aber ich hatte Angst, daß ich nach ihnen suchen würde, wenn du nicht mehr bei mir wärst."
Zum zweiten Mal heute Nacht, bekannte ich mich als mutmaßlichen Mörder. Zumindest wäre der Letztere vertretbar.
Sie war ruhig während ich mich bemühte mich zu kontrollieren. Ich hörte auf ihren Herzschlag. Der Rhythmus war unregelmäßig, aber er verlangsamte sich während die Zeit verging, und wurde wieder gleichmäßig. Auch ihre Atmung war wieder flach und ebenmäßig.
Es war zu nah an der Grenze zum Schock. Ich mußte sie nach Hause bringen bevor ...
Würde ich ihn dann umbringen? Würde ich wieder zum Mörder werden, obwohl sie mir vertraute? Gab es irgendeine Möglichkeit um mich aufzuhalten?
Sie hatte mir versprochen ihre neuste Theorie zu verraten, wenn wir alleine wären. Wollte ich es wirklich hören? Ich war beunruhigt deswegen, aber wäre der Preis für meine Neugierde schlimmer als es nicht zu wissen?
Auf jeden Fall hatte sie genug Wahrheit für eine Nacht gehabt.
Ich schaute wieder zu ihr, und ihr Gesicht war blasser als zuvor, aber gefasst.
"Bist du soweit? Wollen wir nach Hause fahren?" fragte ich.
"Ich bin so weit," sagte sie, ihre Worte sorgfältig wählend, als ob ein einfaches `ja´nicht daß ausdrücken würde, was sie sagen wollte.
Frustrierend.
Sie Kellnerin kam an unseren Tisch. Sie hatte Bella´s letzten Satz gehört während sie hinter der Trennwand gestanden und überlegte hatte, was sie mir noch anbieten konnte. Ich wollte am liebsten mit den Augen rollen, über die Angebote die sie in ihrem Kopf für mich hatte.
"Alles in Ordnung? Habt ihr noch einen Wunsch?" fragte sie mich.
"Danke, wir würden gerne zahlen," sagte ich zu ihr, während ich Bella ansah.
Das Atmen der Kellnerin erhöhte sich und sie war einen Augenblick lang wie festgenagelt - um die Beschreibung von Bella zu verwenden - wie aus der Fassung gebracht, durch meine Stimme.
In einem plötzlichen Moment der Erkentniss, den Klang meine Stimme im Kopf dieses unbedeutenden Menschen hörend, begriff ich, warum ich so viel Bewunderung heute Abend anzog - ungetrübt durch die übliche Angst.
Es war wegen Bella. Sich große Mühe gebend, für sie sicher zu sein, weniger furchterregend zu sein, menschlich zu sein, hatte ich wirklich meinen Vorteil verloren. Die anderen Menschen sahen jetzt nur Schönheit, mein eigenes Grauen so sorgfältig unter Kontrolle.
Ich blickte die Kellnerin an, darauf wartend, daß sie sich besann. Es war irgendwie witzig, jetzt wo ich den Grund verstand.
"Äh ... ja, ja klar," stotterte sie.
Sie gab mir den Umschlag mit der Rechnung, und dachte an die Karte, die sie hinter den Beleg gelegt hatte. Eine Karte mit ihrem Namen und ihrer Telefonnummer.
Ja, es war wirklich lustig.
Ich nahm einen passenden Geldschein und gab ihr den Umschlag sofort zurück, so würde sie keine Zeit damit verschwenden auf einen Anruf zu warten, der niemals kommen würde.
"Stimmt so," sagte ich zu ihr, und hoffte die Höhe des Trinkgeldes würde ihre Enttäuschung lindern.
Ich stand auf, und Bella tat es mir gleich. Ich wollte ihr meine Hand anbieten, aber ich dachte daß das mein Glück ein bisschen zu weit für eine Nacht herausfordern würde. Ich dankte der Kellnerin, aber meine Augen verließen niemals Bella´s Gesicht. Bella schien auch irgendetwas amüsant zu finden.
Wir gingen nach draußen; ich ging so nah neben ihr wie es mir möglich war. Nah genug, um die Wärme ihres Körpers, wie eine körperliche Berührung auf der linken Seite meines Körpers zu fühlen. Als ich ihr die Tür aufhielt, seufzte sie leise, und ich fragte mich was sie traurig machte. Ich starrte ihr in die Augen, um zu fragen, als sie plötzlich zu Boden schaute, und überrascht aussah. Es machte mich noch neugieriger, sogar noch mehr, als es mir widerstrebte zu fragen. Die Stille zwischen uns hielt an während ich die Tür für sie öffnete und dann selbst ins Auto einstieg.
Ich drehte die Heizung auf - das warme Wetter hatte ein schnelles Ende gefunden; das kalte Auto mußte unangenehm für sie sein. Sie kuschelte sich in meine Jacke, ein kleines Lächeln auf den Lippen.
Ich wartete damit unser Gespräch wieder aufzunehmen, bis die Lichter des Bürgersteiges verschwunden waren. Es fühlte sich für mich so an, als wäre ich dann ganz allein mit ihr.
War das wirklich richtig? Nun da ich nur auf sie achtete, wirkte das Auto sehr klein. Ihr Duft wirbelte durch die Lüftung der Heizung im Auto, baute sich auf und wurde stärker.
Es wuchs zu einer eigenen Kraft, wie ein anderes Wesen im Auto. Eine Anwesenheit, die Anerkennung forderte.
Es hatte sie; ich brannte. Das Brennen war dennoch auszuhalten. Es schien eigenartigerweise für mich dazuzugehören. Ich hatte heute Nacht so viel gegeben - mehr als ich erwartet hatte. Und hier war sie, immer noch bereitwillig an meiner Seite. Ich verdiente etwas im Gegenzug dafür. Ein Opfer. Eine brenzlige Gabe.
Wenn ich es eben nur so bekommen konnte; nur brennen, und nicht mehr. Aber das Gift füllte meinen Mund, und meine Muskeln verspannten sich, als ob ich jagte ...
Ich musste solche Gedanken aus meinem Kopf fernhalten. Und ich wusste, was mich ablenken würde.
"Und jetzt," sagte ich zu ihr, ängstlich vor ihrer Antwort, die Grenze der Verbrennung einnehmend. "Bist du dran."
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Midnight Sun - Seite 5 Empty Re: Midnight Sun

Beitrag  _twilight.<3 Sa Feb 06, 2010 7:36 pm

kapitel 10 : für immer 17
"Darf ich dich noch eine Sache fragen?" ersuchte sie mich, anstatt meine Frage zu beantworten.
Ich war an meiner Grenze, verängstigt wegen dem Schlimmsten. Und dennoch, wie verführerisch war es in diesem Moment mit ihr zu sprechen. Bella bei mir zu haben, bereitwillig, nur für ein paar Sekunden mehr. Ich seufzte wegen diesem Dilemma, und sagte dann, "Eine."
"Also ...," sie verstummte für einen Moment als ob sie entschied welche Frage sie aussprechen sollte.
"Du hast doch gesagt, daß du wusstest, daß ich den Buchladen nicht betreten habe und stattdessen weiter in südlicher Richtung gegangen bin. Kannst du mir sagen, woher?"
Ich starrte aus der Windschutzscheibe. Hier war schon wieder eine Frage die mir nichts von ihr verriet, aber viel zu viel von mir.
"Ich dachte, mit den Ausweichmanövern sei Schluss," sagte sie, ihre Ton klang kritisch und enttäuscht.
Wie ironisch. Sie war unbarmherzig ausweichend, ohne es überhaupt zu versuchen.
Gut, sie wollte daß ich direkt war. Und dieses Gespräch würde sowieso nicht gut gehen.
"Na schön, wie du willst. Ich bin deinem Geruch gefolgt. Aber dann hab ich die Spur wieder verloren."
Ich wollte ihr Gesicht sehen, aber ich hatte zu viel Angst vor dem was ich sehen könnte. Stattdessen hörte ich ihrer Atmung zu, erst beschleunigt und dann wieder normal. Sie sprach nach einem Moment erneut, und ihre Stimme war fester, als ich erwartet hatte.
"Und dann hast du meine erste Frage noch nicht beantwortet ..." sagte sie.
Ich sah sie missbilligend an. Sie versuchte mich auch hinzuhalten.
"Welche?"
"Wie das geht, das Gedankenlesen?" fragte sie, ihre Frage aus dem Restaurant wiederholend. "Kannst du die Gedanken von jedem lesen, egal wo? Wie machst du das? Und kannst nur du das oder auch die anderen aus deiner Familie ...?" hängte sie an, und wurde erneut rot.
"Das ist mehr als eine," sagte ich.
Sie sah mich nur an, wartete auf ihre Antworten.
Und warum sollte ich es ihr nicht erzählen? Sie hatte das Meiste sowieso schon erraten, und es war eine einfacheres Thema, als daß was noch kommen würde.
"Nein nur ich. Und ich kann auch nicht jeden hören, und überall. Ich muß halbwegs in der Nähe sein. Je vertrauter die ... ´Stimme` ist, desto weiter kann ich sie hören. Trotzdem nicht mehr als ein paar Meilen weit." Ich versuchte einen Weg zu finden es ihr beschreiben zu können, damit sie es auch verstehen könnte. Einer Erklärung, die sie die Zusammenhänge nachempfinden ließ. "Es ist ein bisschen so, als wäre man in einem riesigen Saal voller Menschen, die alle auf einmal reden. Alles ist ein einziges Summen - ein Hintergrundrauschen aus Stimmen. Bis man sich auf eine konzentriert, dann tritt sie klar hervor und man hört die Gedanken der Person. Die meiste Zeit blende ich das alles aus. Es lenkt ziemlich ab. Und es ist einfacher, normal zu erscheinen," - ich runzelte die Stirn - "Wenn man nicht versehentlich auf die Gedanken von jemandem antwortet anstatt auf seine Worte."
"Was meinst du warum du mich nicht hören kannst?" wunderte sie sich.
Ich gab ihr noch eine Wahrheit und eine Vermutung.
"Ich weiß es nicht," gab ich zu. "Ich kann mir nur vorstellen, daß dein Gehirn irgendwie anders arbeitet als die der anderen. Als würden deine Gedanken auf Kurzwelle gesendet, aber ich kann nur UKW empfangen."
Ich erkannte, daß sie diese Erklärung nicht mögen würde. Die Vorahnung ihrer Reaktion ließ mich lächeln. Sie enttäuschte mich nicht.
"Mein Gehirn funktioniert also nicht richtig, ist es das?" fragte sie, ihre Stimme wurde ärgerlich. "Ich bin ein Freak?"
Ah, die Ironie schon wieder.
"Ich höre Stimmen, und du machst dir Sorgen, ein Freak zu sein!" Ich lachte. Sie verstand all die kleinen Dinge, und jetzt bei den großen war es umgekehrt. Immer die falschen Instinkte ...
Bella kaute auf ihrer Unterlippe, und die Falte zwischen ihren Augenbrauen war sehr tief.
"Keine Angst," beruhigte ich sie. "Es ist nur eine Theorie ..." Und da war noch eine wichtigere Theorie, die diskutiert werden mußte. Ich war ängstlich davon anzufangen. Jede vorübergehende Sekunde begann sich immer mehr wie geliehene Zeit anzufühlen.
"Womit wir wieder beim eigentlichen Thema wären," sagte ich zweigeteilt, sowohl begierig als auch widerwillig.
Sie seufzte, sich immer noch auf die Unterlippe beißend - ich hatte Angst, daß sie sich selbst verletzen könnte. Sie starrte mir in die Augen, ihr Gesicht war beunruhigt.
"Wie war das - Schluss mit den Ausweichmanövern?" fragte ich leise.
Sie schaute nach unten, gequält von einem innerlichen Dilemma. Plötzlich versteifte sie sich und riss ihre Augen weit auf. Angst war zum allerersten Mal in ihrem Gesicht zu sehen.
"Meine Güte!" schrie sie.
Ich bekam Panik. Was hatte sie gesehen? Was hatte sie so verängstigt?
Dann schrie sie, "Nicht so schnell!"
"Was ist denn?" Ich verstand nicht woher ihre Angst kam.
"Du fährst hundert Meilen pro Stunde!" schrie sie mich an. Sie schaute panisch aus dem Fenster, und schreckte vor den dunklen Bäumen, die neben uns herrasten zurück.
Diese kleine Sache, nur ein wenig Geschwindigkeit, hatte sie vor Angst schreien lassen?
Ich verdrehte die Augen. "Entspann dich, Bella."
"Willst du uns umbringen?" forderte sie, ihre Stimme war hoch und angespannt.
"Es wird uns nichts passieren," versprach ich ihr.
Sie atmete scharf ein, und sprach dann in einem leichteren, normaleren Ton. "Warum hast du´s denn so eilig?"
"Das ist meine normale Geschwindigkeit."
Ich traf ihren Blick, belustigt über ihren schockierten Ausdruck.
"Guck nach vorn!" rief sie.
"Bella, ich hatte noch nie einen Unfall - ich hab noch nicht einmal einen Strafzettel bekommen." Ich grinste sie an und berührte meine Stirn. Es machte es noch komischer - die Absurdität, in der Lage zu sein, einen Witz über so etwas geheimes und sonderbares zu ihr zu machen. "Eingebauter Radardetektor."
"Sehr witzig," sagte sie sarkastisch, ihre Stimmer klang mehr wütend als verängstigt.
"Charlie ist Polizist, falls du das vergessen hast? Man hat mir beigebracht, die Verkehrregeln zu beachten. Und außerdem, wenn du den Volvo um einen Baum wickelst, kannst du wahrscheinlich einfach aussteigen und fortgehen."
"Wahrscheinlich," wiederholte ich, und lachte dann ohne Humor. Ja, wir würden vollkommen unterschiedlich bei einem Autounfall abschneiden. Sie hatte recht besorgt zu sein, ungeachtet meiner Fahrkünste ... "Aber du nicht."
Mit einem Seufzen, ließ ich das Auto langsam dahin kriechen. "Zufrieden?"
Sie schaute auf den Tacho. "Fast."
War das immer noch zu schnell für sie? "Ich hasse es, langsam zu fahren," maulte ich, aber ließ die Nadel noch ein Stück nach unten wandern.
"Das soll langsam sein?" fragte sie.
"Das waren jetzt genug Bemerkungen zu meinem Fahrstil," sagte ich ungeduldig. Wie oft war sie meiner Frage jetzt ausgewichen? Drei Mal? Vier? Waren ihre Erkenntnisse so entsetzlich?
Ich mußte es wissen - augenblicklich. "Ich warte immer noch auf deine neuste Theorie."
Sie biß sich wieder auf die Lippe, und ihr Ausdruck wurde beunruhigend, fast schmerzlich.
Ich zügelte meine Ungeduld und machte meine Stimme weich. Ich wollte nicht daß sie sich quälte.
"Ich lache nicht," versprach ich, und hoffte, daß es nur Verlegenheit war, die sie unwillig machte, zu sprechen.
"Ich hab eher Angst, daß du sauer bist," flüsterte sie.
Ich versuchte meine Stimme gleichmäßig klingen zu lassen. "So schlimm?"
"Ziemlich."
Sie schaute runter, weigerte sich mir in die Augen zu sehen. Die Sekunden vergingen.
"Na los," ermutigte ich sie.
Ihre Stimme war schwach. "Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll."
"Am besten am Anfang ...?" Ich erinnerte mich an ihre Worte vor dem Essen. "Du hast gesagt, daß du nicht von allein drauf gekommen bist."
"Nein," stimmte sie zu, und war erneut still.
Ich dachte über Dinge nach die sie dazu inspiriert haben könnten. "Wie dann? Durch ein Buch? Einen Film?"
Ich hätte mir ihre Bücher ansehen sollen, als sie nicht zu Hause gewesen war. Ich wußte nicht, ob Bram Stoker oder Anne Rice auch in ihrem abgenutzten Bücherstapel lagen ...
"Weder noch," sagte sie wieder. "Ich war doch Samstag am Strand ..."
Das hatte ich nicht erwartet. Der lokale Klatsch über uns war niemals allzu absonderlich gewesen - oder zu genau. Gab es ein neues Gerücht, das ich verpasst hatte? Bella schaute von ihren Händen auf und sah die Überraschung auf meinem Gesicht.
"Da hab ich einen alten Freund getroffen - Jacob Black," fuhr sie fort. "Sein Dad und Charlie waren schon befreundet, da war ich noch ein Baby."
Jacob Black - dieser Name war mir nicht bekannt, und dennoch erinnerte er mich an etwas ... an etwas vor sehr langer Zeit ... Ich starrte aus der Windschutzscheibe und überflog meine Erinnerungen um die Verbindung zu finden.
"Sein Dad ist ein Stammeseltester der Quileute," sagte sie.
Jacob Black. Ephraim Black. Zweifellos ein Nachfahre.
Es war so schlimm, wie es nur sein konnte.
Sie kannte die Wahrheit.
Meine Gedanken überflogen die Konsequenzen und das Auto flog durch die dunklen Kurven der Straße, mein Körper erstarrte vor Angst - regungslos, bis auf die kleinen, automatischen Bewegungen die es brauchte, um das Auto zu steuern.
Sie kannte die Wahrheit.
Aber ... wenn sie die Wahrheit schon am Samstag erfahren hatte ... dann hatte sie es schon den ganzen Abend über gewusst ... und dennoch ...
"Wir sind ein bisschen spazieren gegangen," fuhr sie fort. "Und er hat mir ein paar alte Legenden erzählt; ich glaube, er wollte mir Angst einjagen. Jedenfalls, eine davon ..."
Sie hielt kurz inne, aber es gab jetzt keinen Grund für ihre Zweifel; ich wußte was sie sagen würde. Das einzige Geheimnis was noch fehlte, war warum sie jetzt bei mir war.
"Ja?" sagte ich.
"Es handelte von Vampiren," hauchte sie, ihre Worte waren nicht mehr als ein Flüstern.
Irgendwie war es noch schlimmer sie die Worte laut aussprechen zu hören, als zu wissen, daß sie es wußte. Ich zuckte bei dem Klang ihrer Worte zusammen, und kontrollierte mich dann wieder.
"Und du hast sofort an mich gedacht?" fragte ich.
"Nein. Er ... hat deine Familie erwähnt."
Wie ironisch, daß es Ephraim´s eigener Nachkomme war der das Abkommen brach, welches er geschworen hatte aufrecht zu erhalten. Ein Enkel, oder Urenkel vielleicht. Wie viele Jahre war es her? Siebzig?
Ich hätte erkennen müssen, daß nicht die alten Männer, welche an die Legenden glaubten, die Gefahr waren. Natürlich war es die jüngere Generation - die die gewarnt worden waren, aber dachten die uralten Aberglauben wären lächerlich - in der die Gefahr unserer Aufdeckung lag. Ich nahm an, daß das jetzt bedeutete, daß ich frei war, den kleinen, wehrlosen Stamm an der Küstenlinie abzuschlachten, dem ich wohlgesinnt war. Ephraim und sein Rudel von Beschützern waren schon lange tot ...
"Für ihn war das alles nur dummer Aberglaube," sagte Bella plötzlich, ihre Stimme hatte die Spur einer neuen Sorge. "Er wäre nie auf die Idee gekommen, daß ich mir irgendwas dabei denken könnte."
Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie sie ihre Hände unbehaglich verschränkte.
"Und ehrlich gesagt war es meine Schuld," sagte sie nach einer kurzen Pause, und dann ließ sie ihren Kopf hängen, als ob sie sich schämte. "Ich hab ihn dazu gebracht, mir die Geschichte zu erzählen."
"Warum?" Es war nicht so schwer, meine Stimme normal klingen zu lassen. Die Angst war mittlerweile verflogen. So lange wir über die Einzelheiten sprachen, die zu ihrer Offenbarung führten, mußten wir nicht über die Konsequenzen, die es mit sich brachte, sprechen.
"Zuerst fragte Lauren, warum du nicht dabei bist, um mich zu provozieren." Sie verzog das Gesicht bei dieser Erinnerung. Ich war leicht abgelenkt, weil ich mich fragte, wie Bella von jemandem provoziert wurde, weil er über mich sprach ... "Daraufhin sagte ein älterer Junge vom Stamm, daß deine Familie nicht ins Reservat kommt, nur daß es klang, als meinte er noch etwas anderes. Und dann hab ich mir Jacob zu Seite genommen und ihn bearbeitet, bis er es mir verriet."
Ihr Kopf sank noch tiefer als sie das sagte, und ihr Ausdruck sah ... schuldig aus.
Ich schaute von ihr weg, und lachte laut. Sie fühlte sich schuldig? Was konnte sie bloß getan haben um sich so zu fühlen?
"Wie hast du das denn angestellt?" fragte ich.
"Ich hab versucht zu flirten. Es hat besser funktioniert, als ich dachte," erklärte sie, und ihre Stimme klang ungläubig bei der Erinnerung an diesen Erfolg.
Ich konnte mir nur vorstellen - betrachtete man die Anziehungskraft, die sie auf alle männlichen Wesen zu haben schien, vollkommen ahnungslos für ihren Teil - wie überwältigend sie sein würde, wenn sie versuchte, attraktiv zu sein. Ich fühlte plötzlich Mitleid für den ahnungslosen Jungen, auf dem sie solch eine starke Kraft losgelassen hatte.
"Das hätte ich gerne gesehen," sagte ich, und dann lachte ich wieder finster. Ich wünschte, ich hätte die Reaktion des Jungen hören können, die meine eigene Verwüstung bezeugen würde.
"Aber mir vorwerfen, Leute aus der Fassung zu bringen! Armer Jacob Black."
Ich war mit der Quelle meiner Bloßstellung nicht so erzürnt, wie ich angenommen hatte mich zu fühlen. Er wusste es nicht besser. Und wie konnte ich erwarten, daß irgendjemand diesem Mädchen etwas abschlug, was sie wollte? Nein, ich fühlte nur Zuneigung für den Schaden, den sie seinem Seelenfrieden angetan hatte.
Ich fühlte, wie ihr Erröten die Luft zwischen uns aufheizte. Ich schaute sie an, und sie starrte aus dem Fenster. Sie sprach nicht erneut.
"Und was hast du dann gemacht?" forderte ich. Es war Zeit zu der Schreckensgeschichte zurückzukehren.
"Ich hab ein bisschen im Internet recherchiert."
Immer praktisch. "Und - hat dich das überzeugt?"
"Nein," sagte sie. "Nichts passte. Und das meiste war ziemlich albern. Und dann ..."
Sie hielt schon wieder inne, und ich hörte wie sie die Zähne aufeinanderbiss.
"Und dann was?" forderte ich. Was hatte sie gefunden? Was hatte an diesem Albtraum Sinn für sie gemacht?
Es gab eine kurze Pause, und dann flüsterte sie, "Dann hab ich mir gesagt, daß es egal ist."
Der Schock fror meine Gedanken für eine halbe Sekunde ein, und dann passte plötzlich alles zusammen. Warum sie ihre Freundinnen heute Abend weggeschickt hatte, anstatt mit ihnen zu fahren. Warum sie wieder in mein Auto gestiegen war, anstatt wegzurennen und nach der Polizei zu schreien ...
Ihre Reaktionen waren immer falsch - immer komplett verkehrt. Sie zog Gefahr an. Sie lud sie ein.
"Egal?" sagte ich durch meine Zähne, Ärger erfüllte mich. Wie konnte ich versuchen jemanden zu beschützen der so ... so ... so entschlossen war, unbeschützt sein zu wollen?
"Ja," sagte sie mit leiser Stimme, die unerklärlicherweise weich war. "Es ist mir egal, was du bist."
Sie war unglaublich.
"Es ist dir egal, ob ich ein Monster bin? Ob ich ein Mensch bin oder nicht?"
"Ja."
Ich fing an mich zu fragen ob sie geistig vollkommen klar war.
Ich vermutete, daß ich für sie Vorkehrungen treffen könnte, um die bestmögliche Pflege für sie zu erhalten ... Carlisle würde die Verbindungen haben, um für sie die erfahrensten Ärzte, und die talentiertesten Therapeuten zu finden. Vielleicht konnte etwas getan werden, um es wieder in Ordnung zu bringen, was auch immer es war, daß nicht mit ihr stimmte. Was auch immer es war, daß sie dazu brachte, neben einem Vampir zu sitzen, mit einem ruhigen und festen Herzschlag. Ich würde natürlich über die Therapien wachen, und sie besuchen, so oft es mir erlaubt sein würde ...
"Jetzt bist du wütend," seufzte sie. "Hätte ich lieber nichts gesagt."
Als ob es auch nur einem von uns helfen könnte, wenn sie ihre beunruhigenden Neigungen verbergen würde.
"Nein. Mir ist es lieber, wenn ich weiß, was du denkst - selbst wenn es völlig verrückt ist."
"Soll das heißen, ich lieg wieder falsch?" fragte sie jetzt ein wenig angriffslustig.
"Das meine ich nicht!" Meine Zähne schlugen wieder aufeinander. "Es ist mir egal!" wiederholte ich in einem beleidigendem Ton.
Sie japste. "Ich hab also Recht?"
"Ich denke, es ist egal?" entgegnete ich.
Sie nahm einen tiefen Atemzug. Ich wartete wütend auf ihre Antwort.
"Ist es auch," sagte sie, ihre Stimme war wieder ruhig. "Aber neugierig bin ich trotzdem."
Nicht wirklich. Es war nicht wirklich von Bedeutung. Sie sorgte sich nicht. Sie wusste, daß ich nicht menschlich war, ein Monster, und das war für sie wirklich nicht von Bedeutung.
Neben meiner Sorge über ihre Vernunft, begann ich eine aufkommende Hoffnung zu fühlen. Ich versuchte sie zu unterdrücken.
"Worauf bist du denn neugierig?" fragte ich sie. Es gab keine Geheimnisse mehr, nur noch geringfügige Einzelheiten.
"Zum Beispiel darauf, wie alt du bist?" fragte sie.
Meine Antwort war automatisch und tief verwurzelt. "Siebzehn."
"Und wie lange bist du schon siebzehn?"
Ich versuchte nicht zu lächeln bei ihrem bevormundenden Ton. "Eine Weile," gab ich zu.
"Okay," sagte sie plötzlich begeistert. Sie lächelte mich an. Als ich sie anstarrte, immer noch besorgt über ihre geistige Gesundheit, lächelte sie noch mehr. Ich runzelte die Stirn.
"Bitte nicht lachen," warnte sie. "Aber wie kommt es, daß du tagsüber rausgehen kannst?"
Ich lachte trotz ihrer Bitte. Ihre Nachforschungen hatten ihr nichts vernünftiges gezeigt, so wie es schien. "Alles Mythos," erzählte ich ihr.
"Ihr werdet nicht von der Sonne verbrannt?"
"Mythos."
"Ihr schlaft auch nicht in Särgen?"
"Mythos."
Schlaf war schon lange kein Teil meines Lebens mehr - nicht bis vor ein paar Nächten, während ich Bella beim träumen zugesehen hatte ...
"Ich kann nicht schlafen," murmelte ich, um ihre Frage besser zu beantworten.
Sie war still für einen Moment.
"Gar nicht?" fragte sie.
"Nie," sagte ich fast tonlos.
Ich starrte ihr in die Augen, weit unter den dichten Rand von Wimpern, und sehnte mich nach Schlaf. Nicht um etwas zu vergessen, wie ich es zuvor getan hatte, oder um der Langeweile zu entkommen, sondern weil ich träumen wollte. Vielleicht, wenn ich unbewusst wäre, wenn ich träumen könnte, könnte ich für ein paar Stunden in einer Welt leben, wo sie und ich zusammen sein könnten. Sie träumte von mir. Ich wollte von ihr träumen.
Sie starrte mich auch an, ihr Ausdruck war verwundert. Ich mußte wegsehen.
Ich konnte nicht von ihr träumen. Sie sollte nicht von mir träumen.
"Das Wichtigste hast du mich noch gar nicht gefragt," sagte ich, mein stiller Brustkorb war kälter und härter als zuvor. Sie mußte gezwungen werden es zu verstehen. Irgendwann mußte sie erkennen, was sie jetzt gerade tat. Sie mußte sehen, was das Ganze bedeutete - mehr noch als alles andere, ohne Rücksichtnahme. Rücksichten wie die Tatsache, daß ich sie liebte.
"Das wäre?" fragte sie, überrascht und unwissend.
Das machte meine Stimme noch härter. "Machst du dir keine Gedanken über meine Ernährung?"
"Ach so, daß meinst du." Sie sprach mit ruhiger Stimme, die ich nicht verstand.
"Ja, das. Willst du nicht wissen ob ich Blut trinke?"
Sie schrak vor meiner Frage zurück. Endlich. Sie verstand es.
"Na ja, Jacob hat was dazu gesagt," sagte sie.
"Und was hat Jacob gesagt?"
"Er hat gesagt, daß ihr keine ... Menschen jagt. Und daß deine Familie als ungefährlich galt, weil ihr nur Tiere gejagt habt."
"Er hat gesagt, wir sind ungefährlich?" wiederholte ich zynisch.
"Nicht ganz," erklärte sie. "Er hat gesagt, daß ihr als ungefährlich galtet, aber daß die Quileute euch trotzdem nicht auf ihrem Land haben wollten, um sicherzugehen."
Ich starrte auf die Straße, meine Gedanken waren hoffnungslos verwirrt, meine Kehle schmerzte durch den bekannten, brennenden Durst.
"Und, hat er Recht?" fragte sie, so gelassen, als ob sie den Wetterbericht bestätigte. "Daß ihr keine Menschen jagt?"
"Die Quileute haben ein langes Gedächtnis."
Sie nickte zu sich selbst, darüber nachdenkend.
"Kein Grund zu Sorglosigkeit," sagte ich schnell. "Sie tun recht daran, uns fernzubleiben. Wir sind immer noch gefährlich."
"Das verstehe ich jetzt nicht."
Nein, daß tat sie nicht. Wie konnte ich es ihr erklären?
"Wir tun unser Bestes," erzählte ich ihr. "Und normalerweise sind wir sehr gut in dem, was wir tun. Aber manchmal unterlaufen uns Fehler. Mir zum Beispiel, wenn ich mir gestatte, mit dir allein zu sein."
Ihr Duft war immer noch eine Kraft im Auto. Ich konnte langsam mit ihr umgehen, ich konnte sie allmählich ignorieren, aber ich konnte nicht bestreiten, daß sich mein Körper immer noch aus den falschen Gründen danach sehnte, sich ihr zu nähern. Mein Mund war voll von Gift.
"Das ist ein Fehler?" fragte sie, und da war Herzschmerz in ihrer Stimme. Dieser Klang entwaffnete mich. Sie wollte bei mir sein - trotz allem, wollte sie bei mir sein.
Hoffnung kam erneut auf, und ich erdrückte sie erneut.
"Ein extrem gefährlicher," erzählte ich ihr wahrheitsgemäß, wünschend, die Wahrheit könnte wirklich irgendwie aufhören von Bedeutung zu sein.
Sie erwiderte nichts für einen Moment. Ich hörte wie sich ihre Atmung änderte - es klang seltsam, aber nicht wie Furcht.
"Erzähl mir mehr," sagte sie plötzlich, ihre Stimme verzerrt von Schmerz.
Ich schaute vorsichtig prüfend zu ihr.
Sie hatte Schmerzen. Wie hatte ich das zulassen können?
"Was willst du denn noch wissen?" fragte ich, versuchte einen Weg zu finden ihr ihre Schmerzen zu nehmen. Sie sollte nicht verletzt sein. Ich konnte es nicht zulassen, daß sie verletzt war.
"Verrat mir, warum du Tiere jagst und keine Menschen," sagte sie immer noch schmerzgeplagt.
War es nicht offensichtlich? Oder vielleicht war das auch egal für sie.
"Ich möchte kein Monster sein," murmelte ich.
"Aber Tiere genügen nicht?"
Ich suchte nach einem anderen Vergleich den sie verstehen würde. "Ich bin mir natürlich nicht sicher, aber vielleicht kann man es mit einer Ernährung auf Tofu- und Sojamilchbasis vergleichen. Wir nennen uns Vegetarier - unser kleiner Inseiderwitz. Es stillt nicht vollständig den Hunger, oder vielmehr den Durst. Aber es gibt uns genügend Kraft, um widerstehen zu können. Meistens zumindest." Meine Stimme war lauter geworden; ich schämte mich der Gefahr, in der ich ihr erlaubt hatte, zu sein. Gefahr die ich weiterhin erlaubte ...
"Zu machen Zeiten ist es schwerer als zu anderen."
"Ist es jetzt gerade sehr schwer?"
Ich seufzte. Natürlich würde sie die Frage fragen, die ich nicht beantworten wollte. "Ja," erwiderte ich.
Diesesmal schätzte ich ihre körperlichen Reaktionen richtig ein; ihre Atmung war regelmäßig, und ihr Herz schlug ruhig. Ich hatte es erwartet, aber ich verstand es nicht. Wieso war sie nicht ängstlich?
"Aber du bist im Augenblick nicht hungrig," erklärte sie, absolut sicher seiend.
"Wie kommst du darauf?"
"Deine Augen. Ich hab dir doch gesagt, ich hab eine Theorie dazu. Mir ist aufgefallen, daß Leute - speziell Männer - schlechter gelaunt sind, wenn sie Hunger haben."
Ich kicherte über ihre Beschreibung: übellaunig. Das war eine Untertreibung. Aber sie lag vollkommen Richtig, wie gewöhnlich. "Dir entgeht aber auch gar nichts, oder?" Ich lachte erneut.
Sie lächelte ein wenig, und die Falte zwischen ihren Augen kam wieder zum Vorscheinen, als ob sie sich auf etwas konzentrierte.
"Warst du am Wochenende mit Emmett jagen?" fragte sie nachdem ich aufgehört hatte zu lachen. Mit der Ruhe, mit der sie sprach, war es eher faszinierend als frustrierend. Konnte sie das alles wirklich so schnell akzeptieren? Ich war näher an einem Schock, als sie es wohl war.
"Ja," erzählte ich ihr, und dann, als ich es dabei belassen wollte, fühlte ich den gleichen Drang, wie ich ihn im Restaurant schon gehabt hatte. Ich wollte, daß sie mich kannte. "Ich wollte nicht weg, aber es war notwendig. Es fällt mir etwas leichter, in deiner Nähe zu sein, wenn ich nicht durstig bin."
"Warum wolltest du nicht weg?"
Ich nahm einen tiefen Atemzug, uns drehte mich dann zu ihr, um ihren Blick zu erwidern. Diese Art der Ehrlichkeit war schwierig, auf eine sehr fremde Weise.
"Es macht mich ... nervös ... nicht in deiner Nähe zu sein." Ich vermutete das Wort würde ausreichen, doch es war nicht stark genug. "Es war kein Witz, als ich dir am vergangenen Donnerstag sagte, du sollst aufpassen, daß du nicht in den Ozean fällst oder überfahren wirst. Das ganze Wochenende über konnte ich mich auf nichts konzentrieren, so besorgt war ich um dich. Und nach dem, was heute passiert ist, bin ich tatsächlich überrascht, daß du mehrere Tage am Stück unversehrt überstanden hast." Dann erinnerte ich mich an die Kratzer auf ihren Handballen. "Na ja, nicht ganz unversehrt." Berichtigte ich.
"Wie bitte?"
"Deine Hände," erinnerte ich sie.
Sie seufzte und legte die Stirn in Falten. "Ich bin hingefallen."
Ich hatte es richtig erkannt. "Das dachte ich mir," sagte ich, unfähig mein Lächeln zurück zu halten. "In deinem Fall würde ich das als glücklichen Umstand bezeichnen - es hätte weit schlimmer kommen können, und dieser Gedanke hat mir die ganze Zeit keine Ruhe gelassen. Es waren sehr lange drei Tage. Ich bin Emmett fürchterlich auf die Nerven gegangen." Ehrlichkeit, die in der Vergangenheit nicht dazugehört hatte. Ich irritierte Emmett wahrscheinlich immer noch, und auch den ganzen Rest meiner Familie. Ausgenommen Alice ...
"Drei Tage?" fragte sie, ihre Stimme klang plötzlich scharf. "Seid ihr nicht erst heute zurückgekommen?"
Ich verstand den Ton in ihrer Stimme nicht. "Nein, wir sind am Sonntag zurückgekommen."
"Warum war denn keiner von euch in der Schule?" forderte sie. Ihre Irritation verwirrte mich. Sie schien nicht zu erkennen, daß diese Frage wieder eine war, die zu der Mythologie dazugehörte.
"Na ja, du wolltest doch wissen, ob die Sonne mich verletzt - das tut sie nicht, aber ich kann trotzdem bei Sonnenschein nicht rausgehen, zumindest nicht, wenn mich jemand sehen kann."
Das lenkte sie von ihrem mysteriösen Verärgerung ab. "Warum nicht?" fragte sie, ihren Kopf schief legend.
Ich bezweifelte, daß ich ihr eine vernünftige Erklärung geben konnte, damit sie es verstand. Deshalb sagte ich nur zu ihr, "Ich zeig´s dir bei Gelegenheit." Und dann fragte ich mich, ob das ein Versprechen wäre, was ich am Ende brechen würde. Würde ich sie nach heute Abend wiedersehen? Liebte ich sie nicht schon zu sehr, um noch im Stande zu sein, es ertragen zu können, wenn ich sie verließe?
"Du hättest mich anrufen können," sagte sie.
Was für eine sonderbare Aussage. "Wieso - ich wußte doch, daß du in Sicherheit bist."
"Aber ich wußte nicht, wo du bist. Ich ..." sie stoppte abrupt, und schaute auf ihre Hände.
"Was?"
"Es war nicht gut," sagte sie schüchtern, und fing an zu erröten. "Dich nicht zu sehen. Mich macht das auch nervös."
Bist du jetzt glücklich? Verlangte ich von mir selbst. Gut, hier war meine Belohnung für meine Hoffnung.
Ich war zu verwirrt, begeistert, entsetzt - größtenteils entsetzt - um zu begreifen, daß alle meine wildesten Vorstellungen nicht so weit vom Kern entfernt waren. Das war, warum es ihr auch egal war, daß ich ein Monster war. Es war genau derselbe Grund, warum die Regeln auch für mich nicht mehr von Bedeutung waren.
Warum waren richtig und falsch nicht länger mehr zwingende Einflüsse. Warum waren alle meine Prioritäten eine Stufe nach unten gerutscht, um Platz für dieses Mädchen an erster Stelle zu machen.
Bella sorgte sich auch um mich.
Ich wusste, daß es nicht in Vergleich dazu stehen konnte, wie ich sie liebte. Aber es war genug für sie, um ihr Leben zu riskieren, um hier mit mir zu sitzen. Es so gerne zu tun.
Genug, um ihr Schmerzen zu verursachen, wenn ich die richtige Sache machen würde und sie verlassen würde. Gab es irgendetwas, was ich jetzt noch tun konnte, womit ich sie nicht verletzen würde? Überhaupt irgendetwas?
Ich hätte ferngeblieben sollen. Ich hätte nie nach Forks zurückkommen sollen. Ich würde ihr nichts als Schmerzen bringen.
Würde das mich daran hindern, jetzt zu bleiben? Davon abhalten, es noch schlechter zu machen?
Die Weise, wie ich mich gerade fühlte, ihre Wärme auf meiner Haut fühlend ...
Nein. Nichts würde mich aufhalten.
"Ah," stöhnte ich zu mir selbst. "Das darf nicht sein."
"Was hab ich denn gesagt?" fragte sie schnell um die Schuld auf sich zu nehmen.
"Begreift du nicht, Bella? Es ist eine Sache, wenn ich mich ins Unglück stürze, aber etwas völlig anderes, wenn du so tief drinsteckst. Ich will nicht hören, daß du sich so fühlst."
Es war die Wahrheit, es war eine Lüge. Der egoistischste Teil von mir schwebte vor Glück, wegen dem Wissen, daß sie mich wollte, wie ich sie wollte. "Es ist falsch. Es ist nicht sicher. Ich bin gefährlich, Bella - kapier das bitte."
"Nein." Ihre Lippen verzogen sich bockig.
"Ich meine es ernst." Ich kämpfte hart mit mir - halb verzweifelt, daß sie es akzeptierte, und halb hoffend, daß sie die Warnungen fern zu bleiben nicht akzeptieren würde - sodaß die Worte als Knurren durch meine Zähne kamen.
"Ich meine es auch ernst," beharrte sie. "Ich hab dir gesagt, es ist mir egal. was du bist. Es ist zu spät."
Zu spät? Die Welt war für einer endlose Sekunde vollkommen schwarz und weiß, während ich die Schatten, die über den sonnigen Rasen zu Bella´s schlafendem Körper dahin krochen, in meinen Erinnerungen beobachtete. Unvermeidlich, unaufhaltsam. Sie stahlen die Farbe ihrer Haut, und tauchten sie in die Finsternis. Zu spät? Die Vision von Alice wirbelte in meinem Kopf, Bella´s blutrote Augen starrten teilnahmslos zu mir zurück. Ausdruckslos - aber es gab keinen Weg, daß sie mich für diese Zukunft nicht hassen würde. Mich dafür hassen würde, ihr alles zu stehlen. Ihr das Leben und ihre Seele zu stehlen.
Es durfte nicht zu spät sein.
"Sag das niemals," fauchte ich.
Sie starrte aus ihrem Fenster, und ihre Zähne bissen wieder auf ihre Unterlippe. Ihre Hände waren in ihrem Schoß zu Fäusten geballt. Ihre Atmung wurde schneller und stoppte.
"Was denkst du?" Ich mußte es wissen.
Sie schüttelte ihren Kopf, ohne mich anzusehen. Ich sah etwas glitzerndes, wie Glas, auf ihrer Wange.
Höllenqualen. "Weinst du?" Ich hatte sie zum weinen gebracht. Ich hatte sie so sehr verletzt.
Sie wischte die Tränen mit ihrem Handrücken fort.
"Nein," log sie, ihre Stimme brach weg.
Ein langer begrabener Instinkt hatte mich meine Hand nach ihr ausstrecken lassen - in dieser einen Sekunde fühlte ich mich menschlicher, als ich es jemals getan hatte. Und dann erinnerte ich mich, daß ich nicht ... war. Und ich senkte meine Hand.
"Es tut mir leid," sagte ich, mein Kiefer schloß sich. Wie konnte ich ihr jemals sagen, wie leid es mir tat? Mich entschuldigen, für alle dummen Fehler, die ich gemacht hatte. Mich entschuldigen, für meinen endlosen Egoismus. Mich entschuldigen, daß sie so unglücklich war, anstatt begeistert, weil sie meine erste, tragische Liebe war. Mich entschuldigen, auch für die Dinge außerhalb meiner Kontrolle - daß ich das durch das Schicksal gewählte Monster gewesen war, daß ihr Leben an erster Stelle beenden wollte.
Ich nahm einen tiefen Atemzug - ignorierte meine elende Reaktion wegen dem Aroma im Auto - und versuchte mich zu sammeln.
Ich wollte das Thema ändern, um an etwas anderes zu denken. Glücklicherweise war meine Wissbegierde über das Mädchen unersättlich. Ich hatte immer eine Frage.
"Ich wollte dich was fragen," sagte ich.
"Ja?" fragte sie heiser, immer noch mit Tränen in der Stimme.
"Was hast du gedacht vorhin, unmittelbar bevor ich um die Ecke kam? Ich konnte mir keinen Reim auf deinen Gesichtsausdruck machen - du hast nicht ängstlich ausgesehen, eher hochkonzentriert." Ich erinnerte mich an ihr Gesicht - zwang mich selbst, nicht an den zu denken, durch dessen Augen ich es gesehen hatte - der Blick von Entschlossenheit darauf.
"Ich hab versucht mich daran zu erinnern, wie man einen Angreifer unschädlich macht," sagte sie, ihre Stimme klang gefasster. "Du weißt schon, Selbstverteidigung. Ich hatte vor, ihm die Nase ins Gehirn zu quetschen."
Ihre Gelassenheit dauerte nicht bis zum Ende ihrer Erklärung. Ihr Ton änderte sich, bis er vor Wut kochte. Das war keine Übertreibung, und ihre verspielte Wut war jetzt nicht humorvoll. Ich konnte ihre zerbrechliche Gestalt sehen - wie Seide über Glas - überschattet durch die fleischigen, schweren Fäuste menschlicher Monster, die sie verletzt hätten. Die Wut kochte in meinem Hinterkopf.
"Du hattest vor, mit ihnen zu kämpfen?" Ich wollte brüllen. Ihre Instinkte waren tödlich - für sie selbst. "Und du bist nicht auf die Idee gekommen wegzulaufen?"
"Ich fall ziemlich schnell hin, wenn ich renne," sagte sie kleinlaut.
"Und was ist mit schreien?"
"Dazu wollte ich gerade kommen."
Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf. Wie hatte sie es geschafft am Leben zu bleiben, bevor sie nach Forks gekommen war?
"Du hattest Recht," sagte ich leicht sauer. "Wenn ich versuche dich zu beschützen, greife ich definitiv ins Schicksal ein."
Sie seufzte, und schaute aus dem Fenster. Dann sah sie mich wieder an.
"Sehen wir uns morgen?" forderte sie plötzlich.
Solange ich auf meinem Weg in die Hölle war - könnte ich die Reise ebenso gut genießen.
"Ja - ich muß auch einen Aufsatz abgeben." Ich lächelte sie an, und es fühlte sich gut an es zu tun. "Ich halte dir beim Mittagessen einen Platz frei."
Ich Herz flatterte; mein totes Herz fühlte sich plötzlich wärmer an.
Ich stoppte das Auto vor dem Haus ihres Vaters. Sie machte keine Anstalten mich zu verlassen.
"Versprichst du, morgen zu kommen?" beharrte sie.
"Ich verspreche es."
Wie konnte es mir so viel Glück geben, wenn ich die falschen Sachen machte? Natürlich war etwas verkehrtes darin.
Sie nickte zufrieden zu sich selbst, und begann meine Jacke auszuziehen.
"Behalte sie," versicherte ich ihr schnell. Ich wollte sie lieber verlassen, wenn sie etwas von mir hatte. Ein Zeichen, wie der Flaschendeckel der jetzt in meiner Tasche war ... "Du hast doch keine für morgen."
Sie gab sie mir zurück und lächelte reumütig. "Aber ich hab auch keine Lust, das Charlie zu erklären."
Das hatte ich nicht bedacht. Ich lächelte sie an. "Oh, verstehe."
Sie legte ihre Hand auf den Türgriff, und hielt dann inne. Unwillig zu gehen, genauso wie ich unwillig war sie gehen zu lassen.
Sie unbeschützt zu lassen, auch nur für ein paar Momente ...
Peter und Charlotte waren inzwischen auch auf ihrem Weg und hatten zweifellos schon lange Seattle hinter sich gelassen. Aber es gab immer andere. Diese Welt war kein sicherer Platz für einen Menschen, und für sie schien er noch gefährlicher zu sein, als es für den Rest war.
"Bella?" fragte ich, überrascht über die Freude die ich fühlte, wenn ich nur ihren Namen sprach.
"Ja?"
"Versprichst du mir etwas?"
"Ja," stimmte sie einfach zu, und dann verengten sich ihre Augen, als ob sie über einen Grund nachdachte es zu widerrufen.
"Geh nicht allein in den Wald," warnte ich sie, und fragte mich ob diese Forderung den Widerspruch in ihren Augen auslösen würde.
Sie blinzelte erstaunt. "Warum nicht?"
Ich blickte finster in die unzuverlässige Dunkelheit. Der Mangel an Licht war kein Problem für meine Augen, und für einen anderen Jäger wäre es auch nicht beunruhigend. Es ließ nur Menschen erblinden.
"Sagen wir einfach, ich bin nicht immer die größte Gefahr da draußen, okay?" erzählte ich ihr.
Sie erschauderte, aber erholte sich schnell und lächelte sogar als sie mir sagte, "Wie du willst."
Ihr Atem berührte mein Gesicht, so süß und wohlriechend.
Ich hätte die ganze Nacht hier so verbringen können, aber sie brauchte ihren Schlaf. Die zwei Begierden schienen gleich stark, als sie fortwährend in mir kämpften: der Wunsch sie bei mir zu haben, gegen den Wunsch sie in Sicherheit zu wissen.
Ich seufzte bei der Unmöglichkeit. "Bis morgen dann," sagte ich, wissend daß ich sie viel schneller wiedersehen würde. Sie würde mich dennoch vor Morgen nicht wiedersehen.
"Bis morgen," stimmte sie zu als sie die Tür öffnete.
Wieder gequält, zu sehen wie sie mich verließ.
Ich lehnte mich zu ihr, wollte daß sie hier blieb. "Bella?"
Sie drehte sich zu mir, und erstarrte dann, überrascht unsere Gesichter so nah aneinander zu finden.
Ich wurde auch durch die Nähe überwältigt. Die Hitze rollte in Wellen von ihr, mein Gesicht liebkosend. Ich konnte fast die Seide ihrer Haut fühlen ... Ihr Herzschlag stotterte, und ihre Lippen fielen auf.
"Schlaf gut," flüsterte ich, und lehnte mich weg, bevor der Druck in meinem Körper - ob nun der bekannte Durst oder der sehr neue und fremde Hunger, den ich plötzlich fühlte - mich dazu bringen konnten, etwas zu tun, daß sie vielleicht verletzen würde.
Sie blieb einen Moment bewegungslos dort sitzen, ihre Augen waren groß und erstaunt. Aus der Fassung gebracht, vermutete ich.
Genau wie ich auch.
Sie erholte sich wieder - obwohl ihr Gesicht immer noch ein wenig verwirrt war - und fiel halb aus dem Auto, stolperte über ihre Füße und mußte sie am Türrahmen des Autos festhalten um sich wieder aufzurichten.
Ich kicherte - hoffte, daß es leise genug war, damit sie es nicht hörte.
Ich beobachtete, wie sie auf ihrem Weg auf das Licht der Vordertür zustolperte. Sie war sicher für den Moment. Und ich würde schnell wieder zurückkommen, um sicherzugehen.
Ich fühlte wie ihre Augen mir folgten, als ich in der dunklen Straße davonfuhr. Es war so ein fremdes Gefühl, weil ich es nicht gewohnt war. Gewöhnlich konnte ich mich hinterher einfach durch die Augen von jemanden beobachten, wenn ich das wollte. Das hier war seltsam aufregend - diese unglaubliche Gefühl beobachtet zu werden. Ich wusste, daß es das nur war, weil es ihre Augen waren.
Eine Million Gedanken jagten durch mein Kopf, während ich ziellos durch die Nacht fuhr.
Ich fuhr lange durch die Straßen, nirgendwo hinfahrend, an Bella und die unglaubliche Befreiung denkend, daß sie die Wahrheit jetzt kannte. Nicht mehr fürchten zu müssen, daß sie herausfinden würde, was ich war. Sie wusste es. Es war ihr egal. Obwohl es offensichtlich eine schlechte Sache für sie war, war es erstaunlich befreiend für sie.
Mehr als das, ich dachte an Bella und ihre erwidernde Liebe. Sie konnte mich nicht so sehr lieben wie ich sie - solch eine überwältigende, alles verzehrende, vernichtende Liebe würde vermutlich ihren schwachen Körper zerbrechen. Aber sie fühlte stark genug. Genug um die instinktive Angst zu besiegen. Genug um bei mir sein zu wollen. Und mit ihr zusammen zu sein, war das größte Glück, was ich jemals gekannt hatte.
Für eine Weile - weil ich ganz alleine war, und zur Abwechselung mal niemanden verletzen konnte - erlaubte ich mir das Glück zu fühlen, ohne auf die Tragödie näher einzugehen. Nur glücklich fühlend, weil sie mich mochte. Nur um über den Triumph zu jubeln, ihre Aufmerksamkeit gewonnen zu haben. Nur um mir vorzustellen, Tag für Tag ganz nahe bei ihr sitzen zu können, ihre Stimme hören zu können und ihr Lächeln zu verdienen.
Ich rief mir ihr Lächeln in meinen Erinnerungen auf, sah, wie ihre vollen Lippen sich an den Mundwinkeln anhoben, die Andeutung eines Grübchens auf ihrer Kinnspitze, die Weise wie ihre Augen sich erwärmten und schmolzen ...
Ihre Finger hatten sich heute Abend so warm und sanft auf meiner Hand angefühlt. Ich stellte mir vor wie es sich anfühlen würde, wenn ich ihre zarte Haut, die sich über ihre Wangenknochen zog, berühren würde - seidig, warm ... so zerbrechlich.
Seide über Glas ... erschreckend zerbrechlich.
Ich sah nicht wo meine Gedanken hinführten, bis es zu spät war.
Während ich auf diese verheerende Verwundbarkeit näher einging, bildeten sich neue Vorstellungen ihres Gesichtes in meinen Fantasien. Verloren in den Schatten, bleich vor Angst - ihr Kiefer noch geschlossen und dicht, ihre Augen wild, voll von Konzentration, ihr schlanker Körper versteift um zuzuschlagen, auf die massigen Formen, die sich um sie herum versammelten, Albträume in der Dunkelheit ...
"Ah" ächzte ich als der brodelnde Hass, den ich völlig vergessen hatte, in der glücklichen Freude darüber, sie zu lieben, wieder ausbrach in einem Inferno von Zorn.
Ich war allein. Bella war, glaubte ich, sicher zu Hause; für einen Moment war ich überaus froh, daß Charlie Swan - Kopf der lokalen Gesetzeshüter, trainiert und bewaffnet - ihr Vater war. Das sollte etwas bedeuten, es sollte ihr einigen Schutz bieten.
Sie war sicher. Es würde mich nicht sehr lange aufhalten, die Beleidigung zu rächen...
Nein. Sie verdiente besseres. Ich konnte ihr nicht erlauben, einen Mörder zu mögen.
Aber ... was war mit den anderen?
Bella war sicher, ja. Angela und Jessica waren bestimmt auch sicher in ihren Betten.
Und doch war ein Monster in den Straßen von Port Angeles unterwegs. Ein menschliches Monster - machte ihn daß deshalb zu einem menschlichen Problem? Ich brannte darauf den Mord zu begehen, aber darauf zu brennen war falsch. Ich wusste das. Aber ihn davonkommen zu lassen, damit er wieder angreifen könnte, konnte auch nicht das Richtige sein.
Die uninteressante Wirtin vom Restaurant. Die Kellnerin, die ich nie wirklich angesehen hatte. Beide hatten mich auf eine unbedeutende Weise genervt, aber das bedeutete nicht, daß sie es verdienten, in Gefahr zu sein.
Jede von ihnen könnte jemandes Bella sein.
Diese Erkentniss ließ mich sicher sein.
Ich fuhr nach Norden, jetzt beschleunigend, weil ich einen Grund hatte. Wann auch immer ich ein Problem hatte, das zu schwierig für mich war - etwas konkreteres als das - wusste ich, wohin ich für diese Hilfe gehen konnte.
Alice saß auf der Veranda und wartete auf mich. Ich hielt vor dem Haus, anstatt um das Haus zu Garage zu fahren.
"Carlisle ist im Arbeitszimmer," erzählte mir Alice bevor ich fragen konnte.
"Danke dir," sagte ich, ihr Haar verwuschelnd als ich an ihr vorbeiging.
> Danke, daß du mich zurückgerufen hast, < dachte sie sarkastisch.
"Oh." Ich blieb an der Tür stehen, zog mein Handy aus der Tasche und öffnete es. "Entschuldige, ich hab noch nicht einmal nachgesehen wer mich angerufen hatte. Ich war ... beschäftigt."
"Ja, ich weiß. Es tut mir auch leid. Aber zu der Zeit, als ich sah was passieren würde, warst du auf deinem Weg."
"Es war knapp," murmelte ich.
Sorry, wiederholte sie, beschämt über sich selbst.
Es war einfach großherzig zu sein, weil ich wußte, daß es Bella gut ging. "Sei nicht beschämt. Ich weiß du kannst nicht alles sehen. Niemand erwartet von dir allwissend zu sein, Alice."
"Danke."
"Ich hätte dich heute Abend fast zum Essen eingeladen - hattest du das vorhergesehen, bevor ich meine Meinung geändert habe?"
Sie grinste. "Nein, das hab ich auch verpasst. Ich wünschte ich hätte es gewusst. Ich wäre gekommen."
"Auf was hast du dich so konzentriert, daß du das alles verpasst hast?"
> Jasper denkt an unseren Jahrestag. < Sie lachte. > Er versucht sich nicht für ein Geschenk für mich zu entscheiden, aber ich glaube ich habe eine sehr gute Idee ... <
"Du bist schamlos."
"Yep."
Sie spitzte die Lippen, und starrte zu mir hoch, eine Spur von Anklage in ihrem Ausdruck. > Ich hab später besser aufgepasst. Wirst du ihnen erzählen, daß sie es weiß? <
Ich seufzte. "Ja. Später."
> Ich werde nicht sagen. Tu mir einen Gefallen und erzähl es Rosalie wenn ich nicht dabei bin, okay? <
Ich zuckte zusammen. "Sicher."
> Bella hat es sehr gut aufgenommen. <
"Zu gut."
Alice schaute mich finster an. > Unterschätz Bella nicht. <
Ich versuchte die Vorstellung zu blockieren, die ich nicht sehen wollte - Bella und Alice, beste Freunde. Ich wurde jetzt ungeduldig und seufzte schwer. Ich wollte zum nächsten Teil des Abend hinübergehen; ich wollte es hinter mir haben. Aber ich war ein wenig besorgt Forks zu verlassen ...
"Alice ... " begann ich. Sie sah was ich sie fragen wollte.
> Es wird ihr heute Nacht gut gehen. Ich kann sie jetzt besser sehen. Sie ist jemand der eine vierundzwanzig Stunden Überwachung braucht, oder etwa nicht? <
"Mindestens."
"Auf jeden Fall wirst du schnell genug wieder bei ihr sein."
Ich nahm einen tiefen Atemzug. Diese Worte waren wundervoll für mich.
"Geh schon - beende es, dann kannst du sein, wo du sein willst," sagte sie zu mir.
Ich nickte, und lief dann schnell zu Carlisle´s Zimmer.
Er wartete auf mich, seine Augen auf der Tür anstatt auf dem dicken Buch auf seinem Schreibtisch.
"Ich hörte das Alice dir gesagt hat, wo du mich finden würdest," sagte er und lächelte.
Es war eine Erleichterung bei ihm zu sein, das Einfühlungsvermögen und die tiefe Intelligenz in seinen Augen sehen zu können. Carlisle würde wissen was zu tun wäre.
"Ich brauche Hilfe."
"Natürlich helfe ich dir, Edward," versprach er.
"Hat Alice dir erzählt was Bella heute Abend passiert ist?"
> Fast alles, < berichtigte er.
"Ja, fast alles. Ich stecke in einer Zwickmühle, Carlisle. Du siehst, ich will ihn ... so sehr ... töten." Die Worte begannen schnell und leidenschaftlich auszuströmen. "So sehr. Aber ich weiß, es wäre falsch, weil es Rache wäre und keine Gerechtigkeit. Nur Zorn, keine Objektivität. Dennoch kann es nicht Richtig sein, einen Serienvergewaltiger und Mörder frei durch Port Angeles laufen zu lassen! Ich kenne die Menschen dort nicht, aber ich kann niemand anderen Bella´s Platz als sein Opfer einnehmen lassen. Diese anderen Frauen - einige fühlen vielleicht auf eine Weise für sie, wie ich für Bella fühle. Könnten erleiden, was ich erlitten hätte, wenn sie verletzt worden wäre. Das ist nicht richtig - "
Sein großes, unerwartetes Lächeln stoppte die Flut meiner Worte abrupt.
> Sie ist sehr gut für dich, oder nicht? So viel Mitgefühl, so viel Kontrolle. Ich bin beeindruckt. <
"Ich bin nicht auf Komplimente aus, Carlisle."
"Natürlich nicht. Aber ich kann meinen Gedanken nicht helfen, oder?" Er lächelte erneut. "Ich werde mich darum kümmern. Du kannst dich entspannen. Niemand wird an Bella´s Stelle verletzt werden."
Ich sah den Plan in seinem Kopf. Es war nicht genau daß was ich wollte, es befriedigte mein Verlangen von Brutalität nicht, aber ich konnte sehen, daß es das Richtige war.
"Ich werde dir zeigen wo du ihn finden kannst," sagte ich.
"Dann laß uns gehen."
Er nahm seine schwarze Tasche mit. Ich hätte eine aggressivere Form von Sedierung bevorzugt - wie einen zerschmetterten Schädel - aber ich würde es Carlisle auf seine Weise machen lassen.
Wir nahmen mein Auto. Alice saß immer noch auf den Stufen der Veranda. Sie grinste und winkte als wir davonfuhren. Ich sah, daß sie für mich in die Zukunft gesehen hatte; wir würden keine Schwierigkeiten haben.
Die Fahrt war sehr kurz auf der dunklen, leeren Straße. Ich ließ meine Scheinwerfer aus, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich mußte lächeln bei dem Gedanken, wie Bella wohl bei diesem Schritt reagiert hätte. Ich war bereits langsamer gefahren als üblich - wie zu der Zeit als ich mit ihr geredet hatte - nachdem sie protestiert hatte.
Carlisle dachte auch über Bella nach.
> Ich hab nicht vorhergesehen, daß sie so gut für ihn sein würde. Das ist unerwartet. Vielleicht hat das irgendetwas zu bedeuten. Vielleicht diente es einem höheren Zweck. Nur ... <
Er stellte sich Bella mit schneekalter Haut und blutroten Augen vor, und dann schreckte er vor dieser Vorstellung zurück.
> Ja. Nur. Allerdings. Aber, wie konnte etwas gutes daran sein, so etwas reines und liebenswürdiges zu zerstören? <
Ich blickte finster in die Nacht, die ganze Freude über diesen Abend, waren durch seine Gedanken zerstört worden.
> Edward verdient Glück. Das Schicksal schuldet es ihm. Die Heftigkeit von Carlisle´s Gedanken überraschte mich. Es muß einen Weg geben. <
Ich wünschte ich könnte das irgendwie glauben. Aber es gab kein höheres Ziel, als was mit Bella geschehen war. Nur eine bösartige Harpyie, ein hässliches, bitteres Schicksal, daß es nicht ertragen konnte, daß Bella das Leben bekam, das sie verdiente.
Ich verweilte nicht in Port Angeles. Ich brachte Carlisle zu der Spelunke, wo die Kreatur genannt Lonnie seine Enttäuschung mit seinen Freunden ertränkte - von denen Zwei bereits gegangen waren. Carlisle konnte sehen, wie es für mich war, so nah zu sein - die Gedanken des Monsters zu hören und seine Erinnerungen zu sehen, Erinnerungen von Bella vermischt mit weniger glücklichen Mädchen, die keiner mehr retten konnte.
Meine Atmung wurde schneller. Ich umklammerte das Lenkrad.
> Geh, Edward, < sagte er freundlich zu mir. > Ich werde die anderen Menschen vor ihm sicher machen. Und du gehst zurück zu Bella. <
Es war genau das Richtige, daß zu sagen. Ihr Name war die einzige Ablenkung, die mir jetzt irgendetwas bedeutete.
Ich ließ ihn im Auto zurück, und rannte zurück nach Forks, geradlinig durch den schlafenden Wald. Es brauchte weniger Zeit, als die Hinfahrt mit dem schnellen Auto. Es war nur Minuten später, daß ich die Seite des Hauses hochkletterte und ihr Fenster aufschob um hinein zu gelangen.
Ich seufzte lautlos vor Erleichterung. Alles war genau so, wie es sein sollte. Bella war sicher in ihrem Bett, träumend, ihr nasses Haar lag verworren, wie Seegras über ihrem Kopfkissen.
Aber anders als in den meisten Nächten, war sie zu einen kleinen Ball zusammengerollt, mit den Bettdecken stramm um ihre Schultern gespannt. Ihr war kalt, vermutete ich. Bevor ich mich in meinen normalen Sitz setzen konnte, zitterte sie im Schlaf, und ihre Lippen bebten.
Ich dachte für einen kurzen Moment darüber nach, und dann ging ich erleichtert raus in den Hausflur, und erkundete zum ersten Mal einen anderen Teil des Hauses.
Charlie´s Schnarchen war laut und gleichmäßig. Ich konnte nur den Ansatz seines Traumes sehen. Irgendetwas mit dem Strom von Wasser und geduldigen Erwartungen ... vielleicht angeln?
Dort, an den obersten Stufen der Treppe, stand ein vielversprechender Kleiderschrank. Ich öffnete ihn hoffnungsvoll und fand wonach ich suchte. Ich wählte die dickste Decke von dem winzigen Wäscheschrank aus, und nahm sie mit in ihr Zimmer zurück. Ich würde sie zurücklegen bevor sie aufwachte, und niemand würde es je wissen.
Meinen Atem anhaltend, breitete ich die Decke vorsichtig über ihr aus; sie reagierte nicht auf das zusätzliche Gewicht. Ich ging zu dem Schaukelstuhl zurück.
Während ich besorgt darauf wartete, daß ihr wärmer wurde, dachte ich an Carlisle, und fragte mich, wo er jetzt war. Ich wußte das sein Plan problemlos funktionieren würde - Alice hatte es ja vorhergesehen.
Das Denken an meinen Vater ließ mich seufzen - Carlise gab mir zu viel Vertrauen. Ich wünschte, ich wäre die Person, von der er dachte, daß ich sie wäre. Diese Person, derjenige der Glück verdiente, könnte hoffen für dieses schlafende Mädchen würdig zu sein. Wie verschieden die Dinge sein würden, wenn ich dieser Edward sein könnte.
Während ich darüber nachdachte, füllte eine fremde, unaufgeforderte Vorstellung meinen Kopf. Für einem Moment, wurde das alte Weib, das Schicksal das ich mir vorgestellt hatte, diejenige die Bella´s Zerstörung begehrte, durch den dümmsten und sorglosesten Engel ersetzt. Ein Schutzengel - etwas daß Carlisle´s Vision von mir gehabt hatte. Mit einem sorglosen Lächeln auf seine Lippen, seinen Himmelfarbigen Augen voll mit Verderben, bearbeitete der Engel Bella auf solch eine Art und Weise, daß es keinen Weg gab, damit ich sie wohl nicht übersehen konnte. Ein lächerlich wirksamer Geruch, um meine Aufmerksamkeit zu erhalten, ein stiller Verstand um meine Neugierde zu entflammen, eine dezente Schönheit, um meine Augen zu halten, eine selbstlose Seele um meine Ehrfurcht zu verdienen. Den natürlichen Sinn der Selbsterhaltung auslassend - so daß Bella es ertragen konnte in meiner Nähe zu sein - und schließlich noch eine große, entsetzliche Pechsträhne hinzufügend. Mit einem sorglosen Lachen trieb der unverantwortliche Engel seine zerbrechliche Kreation direkt in meine Richtung, munter auf meine fehlerhafte Moral vertrauend, Bella am Leben zu lassen.
In dieser Vision, war ich nicht Bella´s Strafe; sie war meine Belohnung.
Ich schüttelte meinen Kopf über die Phantasie von dem gedankenlosen Engel. Er war nicht viel besser als die Harpyie. Ich konnte nicht gut über eine höhere Macht denken, die sich in solch einer gefährlichen und törichten Weise verhalten würde. Zumindest könnte ich gegen das hässliche Schicksal ankämpfen.
Und ich hatte keinen Engel. Die waren reserviert für die Guten - für Leute wie Bella. Also, wo war ihr Engel bei all diesem? Wer wachte über sie?
Ich lachte still, als ich anfing es zu begreifen, daß ich jetzt gerade diese Rolle ausfüllte.
Ein Vampirengel - da war eine entspannende Bewegung von ihr.
Nach ungefähr einer halben Stunde, entspannte sich Bella aus ihrer zusammengerollten Haltung. Ihre Atmung wurde tiefer und sie fing an zu murmeln. Ich lächelte fasziniert. Es war nur eine kleine Sache, aber letztlich schlief sie heute Nacht bequemer, weil ich da war.
"Edward," seufzte sie und lächelte auch.
Ich schob die Tragödie für einen Augenblick beiseite, und ließ mich wieder glücklich sein.
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Beitrag  _twilight.<3 Sa Feb 06, 2010 7:42 pm

kapitel 11 : Der Lauscher an der Wand-> teil 1
CNN brachte die Geschichte als erstes.
Ich freute mich daß die Nachrichten kamen bevor ich zur Schule mußte, besorgt vielleicht hören zu müssen daß die Menschen diese Geschichte ausschmückten und ihr mehr Aufmerksamkeit schenken würden als sie es verdiente.
Glücklicherweise gab es Heute viele schlechte Nachrichten. Es gab ein Erdbeben in Südamerika und ein politisches Kidnapping im mittleren Osten. Deshalb lief der Bericht nur ein paar Sekunden, es gab nur einige Sätze, und ein körniges Bild dazu.
"Alonzo Calderas Wallace, mutmaßlicher Serienvergewaltiger und Mörder, der in den Staaten von Texas und Oklahoma gesucht wurde, wurde gestern Abend in Portland, Oregon dank eines anonymen Tipps verhaftet. Wallace wurde heute Früh bewusstlos in einer Allee gefunden, nur ein paar hundert Meter von einer Polizeistation entfernt. Die Beamten können zur Zeit noch nicht sagen ob er nach Houston oder Oklahoma ausgeliefert werden wird, um sich dort vor Gericht zu verantworten."
Das Fahndungsfoto war unscharf, und er hatte einen Vollbart zu dieser Zeit auf dem Foto gehabt. Sogar wenn Bella es sehen würde, würde sie ihn wahrscheinlich nicht wiedererkennen. Ich hoffte sie würde es nicht; es würde sie unnötig verängstigen.
"Die Resonanz hier in der Stadt wird gering sein. Es ist zu weit weg um von lokalen Interesse zu sein," erzählte Alice mir. "Es war ein guter Einfall von Carlisle, ihn aus dem Staat zu bringen." Ich nickte. Bella sah auch nicht viel Fernsehen, und ich hatte gesehen, daß ihre Vater nie irgendetwas anderes außer die Sportkanäle sah.
Ich hatte getan, was ich konnte. Dieses Monster jagte nicht mehr, und ich war kein Mörder.
Nicht in letzter Zeit, jedenfalls. Ich hatte Recht daran getan, Carlisle zu vertrauen, obwohl ich mir immer noch wünschte, daß das Monster nicht so leicht aus der Sache rausgekommen wäre. Ich hoffe daß er nach Texas ausgeliefert würde, wo die Todesstrafe so populär war ...
Nein. Das war egal. Ich würde das hinter mir lassen, und mich auf das konzentrieren was am wichtigsten war.
Ich hatte Bella´s Zimmer vor einer knappen Stunde verlassen. Aber ich sehnte mich mittlerweile wieder danach sie zu sehen.
"Alice, glaubst du - "
Sie unterbrach mich. "Rosalie wird fahren. Sie wird so tun als wäre sie angepisst, aber du weißt, sie wird die Gelegenheit genießen, ihren Wagen zu zeigen." Alice lachte hoch.
Ich grinste sie an. "Ich sehe dich in der Schule."
Alice seufzte, und mein Grinsen wurde zur Grimasse.
> Ich weiß, ich weiß, dachte sie. Nicht jetzt. Ich werde warten, bis du bereit bist, daß Bella mich kennen lernen kann. Du solltest dennoch wissen, daß nicht nur ich derjenige bin der egoistisch ist. Bella wird mich auch mögen. <
Ich antwortete ihr nicht und ging schnell aus der Tür raus. Das war eine andere Weise, die Situation zu sehen. Würde Bella Alice kennen lernen wollen? Eine Vampirin als Freundin zu haben? Wissend wie Bella dachte ... würde sie diese Idee vermutlich nicht im geringsten stören.
Ich blickte finster zu mir selbst. Was Bella wollte und was das Beste für Bella war, waren zwei sehr unterschiedliche Dinge.
Ich begann mich unwohl zu fühlen, als ich mein Auto in Bella´s Auffahrt parkte. Ein menschliches Sprichwort sagt, daß Dinge am Morgen anders aussehen - daß Dinge sich änderten, wenn man darüber geschlafen hatte. Würde ich anders für Bella im schwachen Licht eines nebeligen Tages aussehen? Unheilvoller oder weniger unheilvoll als ich es in der schwärze der Nacht getan hatte? Hatte sie die Wahrheit verstanden, während sie geschlafen hatte? Würde sie letztendlich Angst haben?
Ihre Träume waren allerdings letzte Nach friedlich gewesen. Wenn sie meinen Namen gesagt hatte, wieder und wieder, hatte sie gelächelt. Mehr als einmal hatte sie mich murmelnd gebeten, bei ihr zu bleiben.
Würde das heute nichts mehr bedeuten?
Ich wartete nervös, hörte auf die Geräusche von ihr im Haus - die schnellen, stolpernden Schritte auf den Stufen, der scharfe Riß von Metallfolie, wie der Inhalt des Kühlschrankes aneinander schlug als die Tür zugeschmissen wurde. Es hörte sich an als wäre sie in Eile.
Begierig um zur Schule zu kommen? Dieser Gedanke ließ mich lächeln, ich war wieder hoffnungsvoll.
Ich sah auf die Uhr. Ich vermutete - wenn man die begrenzte Geschwindigkeit ihres altersschwachen Trucks bedachte - war sie ein wenig spät dran.
Bella eilte aus dem Haus, ihre Büchertasche rutschte von ihrer Schulter, ihr Haar war unordentlich zusammengedreht und begann bereits in ihrem Genick auseinanderzufallen. Der dicke grüne Pullover den sie trug, war nicht genug um ihre dünnen Schultern davor zu schützen, sich wegen dem kalten Nebel zusammen zu krümmen.
Der lange Pullover war zu groß für sie, wenig schmeichelhaft. Es verdeckte ihre schlanke Figur, alle ihre feinen Kurven und weiche Linien verschwanden in einem formlosen Wirrwarr. Ich begrüßte es fast, so viel wie ich es bedauerte, daß sie nicht etwas wie die weiche blaue Bluse trug, die sie gestern Abend getragen hatte ... der Stoff hatte sich auf solch eine reizvolle Weise auf ihre Haut gelegt, tief genug geschnitten, um den hypnotisierenden Punkt auf ihren Schulterknochen unterhalb der Höhle ihrem Halses zu offenbaren. Das Blau war wie Wasser entlang der feinen Gestalt ihres Körpers geflossen ...
Es war besser so - lebenswichtig - daß ich meine Gedanken weit, weit weg von diesem Zustand hielt, deshalb war ich dem unkleidsamen Pullover den sie trug, dankbar . Ich konnte es mir nicht leisten, Fehler zu machen, und es würde ein kolossaler Fehler sein, auf den fremden Hunger näher einzugehen, die Gedanken an ihre Lippen ... ihre Haut ... ihren Körper ... die mir durch den Kopf gingen. Hunger, die mir seit hundert Jahren ausgewichen waren. Aber ich konnte mir selbst nicht erlauben auch nur daran zu denken sie zu berühren, weil das unmöglich war.
Ich würde sie zerbrechen.
Bella wandte sich von der Tür ab, in solch einer Hast, die sie fast in mein Auto rennen ließ, ohne es vorher zu bemerken.
Dann blieb sie rutschend stehen, ihre Knie blockierten wie ein erschrecktes Fohlen. Ihre Tasche glitt auf ihren Arm weiter nach unten und ihre Augen wurden groß, während sie sich auf das Auto fixierten.
Ich stieg aus, mir keine Sorgen machend, mich mit menschlicher Geschwindigkeit zu bewegen, und öffnete die Beifahrertür für sie. Ich würde nicht mehr versuchen sie zu täuschen - zumindest nicht wenn wir allein waren, dann würde ich ich sein.
Sie blickte mich an, erneut erschreckt, als ich durch den Nebel wieder zu erkennen war. Und dann änderte sich die Überraschung in ihren Augen in etwas anderes, und ich hatte keine Angst mehr - oder war erwartungsvoll - daß sich ihre Gefühle für mich im Laufe der Nacht geändert hätten. Wärme, Verwunderung, Faszination, all das schwamm in der Mitte ihrer geschmolzenen, schokoladefarbenen Augen.
"Möchtest du heute mit mir fahren?" fragte ich. Nicht wie beim Essengehen letzte Nacht, diesmal würde ich sie wählen lassen. Von nun an, mußte ich immer ihre Wahl sein.
"Sehr gern, danke," murmelte sie, und stieg ohne Hast in mein Auto ein.
Würde es jemals aufhören mich erschauern zu lassen, daß ich derjenige war, zudem sie ja sagte? Ich bezweifelte es.
Ich rannte um das Auto, begierig mich ihr anzuschließen. Sie zeigte kein Zeichen von Schockiertheit durch mein plötzliches Wiederauftauchen.
Das Glück das ich fühlte, wenn sie auf diese Art neben mir saß, dafür gab es keinen Vergleich. So sehr ich die Liebe und Freundschaft meine Familie auch genoss, und die verschiedenen Unterhaltungen und Ablenkungen, die die ganze Welt zu bieten hatte, war ich nie glücklicher als jetzt gewesen. Obwohl ich wußte, daß es falsch war, daß das nicht gut enden konnte, konnte ich das Lächeln nicht lange von meinem Gesicht fernhalten.
Meine Jacke hing über der Kopfstütze ihre Sitzes. Ich sah wie sie sie anschaute.
"Ich hab die die Jacke mitgebracht," sagte ich zu ihr. Das war meine Entschuldigung, wenn ich hätte eine haben müssen, um an diesem Morgen uneingeladen aufzutauchen. Es war kalt. Sie hatte keine Jacke. Sicherlich war das eine annehmbare Form der Ritterlichkeit. "Nicht, daß du krank wirst oder so."
"So eine Mimose bin ich nun auch wieder nicht," sagte sie, auf meinen Brustkorb starrend, anstatt auf mein Gesicht, als ob sie zögerte mir in die Augen zu sehen. Aber sie zog sich die Jacke an bevor ich es ihr befehlen oder sie dazu überreden musste.
"Bist du nicht?" murmelte ich zu mir selbst.
Sie starrte auf die Straße, als ich beschleunigte um zur Schule zu fahren. Ich konnte der Stille nur für einige Sekunden widerstehen. Ich mußte wissen, was sie heute Morgen dachte. So viel hatte sich zwischen uns verändert seitdem die Sonne das letzte Mal aufgegangen war.
"Was denn, keine zwanzig Fragen heute?" fragte ich, versuchte erneut es leicht klingen zu lassen.
Sie lächelte, und sah erleichtert darüber aus, daß ich das Schweigen gebrochen hatte. "Stören dich meine Fragen?"
"Nicht so sehr wie deine Reaktionen," erzählte ich ihr ehrlich, lächelnd als Erwiderung auf ihr Lächeln.
Sie runzelte die Stirn. "Ich reagiere nicht richtig?"
"Genau, das ist das Problem. Du nimmst alles so cool hin - das ist unnatürlich." Noch kein Schrei bis jetzt. Wie konnte das sein? "Ich frag mich dann immer, was du wirklich denkst."
Natürlich ließ mich alles was sie tat oder nicht tat verwundern.
"Ich sag dir immer, was ich wirklich denke."
"Du behältst Dinge für dich."
Ihre Zähne bissen wieder auf ihre Lippe. Sie schien es nicht zu bemerken, wenn sie das tat - es war eine unbewusste Reaktion bei Anspannung. "Nicht viele."
Genau diese Worte reichten aus um meine Neugierde zum rasen zu bringen. Was verschwieg sie absichtlich von mir?
"Genügend, um mich in den Wahnsinn zu treiben," sagte ich.
Sie zögerte, und dann flüsterte sie, "Du willst sie doch nicht hören."
Ich musste für einen Moment über unser komplettes Gespräch von gestern Abend nachdenken, ich überdachte Wort für Wort, bevor ich die Verbindung fand. Vielleicht brauchte es so viel Konzentration, weil ich mir nichts vorstellen konnte, daß es etwas gab, was ich nicht wollte daß sie es mir sagte. Und dann - weil der Ton ihrer Stimme derselbe war wie gestern Abend; dort gab es plötzlich wieder Schmerz - ich erinnerte mich. Einst hatte ich sie gebeten, ihre Gedanken nicht auszusprechen. Sag das niemals, hatte ich sie wütend angeknurrt. Ich hatte sie zum weinen gebracht ...
War es das, was sie mir vorenthielt? Die Tiefe ihrer Gefühle für mich? Daß es ihr egal war obwohl ich ein Monster war, und daß sie dachte es wäre zu spät für sie ihre Meinung darüber zu ändern?
Ich war unfähig zu sprechen, weil die Freude und der Schmerz zu stark für Worte waren, der Konflikt zwischen ihnen zu groß um eine schlüssige Antwort zu erlauben. Es war still im Auto, ausgenommen des stetigen Rhythmus ihre Herzens und ihrer Lunge.
"Wo ist eigentlich der Rest deiner Familie?" fragte sie plötzlich.
Ich nahm einen tiefen Atemzug - und bemerkte den Duft im Auto mit wahrem Schmerz zum ersten Mal; ich gewöhnte mich daran, erkannte ich mit Befriedigung - und zwang mich, wieder lässig zu sein.
"Sie sind mit Rosalies Auto gekommen." Ich parkte in dem leeren Parkplatz neben dem fraglichen Auto. Ich verbarg mein Lächeln, als ich sah, daß sich ihre Augen weiteten. "Ist das nicht protzig?"
"Ähm - Wow. Wenn das ihres ist, warum fährt sie dann immer mit dir?"
Rosalie hätte Bella´s Reaktion erfreut ... wenn sie vorurteilslos gegenüber Bella wäre, was wahrscheinlich nie passieren würde.
"Wie gesagt, es ist protzig. Wir versuchen zumindest, nicht aufzufallen."
"Ohne Erfolg," sagte sie zu mir, und dann lachte sie ein sorgloses Lachen.
Der vergnügte, vollkommen sorgenfreie Ton ihres Lachens wärmte meine hohle Brust, und ließ meinen Kopf voll von Zweifel schwimmen.
"Wenn es so auffällig ist, warum ist Rosalie dann heute mit dem Kabrio gekommen?" wunderte sie sich.
"Hast du noch nicht bemerkt, daß ich im Moment sämtliche Regeln breche?"
Meine Antwort sollte ein bisschen erschreckend sein - aber, natürlich, lächelte Bella darüber. Sie wartete nicht auf mich um ihre Tür zu öffnen, genau wie letzte Nacht. Ich musste hier in der Schule Normalität vortäuschen - so konnte ich mich nicht schnell genug bewegen um es zu verhindern - aber sie mußte nur daran gewöhnt werden, mit mehr Höflichkeit behandelt zu werden, und das bald.
Ich ging so nah neben ihr wie ich mich traute, sorgfältig auf jedes Zeichen achtend, daß meine Nähe sie verärgern würde. Zweimal zuckte ihre Hand zu mir, und dann zog sie sie doch zurück. Es sah aus als ob sie mich berühren wollte ... Mein Atem wurde schneller.
"Wenn ihr so unbehelligt wie möglich bleiben wollt, warum habt ihr dann überhaupt solche Autos?" fragte sie als wir gingen.
"Genusssucht," erklärte ich. "Wir fahren alle gerne schnell."
"Warum wundert mich das nicht?" murmelte sie, Ihr Ton klang sauer.
> Na nu! Das Glaube ich nicht! Wie zum Teufel konnte Bella das verheimlichen? Ich hab es nicht mitbekommen! Warum? <
Jessicas mentale Verblüffung unterbrach meine Gedanken. Sie wartete auf Bella, sie hatte Zuflucht vor dem Regen unter dem Dach der Cafeteria gesucht, mit Bella´s Winterjacke über ihrem Arm. Ihre Augen waren groß vor Unglauben.
Bella bemerkte sie einen Moment später auch. Ein schwaches Pink färbte ihre Wangen, als die Jessica´s Ausdruck registrierte. Die Gedanken in Jessica´s Kopf waren ziemlich klar auf ihrem Gesicht zu sehen.
"Hallo Jessica. Danke daß du daran gedacht hast," begrüßte Bella sie. Sie streckte die Hand nach der Jacke aus und Jessica reichte sie ihr wortlos.
Ich sollte freundlich zu Bella´s Freunden sein, egal ob sie gute Freunde waren oder nicht.
"Guten Morgen, Jessica."
> Whow ... <
Jessica´s Augen wurden noch größer. Es was sonderbar und amüsant ... und, ehrlich ein bisschen peinlich ... zu erkennen wie sehr es mich enthärtete, wenn ich in Bellas Nähe war. Es sah aus als ob niemand mehr verängstigt über mich war. Wenn Emmett das herausfinden würde, würde er das nächste Jahrhundert darüber lachen.
"Äh ... hi." murmelte Jessica, und ihre Augen huschten zu Bella´s Gesicht, voll von Bedeutung. "Wir sehen uns dann in Mathe, nehm ich an."
> Du wirst es ausplaudern. Ich nehme kein nein als Antwort an. Details. Ich muss Details haben! Edward der außergewöhnliche CULLEN!! Das Leben ist so unfair. <
Bella´s Mund verzerrte sich. "Ja, genau bis dann."
Die Gedanken von Jessica liefen wirr, während sie zu ihrer ersten Stunde eilte, sich ab und zu nach uns umsehend.
> Die ganze Geschichte. Etwas anderes akzeptiere ich nicht. Hatten sie geplant sich letzte Nacht zu treffen? Sind sie zusammen? Wie lange schon? Wie konnte sie das geheim halten? Warum würde sie das wollen? Es kann nichts zufälliges sein - es muß ihr ernst mit ihm sein. Oder gibt es eine andere Erklärung? Ich werde es herausfinden. Ich kann nicht unwissend darüber bleiben. Ich frage mich, ob sie sich schon geküsst haben?
Oh, ich werd schwach ... < Die Gedanken von Jessica trennten sich plötzlich, und sie ließ wortlose Phantasien durch ihren Kopf treiben, ich zuckte bei ihren Mutmaßungen zusammen, und nicht nur weil sie Bella durch sich selbst in ihrer Vorstellung ersetzte.
Es konnte dem nicht ähnlich sein. Und dennoch ich ... ich wollte ...
Ich schaffte es diese Vorstellungen nicht in meinen Kopf zu lassen. Auf wie viele falsche Arten wollte ich Bella? Welche von ihnen würde damit enden, daß ich sie töten würde?
Ich schüttelte meinen Kopf, und versuchte wieder klar zu denken.
"Was willst du ihr erzählen?" fragte ich Bella.
"Hey!" flüsterte sie scharf. "Ich dachte, du kannst meine Gedanken nicht lesen!"
"Kann ich auch nicht." Ich starrte sie überrascht an, und versuchte ihre Worte zu verstehen.
Ah - wir mußten beide das Gleiche im selben Moment gedacht haben. Hmm ... ich mochte das sehr.
"Aber dafür ihre - sie kann´s kaum erwarten, dich nachher mit ihren Fragen zu bombardieren." Erzählte ich ihr.
Bella stöhnte und ließ dann die Jacke von ihren Schultern gleiten. Ich begriff zuerst nicht, daß sie sie zurückgeben wollte - ich hätte sie nicht darum gebeten; ich hätte es lieber gehabt, wenn sie sie behalten hätte ... als ein Symbol - so war ich zu langsam, um ihr meine Hilfe anzubieten. Sie reichte mir die Jacke, und streckte ihre Arme durch ihre eigene Jacke. Ohne aufzublicken, um meine Hände zu sehen, die ich vorstreckte, um ihr zu helfen. Ich runzelte die Stirn darüber, und kontrollierte dann meinen Ausdruck, bevor sie es bemerken konnte.
"Also - was willst du ihr sagen?" drängte ich.
"Wie wär´s mit ein wenig Hilfe? Was will sie denn wissen?"
Ich lächelte, und schüttelte meinen Kopf. Ich wollte hören was sie dachte, ohne Hilfe. "Das wäre nicht fair."
Ihre Augen verengten sich. "Ich sag dir was nicht fair ist; daß du etwas weißt, was du mir nicht verrätst."
Richtig - sie mochte keine Doppelmoral.
Wir kamen an die Tür zu ihrem Klassenraum - wo ich sie verlassen mußte; ich fragte mich untätig, ob Ms Cope entgegenkommender bei einem Wechsel meines Stundenplans für meinen Englischunterricht wäre ... Ich machte mich selbst zum Mittelpunkt. Ich konnte partnerschaftlich sein.
"Sie will wissen, ob wir insgeheim zusammen sind." Sagte ich langsam. " Und sie will wissen, was du für mich empfindest."
Ihre Augen waren groß - nicht entsetzt, aber jetzt scharfsinnig. Sie waren offen für mich lesbar. Sie tat so als wäre sie ahnungslos.
"Oje," murmelte sie. "Was soll ich bloß sagen?"
"Hmmm." Sie versuchte immer, mich dazu zu bewegen mehr preiszugeben, als sie es tat. Ich grübelte darüber nach wie ich ihr antworten sollte.
Eine widerspenstige Strähne ihres Haares, leicht feucht durch den Nebel, lag über ihrer Schulter und ringelte sich dort zusammen, wo ihre Schlüsselbeinknochen auf den lächerlichen Pulli trafen.
Es lenkte meine Augen auf sich ... und zog meinen Blick auf die anderen verborgenen Linien ...
Ich nahm sie vorsichtig, ohne ihre Haut zu berühren - der Morgen war kalt genug, auch ohne meine Berührung - und wickelte sie wieder an ihren Platz, in dem unordentlichen Haarknoten von ihr auf, so daß sie mich nicht wieder ablehnen konnte. Ich erinnerte mich daran, als Mike Newton ihr Haar angefasst hatte, und mein Kiefer verspannte sich bei dieser Erinnerung. Sie war vor ihm zurückgewichen. Ihre jetzige Reaktion war nicht dieselbe; stattdessen wurden ihre Augen etwas größer, man sah eine Errötung ihrer Haut, und schlagartig pochte ihr Herz unregelmäßig.
Ich versuchte mein Lächeln zu verbergen als ich ihr antwortete.
"Vielleicht könntest du das Erste bejahen ... das heißt, wenn du nichts dagegen hast -," ihre Wahl, es mußte immer ihre Wahl sein, "- es ist die einfachste Erklärung."
"Ich hab nichts dagegen," flüsterte sie. Ihr Herz hatte bisher den normalen Rhythmus noch nicht wieder gefunden.
"Und was die andere Frage angeht ... " Ich konnte mein Lächeln jetzt nicht mehr zurückhalten. "... da bin ich auch schon gespannt, was du sagst."
Bella sollte das überdenken. Ich hielt mein Lachen zurück, als sie anfing schockiert auszusehen.
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Beitrag  _twilight.<3 Sa Feb 06, 2010 7:44 pm

kapitel 11: teil 2 -> Der lauscher an der Wand
Ich drehte mich schnell um, bevor sich mich noch nach weiteren Antworten fragen konnte. Es war schwierig für mich, ihr nicht immer das zu geben, worum sie mich fragte. Und ich wollte ihre Gedanken hören, nicht meine.
"Bis zum Mittagessen," rief ich über meine Schulter zu, ein Vorwand um zu überprüfen, ob sie mir immer noch mit großen Augen hinterher starrte. Ihr Mund stand offen. Ich drehte mich erneut weg und lachte.
Während ich davonging, war ich mir der schockierten und spekulativen Gedanken vage bewusst, die um mich herumwirbelten - Augen sahen zwischen Bella´s Gesicht und meiner sich zurückziehenden Gestalt hin und her. Ich schenkte ihnen nur wenig Aufmerksamkeit. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Es war schwer genug meine Füße in einer annehmbaren Geschwindigkeit sich fortbewegen zu lassen, während ich das matschige Gras zu meiner nächsten Unterrichtsstunde durchquerte. Ich wollte laufen - wirklich laufen, so schnell, daß ich verschwinden würde, so schnell, daß ich mich fühlen würde, als würde ich fliegen. Ein Teil von mir flog bereits.
Ich zog die Jacke an als ich die Klasse betrat, ließ ihren Duft dicht um mich herum schweben. Ich würde jetzt brennen - mich von dem Duft desensibilisieren lassen - und dann würde es später leichter sein ihn zu ignorieren, wenn ich wieder beim Mittagessen mit ihr war ...
Es war eine gute Sache, daß sich meine Lehrer nicht mehr die Mühe machten, mich aufzurufen. Heute wäre der Tag gewesen an dem sie mich unvorbereitet und ohne Antwort erwischt hätten.
Mein Verstand war an so vielen Orten an diesem Morgen; nur mein Körper war im Klassenzimmer.
Natürlich beobachtete ich Bella. Das wurde langsam natürlich - genauso automatisch wie atmen. Ich hörte ihre Unterhaltung mit einem mutlosen Mike Newton. Sie steuerte das Gespräch schnell auf Jessica, und ich grinste so wild, daß Rob Sawyer, der am Tisch rechts von mir saß, sichtlich zusammenzuckte und tiefer in seinen Stuhl sank, weg von mir.
> Ugh. Gruselig. <
Gut, ich hatte es nicht vollkommen verloren.
Ich überwachte Jessica auch leicht, sah, wie sie ihre Fragen für Bella verfeinerte. Ich konnte kaum noch die vier Schulstunden abwarten, zehnmal begieriger und besorgter als das neugierige menschliche Mädchen, daß frischen Klatsch wollte.
Und ich hörte auch Angel Weber zu.
Ich hatte die Dankbarkeit nicht vergessen, die ich für sie fühlte - weil sie, seit dem ersten Moment, nichts als freundliche Dinge über Bella dachte, und dann für ihre Hilfe gestern Abend. So wartete ich, während der Morgen verging, darauf daß es etwas gab, was sie wollte. Ich nahm an, daß es einfach sein würde; wie bei jedem anderen Menschen musste es einen Kitsch oder ein Spielzeug geben welches sie vorzugsweise haben wollte. Mehrere wahrscheinlich. Ich würde etwas anonym liefern und uns sogar namentlich nennen.
Aber Angela erwies sich fast genauso ungefällig, wie Bella mit ihren Gedanken. Sie war für einen Teenager sonderbar zufrieden. Glücklich. Vielleicht war das der Grund für ihre ungewöhnliche Güte - sie war einer jener seltenen Leute, die hatten was sie wollten, und wollten was sie hatten. Wenn sie ihre Aufmerksamkeit nicht ihren Lehrern und ihren Noten schenkte, dachte sie an ihre kleinen Zwillingsbrüder, die sie an den Strand an diesem Wochenende mitnehmen wollte - aufgeregt vor Nervosität mit einem fast mütterlichen Vergnügen. Sie sorgte sich häufig um sie, aber war nicht verärgert über dieser Tatsache ... es war sehr süß.
Aber nicht wirklich nützlich für mich.
Es musste etwas geben, was sie wollte. Ich würde nur weiter Acht geben müssen. Aber später. Es war Zeit für Bella´s Mathestunde mit Jessica.
Ich sah nicht wohin ich lief, während ich meinen Weg zum Englischunterricht ging. Jessica saß bereits auf ihrem Platz, ihre beiden Füße klopften ungeduldig auf den Fußboden, während sie darauf wartete, daß Bella kam.
Andersherum bei mir, sobald ich mich auf meinen zugeteilten Platz im Klassenzimmer niederließ, wurde ich äußerst still. Ich musste mich daran erinnern, ab und an herumzuzappeln. Um die Scharade aufrechtzuerhalten. Es war schwierig, meine Gedanken waren so auf Jessica fixiert. Ich hoffte sie würde Aufmerksam sein, und würde wirklich versuchen Bella´s Gesicht für mich zu lesen.
Jessica klopfen verstärkte sich, als Bella ins Zimmer spazierte.
> Sie sieht ... bedrückt aus. Warum? Vielleicht läuft da ja garnichts mit Edward Cullen. Das würde eine Enttäuschung sein. Außer ... daß er dann immer noch verfügbar ist ... Wenn er sich plötzlich für Verabredungen interessiert, hätte ich nichts dagegen, dabei auszuhelfen ... <
Bella´s Gesicht sah nicht bedrückt aus, es sah unwillig aus. Sie war besorgt - sie wußte, daß ich das alles Mitanhören würde. Ich lächelte zu mir selbst.
> "Erzähl mir alles!" < forderte Jess, während Bella gerade dabei war ihre Jacke über ihre Stuhllehne zu hängen. Sie bewegte sich bedächtig, widerwillig.
> Ugh, sie ist so langsam. Los, laß uns zu den wirklich wichtigen Dingen kommen! <
> "Was willst du denn wissen?" < sagte Bella zögernd, als sie sich setzte.
> "Was gestern alles passiert ist?" <
> "Er hat mich zum Essen eingeladen und dann nach Hause gefahren." <
> Und dann? Komm schon, es muß noch mehr geben als das! Sie lügt sowieso, ich weiß das. Ich werde sie danach fragen. <
> "Wie bist du denn so schnell nach Hause gekommen?" <
Ich sah, wie Bella zu der misstrauische Jessica mit den Augen rollte.
> "Er fährt wie ein Irrer. Der blanke Horror." <
Sie lächelte ein dünnes Lächeln, und ich lachte laut aus, unterbrach dadurch Mr Mason´s Ausführungen. Ich versuchte das Lachen in ein Husten zu verwandeln, aber niemand ließ sich täuschen. Mr Mason warf mir einen irritierten Blick zu, aber ich machte mir nicht einmal die Mühe, dem Gedanken dahinter zuzuhören. Ich hörte Jessica zu.
> Ahh. Sie klingt, als ob sie die Wahrheit sagt. Warum lässt sie mich das nur Wort für Wort aus ihr herausholen? Ich würde aus voller Brust prahlen, wenn es ich wäre.
"War das so was wie ein Rendezvous? Hattest du dich mit ihm dort verabredet?" <
Jessica sah die Überraschung in Bella´s Ausdruck, und war enttäuscht darüber, wie aufrichtig es aussah.
> "Im Gegenteil - ich war vollkommen überrascht, ihn dort zu treffen," <erzählte Bella ihr.
> Was geht da vor sich?? "Aber er hat dich heute früh zu Hause abgeholt?" Da muß mehr an der Geschichte dran sein. <
> "Ja - das hat mich genauso überrascht. Ihm ist gestern aufgefallen, daß ich keine Jacke hatte."
Das ist nicht sehr amüsant, < dachte Jessica, erneut enttäuscht.
Ich war müde über die Art wie sie Fragen stellte - Ich wollte etwas hören was ich noch nicht wußte. Ich hoffte, daß sie nicht so unzufrieden war, daß sie die Fragen überspringen würde, auf die ich wartete.
> "Und, trefft ihr euch wieder?"< forderte Jessica.
> "Na ja, er hat mir angeboten, mich am Samstag nach Seattle zu fahren, weil er der Meinung ist, mein Transporter schafft das nicht - zählt das?" <
> Hmm. Er macht das sicherlich um ... na ja, um auf sie aufzupassen, oder so etwas. Er musste etwas für sie empfinden, wenn sie es schon nicht tat. Wie konnte DAS sein? Bella ist verrückt.
"Das zählt," < antwortete Jessica auf Bella´s Frage.
> "In dem Fall - ja." < Folgerte Bella.
> "W-o-w ... Edward Cullen." Egal ob sie ihn mag oder nicht, das ist das Größte. <
> "Ich kann's auch kaum glauben," < stimmte Bella zu.
Der Ton ihrer Stimme erfreute Jessica. > Endlich - sie klingt als würde sie es kapieren! Sie muß erkannt haben ... <
> "Warte, warte!" < sagte Jessica, sich plötzlich wieder an ihre allerwichtigste Frage erinnernd. > "Hat er dich geküsst?" Bitte sag ja. Und dann beschreib jede Sekunde davon! <
> "Nein," < murmelte Bella, und sah dann nach unten auf ihre Hände, ihr Gesicht wurde glatt. > "So ist es irgendwie nicht." <
> Verdammt. Ich wünschte ... Ha. Es sieht aus, als hätte sie sich das auch gewünscht. <
Ich erstarrte. Bella sah aufgebracht über etwas aus, aber es konnte nicht Enttäuschung sein, wie Jessica vermutete. Sie konnte das nicht wollen. Jessica wußte nicht, was Bella wußte. Sie konnte nicht wollen, so nah an meinen Zähnen zu sein. Bei allem was sie wußte, ich hatte Fangzähne.
Ich erschauderte.
> "Meinst du, daß er am Samstag ...?" < stachelte Jessica.
Bella sah noch frustrierter, aus als sie sagte, > "Ich glaub kaum." <
> Ja, sie wünscht es sich. Das sieht man ihr an. <
War es, weil ich das alles durch den Filter von Jessica´s Wahrnehmungen beobachtete, daß es so aussah, als hätte Jessica recht?
Für eine halbe Sekunde war ich abgelenkt von dieser Idee, die Unmöglichkeit, die es sein würde, wenn ich versuchen würde sie zu küssen. Meine Lippen auf ihren Lippen, kalter Stein auf warmer, nachgiebiger Seide ...
Und dann würde sie sterben.
Ich schüttelte meinen Kopf, davor zurückschreckend, und brachte mich wieder dazu, aufmerksam zu sein.
> "Worüber habt ihr geredet?" Hast du mit ihm geredet, oder hast du ihn jede Art von Information aus dir herausziehen lassen, so wie jetzt? <
Ich lächelte reumütig. Jessica war nicht weit entfernt davon.
> "Keine Ahnung, Jess, über alles Mögliche. Ein bisschen über die Schule." <
Ein sehr kleines bisschen. Ich lächelte breit.
> Oh, komm schon. "Bella, bitte! Wie wär´s mit ein paar Einzelheiten?" <
Bella dachte einen Moment lang nach.
> "Mmmmh ... okay, also. Du hättest sehen sollen, wie die Kellnerin mit ihm geflirtet hat - es war nicht mehr zum Aushalten. Aber er hat sie nicht mal beachtet." <
Was für eine merkwürdige Einzelheit um sie zu erzählen. Ich war überrascht, daß Bella das überhaupt bemerkt hatte. Es hatte nach einer sehr unbedeutenden Sache ausgesehen.
> Interessant ... "Das ist ein gute Zeichen. War sie hübsch?" <
Hmm. Jessica dachte mehr darüber nach als ich es getan hatte. Das mußte eine weibliche Sache sein.
> "Ziemlich," < erzählte Bella ihr. > "Und wahrscheinlich so neunzehn oder zwanzig." <
Jessica war vorübergehend abgelenkt durch eine Erinnerung von ihrem Date mit Mike Montag Nacht - Mike war ein wenig zu freundlich mit einer Kellnerin ungegangen, welche Jessica überhaupt nicht beachtet hatte. Sie schob die Erinnerung weg und kehrte zurück, ihre Verärgerung erstickend, zu ihrer Suche nach Details.
> "Noch besser. Er muß dich wirklich mögen." <
> "Das Gefühl hab, ich auch" < sagte Bella langsam, und ich saß auf der Kante meines Stuhls, mein Körper war völlig erstarrt. > "Aber es ist schwer zu sagen. Er ist immer so kryptisch." <
Ich war wohl doch nicht so deutlich offenkundig und außer Kontrolle gewesen, wie ich gedacht hatte.
Immer ... aufmerksam, so wie sie es war ... Wie konnte sie da nicht erkennen, daß ich in sie verliebt war? Ich ging unser Gespräch durch, geradezu überrascht, daß ich die Worte nicht laut gesagt hatte. Es hatte sich angefühlt, als ob dieses Wissen der Subtext jedes Wortes zwischen uns gewesen war.
> Wow. Wie konntest du diesem männlichen Modell gegenübersitzen und ein Gespräch mit ihm führen?
"Ich weiß garnicht woher du den Mut nimmst, mit ihm alleine zu sein," < sagte Jessica.
Entsetzen war plötzlich auf Bella´s Gesicht zu sehen. > "Wie meinst du das?" <
> Eigenartige Reaktion. Was dachte sie, was ich meinte? "Er ist so ..." Was ist das richtige Wort? "Einschüchternd. Ich wüßte überhaupt nicht, was ich zu ihm sagen sollte." Ich konnte heute noch nicht einmal Deutsch mit ihm sprechen, und alles was er gesagt hatte war ´Guten Morgen`. Ich muß wie ein Idiot geklungen haben. <
Bella lächelte. > "Ehrlich gesagt, manchmal fehlen mir auch die Worte, wenn ich mit ihm zusammen bin." <
Sie sagte das wohl, damit Jessica sich besser fühlte. Sie war immer unnatürlich selbstbeherrscht, wenn wir zusammen waren.
> "Na ja," < seufzte Jessica. > "Dafür ist er unglaublich süß." <
Bella´s Gesicht wurde plötzlich kälter. Ihre Augen leuchteten auf die gleiche Weise, wie wenn sie über irgendeine Ungerechtigkeit verärgert war. Jessica nahm den Wechsel von Bella´s Ausdruck nicht wahr.
> "Es gibt noch viel mehr, was toll an ihm ist," < blaffte Bella.
> Oooh. Jetzt bekommen wir etwas. "Wirklich? Was denn?" <
Bella biß für einen Moment auf ihre Lippe. > "Ich kann´s nicht so richtig erklären ... ," < sagte sie schließlich. > "Aber hinter seinem Äußeren ist er noch viel unglaublicher." < Sie sah von Jessica weg, ihre Augen waren leicht unkonzentriert, als ob auf etwas starrte, daß weit entfernt lag.
Das Gefühl, daß ich jetzt fühlte, war grob gesprochen dem ähnlich, wie es sich anfühlte, wenn Carlisle oder Esme mich für etwas lobten, daß ich nicht verdiente.
Ähnlich, aber intensiver, mehr verstörender.
> Verkauf jemanden anderen für dumm - es gibt nichts besser als dieses Gesicht! Ausgenommen, man meint seinen Körper. Ohnmacht. "Und das geht?" < kicherte Jessica.
Bella drehte sich nicht um. Sie starrte weiterhin in die Ferne, und ignorierte Jessica.
> Eine normale Person wäre schadenfroh darüber. Vielleicht sollte ich die Fragen einfach halten. Ha ha. So als wenn ich mit einem Kindergartenkind reden würde. "Das heißt, du magst ihn?"
Ich war erneut steif. <
Bella sah Jessica nicht an. > "Ja." <
> "Ich meine, so richtig?" <
> "Ja." <
> Sie dir an wie sie rot wird! <
Ich sah es.
> "Wie sehr magst du ihn?" < forderte Jessica.
Der Englischraum hätte in Flammen aufgehen können und ich hätte es nicht bemerkt.
Bella´s Gesicht war jetzt knallrot - ich konnte beinahe die Hitze von diesem geistigen Bild fühlen.
> "Viel zu sehr," < flüsterte sie. > "Mehr als er mich. Aber ich wüßte nicht, was ich dagegen tun sollte." <
> Verdammt! Was hat Mr Varner gerade gefragt? "Ähm - welche Nummer, Mr Varner?" <
Es war gut, daß Jessica Bella nicht länger ausfragen konnte. Ich brauchte eine Minute.
Was um alles in der Welt dachte dieses Mädchen jetzt? Mehr als er mich mochte? Wie konnte die das nur denken? Aber ich wüßte nicht, was ich dagegen tun sollte? Was sollte das bedeuten? Ich konnte keine vernünftige Erklärung für diese Worte finden. Sie waren vollkommen sinnlos.
Es sah aus, als ob ich nichts für selbstverständlich nehmen konnte. Offensichtliche Dinge, Dinge die vollkommenen Sinn machten, wurden irgendwie verdreht und drehten sich in die falsche Richtung in diesem seltsamen Gehirn von ihr. Mehr als er mich mag? Vielleicht sollte ich nicht jetzt über diese Aussage entscheiden.
Ich blickte auf die Uhr, mit den Zähnen knirschend. Wie konnten sich bloß Minuten so unmöglich lang für einem Unsterblichen anfühlen? Wo war meine Perspektive?
Mein Kiefer war während der kompletten Mathematikstunde von Mr Varner verspannt. Ich hörte mehr davon, als von dem Unterrichtsstoff in meiner eigenen Klasse. Bella und Jessica sprachen nicht wieder miteinander, aber Jessica guckte mehrere Male zu Bella, und einmal errötete Bella´s Gesicht erneut so exzellent, ohne offensichtlichen Grund.
Das Mittagessen konnte nicht schnell genug kommen.
Ich war nicht sicher ob Jessica einige der Antworten bekommen würde, auf die ich wartete nachdem die Stunde zu Ende war, aber Bella war schneller als Jessica es war.
Sobald es klingelte wandte sich Bella Jessica zu.
> "Mike hat mich in Englisch gefragt, ob du was zu Montagabend gesagt hast," < sagte Bella, ein Lächeln hob ihre Mundwinkel an. Ich verstand, was das war - Angriff war die beste Verteidigung.
> Mike hat nach mir gefragt? Freude machte Jessica´s Gedanken plötzlich ungeschützter, weicher, ohne ihre normale abfällige Schärfe. "Nicht dein Ernst! Und was hast du gesagt?!" <
> "Ich hab ihm gesagt, daß du´s toll fandest und er hat sich gefreut, als er das hörte." <
> "Sag mir ganz genau, was er gefragt hat und was du ihm geantwortet hast." <
Das war alles, was ich heute offensichtlich von Jessica bekommen würde. Bella lächelte, als dachte sie das Gleiche. Als ob sie diese Runde gewonnen hätte.
Gut, das Mittagessen würde eine andere Geschichte sein. Ich würde besseren Erfolg haben die Antworten von ihr zu bekommen als Jessica, ich würde dafür sorgen.
Ich konnte es kaum ertragen Jessica´s Gedanken während der vierten Stunde gelegentlich zu überprüfen. Ich hatte keine Geduld für ihre zwanghaften Gedanken von Mike Newton. Ich hatte schon mehr als genug von ihm in den letzten zwei Wochen gehabt. Er hatte Glück, noch am Leben zu sein.
Ich bewegte mich gleichgültig durch die Sportstunde mit Alice, auf die Weise, wie wir uns immer bewegten, wenn es zur körperlichen Aktivitäten mit Menschen kam. Sie war natürlich mein Teampartner. Es war der erste Tag für Badminton. Ich seufzte vor Langeweile, den Schläger in Zeitlupe schwingend, um den Federball zurück auf die andere Seite zu schlagen. Lauren Mallory war in der anderen Mannschaft; sie verfehlte ihn. Alice wirbelte ihren Schläger wie einen Tambourstock und starrte an die Decke.
Wir alle hassten Sport, besonders Emmett. Wurfspiele waren eine Beleidigung für seine persönliche Philosophie. Sport erschien heute noch schlimmer als üblich - ich fühlte mich ebenso verärgert, wie Emmett es immer war.
Bevor mein Kopf vor Ungeduld explodieren konnte, beendete Coach Clapp die Spiele und schickte uns früh aus der Stunde. Ich war lächerlich dankbar darüber, daß er das Frühstück ausgelassen hatte - ein neuer Versuch für eine Diät - und der folgende Hunger ließ ihn eilig das Schulgelände verlassen, um irgendwo ein fettiges Mittagessen zu finden. Er versprach sich Morgenfrüh mit der Diät anzufangen ...
Das gab mir genug Zeit, um zum Mathematikgebäude zu gelangen, bevor die Stunde von Bella endete.
> Viel Vergnügen, < dachte Alice, als sie losging um Jasper zu treffen. > Nur noch ein paar Tage mehr, an denen ich geduldig sein muß. Ich vermute, du wirst Bella nicht von mir grüßen, oder? <
Ich schüttelte verärgert meinen Kopf. Waren alle Übersinnlichen so eingebildet?
> Zu deiner Information, es wird dieses Wochenende auf der gesamten Halbinsel sonnig werden. Du möchtest wahrscheinlich deine Pläne umorganisieren wollen. <
Ich seufzte als ich in die entgegengesetzte Richtung ging. Eingebildet, aber auf jeden Fall nützlich.
Ich lehnte mich wartend an die Wand bei der Tür. Ich war nah genug um Jessica´s Stimme genauso gut durch die Ziegel hören zu können, wie ihre Gedanken.
"Ich nehm mal an, du sitzt heute nicht bei uns, oder?" > Sie sieht vollkommen ... erleuchtet aus. Ich wettete, daß es eine Menge gibt, von dem sie mir nichts erzählt hat. <
"Wahrscheinlich nicht," antwortete Bella, seltsamerweise unsicher.
Hatte ich ihr nicht versprochen, daß Mittagessen mit ihr zu verbringen? Was dachte sie?
Sie kamen zusammen aus der Klasse, und die Augen von beiden Mädchen wurden größer als sie mich sahen. Aber ich konnte nur Jessica hören.
> Schön. Wow. Oh, ja, es geht mehr in ihr vor, als sie mir erzählt. Vielleicht werde ich sie heute Abend anrufen ... Oder vielleicht sollte ich sie nicht ermutigen. Haha. Ich hoffe, daß er sie schnell langweilig findet. Mike ist süß, aber... wow. <
"Bis später, Bella."
Bella kam auf mich zu, blieb einen Stritt vor mir stehen, immer noch unsicher. Ihre Haut auf den Wangenknochen war errötet.
Ich kannte sie jetzt gut genug, um sicher zu sein, daß es keine Angst war, die sie zögern ließ. Anscheinend war es wegen einer Kluft die sie sich einbildete, die zwischen ihren und meinen Gefühlen lag. Mehr als er mich mag. Lächerlich!
"Hallo," sagte ich, meine Stimme war leicht barsch.
Ihr Gesicht wurde fröhlicher. "Hi."
Sie schien nicht geneigt zu sein noch irgendetwas anderes zu sagen, deshalb ging ich zur Cafeteria voran und sie ging still neben mir.
Die Jacke hatte gewirkt - ihr Duft war nicht der Schlag, der es normalerweise war. Es war nur eine Intensivierung des Schmerzes, den ich bereits fühlte. Ich konnte es leichter ignorieren, als ich es je für möglich gehalten hatte.
Bella war unruhig, während wir in der Schlange warteten, sie spielte abwesend mit dem Reißverschluss ihrer Jacke und bewegte sich nervös von Fuß zu Fuß. Sie blickte mich häufig flüchtig an, aber wann auch immer sie meinen Blick traf, sah sie herab, als ob sie sich genierte. War das, weil uns so viele Menschen anstarrten? Vielleicht konnte sie das laute Flüstern hören - der Klatsch heute war mündlich als auch geistig sehr stark.
Oder vielleicht hatte sie an meinem Ausdruck erkannt, daß sie in Schwierigkeiten war.
Sie sagte nichts, bis ich ihr Mittagessen zusammenstellte. Ich wusste nicht was sie mochte - noch nicht - also nahm ich von allem etwas.
"Was hast du vor?" zischte sie mit leiser Stimme. "Soll das alles für mich sein?"
Ich schüttelte meinen Kopf, und schob das Tablett in Richtung der Kasse. "Die Hälfte ist natürlich für mich."
Sie hob skeptisch eine Augenbraue, sagte aber nichts mehr während ich das Essen bezahlte und sie zu dem Tisch begleitete, an dem wir letzte Woche vor ihrer unglückseligen Erfahrung mit der Blutgruppenbestimmung gesessen hatten. Es fühlte sich nach viel mehr, aus nur ein paar Tage an. Alles war jetzt anders.
Sie saß wieder gegenüber von mir. Ich schob das Tablett zu ihr.
"Nimm dir, was du willst," ermutigte ich sie.
Sie nahm einen Apfel und rollte ihn in ihren Händen, mit einem grüblerischen Blick in ihrem Gesicht.
"Ich bin neugierig."
Was für eine Überraschung.
"Aus reiner Neugier ... Was würdest du machen, wenn jemand dich fragt, ob du dich traust, so was zu essen?" fuhr sie mit so leiser Stimme fort, daß sie für menschliche Ohren nicht zu hören war. Unsterbliche Ohren waren eine andere Angelegenheit, wenn solche Ohren Acht gaben. Ich hätte sie wahrscheinlich etwas früher erwähnen sollen ...
"Aus reiner Neugier, wie immer," beklagte ich mich. Na gut. Es war nicht so, als hätte ich vorher noch nie essen müssen. Es war ein Teil der Scharade. Ein unangenehmer Teil.
Ich griff nach der nächsten Sache, und hielt ihren Blick, während ich einen kleinen Bissen dessen abbiss, was auch immer es war. Ohne es anzusehen, konnte ich nicht sagen was es war. Es war genauso schleimig und kompakt und abstoßend wie jedes andere menschliche Essen. Ich kaute schnell und schluckte, während ich versuchte die Grimasse von meinem Gesicht fernzuhalten. Der Essensklumpen bewegte sich langsam und unbequem mein Hals hinunter. Ich seufzte, als ich darüber nachdachte, wie ich es später wieder rauswürgen würde. Widerlich.
Bella Ausdruck war geschockt. Beeindruckt.
Ich wollte mit den Augen rollen. Natürlich hatten wir solche Täuschungen perfektioniert.
"Wenn jemand dich fragt, ob du dich traust, Erde zu essen, dann könntest du das doch auch, oder?"
Sie rümpfte die Nase und lächelte. "Hab ich mal ... es war eine Wette. Es war gar nicht so schlimm."
Ich lachte. "Ich würde sagen, das überrascht mich nicht."
Sie sehen vertraut miteinander aus, oder etwa nicht? Gute Körpersprache. Ich werde Bella meine Interpretation davon später geben. Er neigt sich zu ihr, genau wie er es tun sollte, wenn er sich für sie interessiert. Er sieht interessiert aus. Er sieht ... perfekt aus. Jessica seufzte. Yum.
Ich blickte in die neugierigen Augen von Jessica, und sie schaute nervös weg, kicherte dem Mädchen neben sich zu.
Hmmm. Ist wahrscheinlich besser, bei Mike zu bleiben. Er ist Wirklichkeit, keine Phantasie ...
"Jessica analysiert jede meiner Bewegungen," informierte ich Bella. "Sie wird das alles später haarklein vor dir ausbreiten."
Ich schob das Tablett mit Essen zu ihr - Pizza, erkannte ich - und fragte mich wie ich am besten anfangen könnte. Meine frühere Frustration flackerte erneut auf, als die Worte in meinem Kopf wieder auftauchten: Mehr als er mich mag. Aber ich wüßte nicht, was ich dagegen tun sollte.
Sie nahm einen Bissen von dem gleichen Stück Pizza. Es verblüffte mich wie vertrauensvoll sie war. Natürlich, sie wußte nicht daß ich giftig war - aber das Essen mit ihr zu teilen würde sie nicht verletzen. Dennoch erwartete ich daß sie mich anders behandelte. Als etwas anderes. Das tat sie niemals - zumindest nicht im negativen Sinn ...
Ich würde freundlich anfangen.
"Die Kellnerin war also hübsch, ja?"
Sie hob erneut eine Augenbraue. "Hast du das wirklich nicht bemerkt?"
Als ob irgendeine Frau hoffen könnte meine Aufmerksamkeit von Bella abzulenken. Erneut lächerlich.
"Nein. Ich hab sie nicht beachtet. Mir ging eine Menge durch den Kopf." Mit nichts geringerem, als wie sanft sich ihre dünne Bluse auf ihre Haut gelegt hatte ...
Es war gut, daß sie heute diesen hässlichen Pulli trug.
"Armes Ding," sagte Bella lächelnd.
Sie mochte es, daß ich die Kellnerin in keinster Weise interessant gefunden hatte. Ich verstand das. Wie viele Male hatte ich mir vorgestellt Mike Newton im Biologieraum zu verletzen?
Sie konnte nicht ehrlich glauben, daß ihre menschlichen Gefühle, die sich in siebzehn kurzen, sterblichen Jahren gebildet hatten, stärker sein konnten als die unsterblichen Leidenschaften, die sich in mir seit einem Jahrhundert entwickelt hatten.
"Eine Sache, die du zu Jessica gesagt hast ..." Ich konnte meine Stimme nicht beiläufig halten. "Na ja, die wurmt mich."
Sie fühlte sich sofort angegriffen. "Das wundert mich gar nicht, daß du was gehört hast, was dir nicht gefallen hat. Du weißt ja, wie es dem Lauscher an der Wand ergeht."
Lauscher hören niemals etwas gutes von sich selbst, das war der Ausspruch.
"Und ich hab dir gesagt, daß ich zuhören werde," erinnerte ich sie.
"Und ich hab dir gesagt, daß du nicht alles wissen willst, was ich denke."
Ah, sie dachte daran, als ich sie zum weinen gebracht hatte. Gewissensbisse machten meine Stimme dicker. "Das hast du gesagt. Aber das stimmt nicht ganz. Ich möchte sehr wohl wissen, was du denkst - alles. Ich wünschte nur ... daß du über einige Sachen anders denken würdest."
Noch mehr Halblügen. Ich wußte, ich sollte es nicht wollen, daß sie etwas für mich empfand. Aber ich tat es. Natürlich tat ich es.
"Das ist ein ziemlicher Unterschied," grummelte sie, mich finster anblickend.
"Aber darum geht´s im Moment sowieso nicht."
"Und worum geht es?"
Sie lehnte sich zu mir hin, ihre Hand lag leicht um ihren Hals. Es zog meinen Blick auf sich - lenkte mich ab. Wie sanft sich diese Haut anfühlen mußte ...
Konzentrier dich, ermahnte ich mich selbst.
"Glaubst du wirklich, daß du mehr für mich empfindest als ich für dich?" fragte ich. Diese Frage klang lächerlich für mich, als wenn diese Worte zusammengerührt waren.
Ihre Augen waren groß, ihre Atmung stoppte. Dann sah sie weg, zwinkerte schnell. Ihr Atem kam in einem tiefen Atemzug.
"Du tust es schon wieder," murmelte sie.
"Was denn?"
"Du bringst mich aus der Fassung," gestand sie, und sah mir vorsichtig in die Augen.
"Oh." Hmm. Ich war nicht wirklich sicher, was ich dagegen tun sollte. Ich war auch nicht sicher, ob ich sie nicht aus der Fassung bringen wollte. Ich war eher begeistert, daß ich es konnte. Aber es war nicht hilfreich für das Vorankommen der Unterhaltung.
"Es ist nicht deine Schuld." Sie seufzte. "Du kannst nichts dafür."
"Beantwortest du meine Frage?" forderte ich.
Sie starrte auf den Tisch. "Ja."
Das war alles was sie sagte.
"Ja, du beantwortest die Frage, oder ja, du glaubst das wirklich?" fragte ich ungeduldig.
"Ja, ich glaube das wirklich," sagte sie ohne aufzusehen. Dort war ein matter Unterton von Traurigkeit in ihrer Stimme. Sie wurde erneut rot, und ihre Zähne begannen unbewußt auf ihre Unterlippe zu beißen.
Plötzlich, erkannte ich, daß das sehr schwer für sie zu erklären war, weil sie es wirklich glaubte. Und ich war nicht besser als dieser Feigling Mike, weil ich wollte, daß sie ihre Gefühle bestätigte, bevor ich meine eigenen bestätigte. Es war egal, daß ich fand, daß ich meine Seite reichlich klar gemacht hatte. Es war aber nicht zu ihr durchgedrungen, und so hatte ich keine Entschuldigung.
"Du irrst dich," versprach ich. Sie musste die Zärtlichkeit in meiner Stimme hören.
Bella blickte zu mir, ihre unverständlichen Augen gaben nichts preis. "Das weißt du doch gar nicht," flüsterte sie.
Sie dachte, daß ich ihre Gefühle unterschätzte, weil ich ihre Gedanken nicht hören konnte. Aber, in Wahrheit, bestand das Problem darin, daß sie meine unterschätzte.
"Wie kommst du denn darauf?" fragte ich verwundert.
Sie starrte mich auch an, mit der Falte zwischen ihren Augenbrauen, sich auf die Lippe beißend. Zum millionsten Male wünschte ich mir verzweifelt, daß ich sie einfach nur hören könnte.
Ich wollte sie bitten, daß sie mir erzähle mit welchem Gedanken sie kämpfte, aber sie hielt einen Finger hoch, um mich vom Sprechen abzuhalten.
"Lass mich bitte nachdenken," bat sie.
So lange sie einfach nur ihre Gedanken ordnete, konnte ich geduldig sein.
Oder ich konnte vorgeben es zu sein.
Sie drückte ihre Hände zusammen, verschränkte und löste ihre schlanken Finger dann wieder. Sie beobachtete ihre Hände, als ob sie jemandem anderem gehörten, während sie sprach.
"Also, abgesehen von den offenkundigen Gründen ist es manchmal ..." murmelte sie. "Ich bin mir nicht sicher - ich kann keine Gedanken lesen. Aber manchmal ist es, als würdest du versuchen, dich von mir zu verabschieden, obwohl du scheinbar etwas anderes sagst." Sie blickte nicht auf.
Sie hatte es verstanden, oder? Hatte sie erkannt, daß es nur Schwäche und Egoismus waren, die mich hier hielten? Dachte sie deshalb jetzt schlechter von mir?
"Gut erkannt." flüsterte ich, und sah dann mit Entsetzen, wie sich ihr Ausdruck mit Schmerz erfüllte. Ich beeilte mich um ihrer Vermutung zu widersprechen. "Aber genau das ist der Grund, warum du dich irrst," begann ich, und machte dann ich Pause, als ich mich an die ersten Wörter ihrer Erklärung erinnerte. Sie beunruhigten mich, dennoch war ich nicht sicher, ob ich sie genau verstand. "Aber von welchen ´offensichtlichen Gründen` redest du eigentlich?"
"Guck mich doch an," sagte sie.
Ich sah sie an. Alles was ich immer tat, war sie anzusehen. Was meinte sie bloß?
"Ich bin absolut durchschnittlich," erklärte sie. "Na ja, abgesehen von den negativen Besonderheiten wie dem Talent, ständig in Todesgefahr zu geraten, und einer Ungeschicklichkeit, die an körperliche Behinderung grenzt. Und dann guck dich an." Sie fächerte die Luft zu mir, als ob sie einen so offensichtlichen Punkt hindeuten wollte, der es nicht wert war, ausgesprochen zu werden.
Sie dachte sie wäre gewöhnlich? Sie dachte, daß ich irgendwie besser war als sie? In wessen Einschätzung? Von dummen, engstirnigen, blinden Menschen wie Jessica oder Ms Cope? Wie konnte sie nicht erkennen, daß sie die allerschönste ... die exquisiteste war ... Diese Worte waren sogar nicht genug.
Und sie hatte keine Vorstellung davon.
"Du kannst dich selber nicht sonderlich gut einschätzen, weißt du das?" erzählte ich ihr. "Ich gebe zu, daß du vollkommen recht hast, was die negativen Besonderheiten angeht ..." Ich lachte humorlos. Ich fand das bösartige Schicksal nicht, was sie so skurril verfolgte. Die Tollpatschigkeit war jedoch sehr komisch. Liebenswert. Würde sie mir glauben, wenn ich ihr sagen würde, daß sie innen - und außen schön war? Vielleicht würde sie die Bestätigung davon überzeugender finden. "Doch im Gegensatz zu mir hast du nicht mitbekommen, was jedem männlichen Wesen an dieser Schule durch den Kopf ging, als zu zum ersten Mal hier aufgetaucht bist."
Ah, die Hoffnung, die Erregung, das Verlangen von diesen Gedanken. Die Geschwindigkeit mit der sie sich in unmöglichen Phantasien verwandelt hatten. Unmöglich, weil sie keinen von ihnen wollte.
Ich war derjenige, zu dem sie ja sagte.
Mein Lächeln mußte eingebildet aussehen.
Ihr Gesicht war ausdruckslos vor Überraschung. "Kann ich mir nicht vorstellen," murmelte sie.
"Glaub mir, nur dieses eine Mal - du bist das exakte Gegenteil von durchschnittlich."
Ihre Existenz allein war Entschuldigung genug, um die Entstehung der ganzen Welt zu rechtfertigen.
Sie war nicht an Komplimente gewöhnt, daß konnte ich sehen. Noch eine andere Sache an die sie sich jetzt noch gewöhnen müßte. Sie wurde rot, und änderte das Gesprächsthema. "Ich bin es aber nicht, die sich verabschiedet."
"Verstehst du nicht? Genau das ist es doch, was mir Recht gibt. Du bedeutest mir mehr, denn wenn ich so etwas tun kann ..." Würde ich jemals selbstlos genug sein, um das richtige zu tun? Ich schüttelte meinen Kopf vor Verzweiflung. Ich mußte die Kraft dafür finden. Sie verdiente ein Leben. Nicht das, was Alice für sie vorhergesehen hatte. "Wenn es das Richtige ist, mich zurückzuziehen, und ich mache das, um dich nicht zu verletzen ..." Und es wäre das Richtige, oder etwa nicht? Da war kein sorgloser Engel. Bella gehörte nicht zu mir. "Dann heißt das, daß mir deine Sicherheit wichtiger ist als meine Wünsche."
Als ich die Worte sagte, wollte ich daß sie wahr waren.
Sie sah mich an. Irgendwie hatten sie meine Worte verärgert. "Und du meinst nicht, ich würde dasselbe tun?" entgegnete sie mir wütend.
So wütend - so weich und zerbrechlich. Wie könnte sie jemals jemanden verletzen? "Du würdest nie in eine solche Lage kommen," erzählte ich ihr, erneut deprimiert über den großen Unterschied zwischen uns.
Sie starrte mich an, Besorgnis vertrieb jetzt den Ärger in ihren Augen und brachte die Falte zwischen ihnen wieder zum Vorscheinen.
Mit der Ordnung des Universums war etwas wirklich verkehrt, wenn jemand so gutes und so zerbrechliches keinen Schutzengel verdiente, der sie aus Schwierigkeiten raushielt.
Gut, dachte ich mit schwarzem Humor, zumindest hat sie einen Vampirbeschützer.
Ich lächelte. Wie ich es liebte meiner Entschuldigung Halt zu geben. "Andererseits, allmählich kommt es mir so vor, als erforderte deine Sicherheit meine Anwesenheit rund um die Uhr."
Sie lächelte auch. "Heute hat noch niemand probiert, mich um die Ecke zu bringen," sagte sie erleichtert, und dann wurde ihr Gesicht für eine halbe Sekunde grüblerisch, bevor ihre Augen wieder unverständlich wurden.
"Aber dennoch," fügte ich trocken hinzu.
"Aber dennoch," stimmte sie zu meiner Überraschung zu. Ich hatte von ihr erwartet, daß sie die Notwendigkeit von Schutz abstreiten würde.
> Wie konnte er nur? Dieser egoistische Idiot! Wie konnte er uns das nur antun? < Rosalie´s durchdringendes gedankliches Kreischen durchbrach meine Konzentration.
"Bleib ruhig, Rose," hörte ich Emmett von der anderen Seite der Cafeteria flüstern. Sein Arm lag um ihre Schultern, und er hielt sie fest an seiner Seite - hielt sie zurück.
> Tut mir leid, Edward, dachte Alice schuldbewusst. Sie könnte sagen, daß Bella zu viel durch euer Gespräch wüsste ... und, deshalb wäre es schlimmer gewesen, wenn ich ihr nicht sofort die Wahrheit gesagt hätte. Vertrau mir deswegen. <
Ich zuckte bei den gedanklichen Bildern die folgten zusammen, dabei was zu Hause passiert wäre, wenn ich Rosalie erzählt hätte daß Bella wußte daß ich ein Vampir war, wo Rosalie keine Fassade aufrecht erhalten mußte. Ich würde meinen Aston Martin irgendwo außerhalb des Staates verstecken müssen, wenn sie sich nicht bis zum Ende des Schultages beruhigt hätte. Der Anblick von meinem Lieblingsauto, zerstört und brennend, war erschütternd - obwohl ich wußte, daß ich die Strafe verdient hatte.
Jasper war nicht viel glücklicher.
Ich würde mich mit anderen später befassen. Ich hatte nur eine gewisse, zugeteilte Zeit, um bei Bella sein zu können, und ich wollte sie nicht vergeuden. Und Alice zu hören, hatte mich daran erinnert, daß ich noch eine Sache hatte, um die ich mich kümmern mußte.
"Ich hab da noch eine Frage," sagte ich, den geistigen hysterischen Anfall von Rosalie ausblendend.
"Na los," sagte Bella lächelnd.
"Musst du wirklich nach Seattle am Samstag, oder brauchtest du nur eine Ausrede für deine ganzen Verehrer?"
Sie verzog das Gesicht. "Ganz ehrlich, die Sache mit Tyler nehme ich dir immer noch übel. Es ist deine Schuld, daß er jetzt denkt, ich würde mit ihm zum Jahresabschlussball gehen."
"Ach, er hätte schon noch ohne mich eine Möglichkeit gefunden, dich zu fragen - und ich wollte so gern dein Gesicht sehen."
Ich lachte jetzt, weil ich mich an ihren entsetzten Ausdruck erinnerte. Nichts was ich ihr jemals über meine eigene dunkle Geschichte erzählt hatte, hatte sie jemals so erschrocken aussehen lassen. Die Wahrheit ängstigte sie nicht. Sie wollte mit mir zusammen sein. Unglaublich.
"Wenn ich dich gefragt hätte, hättest du mir auch eine Abfuhr erteilt?"
"Wahrscheinlich nicht," sagte sie. "Aber später hätte ich dann wegen Krankheit oder einem verstauchten Fuß abgesagt."
Wie merkwürdig. "Warum das denn?"
Sie schüttelte ihren Kopf, als ob sie enttäuscht wäre, weil ich es nicht sofort verstanden hatte.
"Okay, du hast mich nie in Sport gesehen, aber ich hätte gedacht, daß du weißt, was ich meine."
Ah. "Was denn - etwa die Tatsache, daß du nicht über eine gerade und feste Oberfläche laufen kannst, ohne zu stolpern?"
"Was sonst?"
"Das wäre kein Problem. Beim Tanzen kommt alles darauf an, wie geführt wird."
Für einen kurzen Bruchteil einer Sekunde war ich überwältigt von der Idee, sie bei dem Tanz in meinen Armen zu halten - wo sie sicherlich etwas tragen würde, daß hübscher und weiblicher wäre, als dieser abscheuliche Pulli.
Mit absoluter Deutlichkeit erinnerte ich mich daran, wie sich ihr Körper unter meinem angefühlt hatte, nachdem ich sie vor dem herannahenden Van aus dem Weg gerissen hatte. Stärker als an die Panik oder die Verzweifelung oder den Unmut, an die ich mich erinnern konnte bei diesem Ereignis. Sie war so warm und so weich gewesen, und hatte sich so einfach an meine eigene steinerne Gestalt angepasst ...
Ich riss mich selbst von dieser Erinnerung los.
"Aber was denn nun - " sagte ich schnell um ihr, wegen einer Argumentation über ihre Tollpatschigkeit zuvorzukommen, was sie offensichtlich vorhatte zu tun. "Willst du unbedingt nach Seattle fahren, oder wärst du auch einverstanden, wenn wir etwas anderes machen?"
Hinterhältig - ihr die Wahl zu lassen, ohne ihr die Wahl zu lassen den Tag ohne mich zu verbringen. Nicht wirklich fair von mir. Aber ich hatte ihr gestern Nacht ein Versprechen gegeben ..., und ich mochte die Idee es zu erfüllen - fast so viel wie diese Idee mich erschreckte.
Die Sonne würde am Samstag scheinen. Ich konnte ihr mein wahres ich zeigen, wenn ich mutig genug war, um ihr Entsetzen und ihren Ekel zu erleiden. Ich kannte sogar den richtigen Platz um solch ein Risiko einzugehen ...
"Ich bin offen für Vorschläge," sagte Bella. "Aber ich muss dich um einen Gefallen bitten."
Ein eingeschränktes ja. Was würde sie von mir wollen?
"Ja?"
"Kann ich fahren?"
War das ihre Art von Humor? "Warum?"
"Hauptsächlich deshalb, weil mich Charlie, als ich ihm erzählte, daß ich nach Seattle will, ausdrücklich gefragt hat, ob ich allein fahre, und zu dem Zeitpunkt nahm ich das an. Wenn er mich noch mal fragt, werde ich sicher nicht lügen, aber ich vermute, daß er mich nicht noch mal fragen wird. Und wenn ich jetzt meinen Transporter zu Hause stehen lasse, beschwöre ich das Thema nur unnötigerweise herauf. Abgesehen davon macht mir deine Fahrweise Angst."
Ich verdrehte die Augen zu ihr."Von allem, was dir an mir Angst machen könnte, sorgst du dich ausgerechnet um meine Fahrweise." Wirklich, ihr Gehirn arbeitete verkehrt. Ich schüttelte empört meinen Kopf.
> Edward, < rief Alice eindringlich.
Plötzlich starrte ich in einen hellen Kreis von Sonnenlicht, der in einer von Alice Visionen zu sehen war.
Es war ein Ort den ich gut kannte, ich hatte gerade darüber nachgedacht Bella von dem Ort zu erzählen - eine kleine Wiese, wohin keiner außer mir selbst hinging. Ein ruhiger, schöner Ort wo ich damit rechnen konnte alleine zu sein - weit genug entfernt von jedem Weg und jeder menschlichen Behausung, so daß sogar mein Verstand Frieden und Ruhe finden konnte.
Alice erkannte ihn auch, weil sie mich dort vor nicht allzu langer Zeit in einer anderen Vision gesehen hatte. In einer von diesen flackernden, undeutlichen Visionen, die Alice mir an dem Morgen gezeigt hatte, an dem ich Bella vor dem Van gerettet hatte.
In dieser flackernden Vision war ich nicht allein gewesen. Und jetzt war es klar - Bella war mit mir dort. Also war ich mutig genug. Sie starrte mich an, Regenbogen tanzten über ihr Gesicht, ihre Augen waren unergründlich.
> Es ist derselbe Ort, < dachte Alice, ihre Gedanken waren voll von einem Entsetzen, daß mit dieser Vision nicht zusammenpasste. Spannung vielleicht, aber Entsetzen? Was meinte sie, derselbe Ort?
Und das sah ich es.
> Edward! < protestierte Alice schrill. > Ich liebe sie, Edward! <
Ich schloss sie erbost aus.
Sie liebte Bella nicht auf die Weise wie ich es tat. Ihre Vision war unmöglich. Falsch. Sie wurde irgendwie geblendet, sah Unmöglichkeiten.
Nicht einmal eine halbe Sekunde war vergangen. Bella sah mir neugierig ins Gesicht, wartete darauf, daß ich ihre Frage beantwortete. Hatte sie das Aufblitzen der Todesangst gesehen, oder war es für sie zu schnell gewesen?
Ich konzentrierte mich auf sie, auf unserer unfertiges Gespräch, und verdrängte Alice und ihre fehlerhafte, lügnerische Visionen weit aus meinen Gedanken. Sie verdienten meine Aufmerksamkeit nicht.
Ich war nicht im Stande, den spielerischen Ton unserer Neckerei weiter aufrechtzuerhalten.
"Willst du denn deinem Vater nicht sagen, daß du den Tag mit mir verbringst?" fragte ich, Ungewissheit durchzog meine Stimme.
Ich versuchte erneut die Visionen weiter weg zu schieben, sie davon abzuhalten durch meinen Kopf zu schwirren.
"Bei Charlie ist weniger grundsätzlich mehr," sagte Bella, sich dieser Tatsache sicher seiend. "Wo fahren wir denn überhaupt hin?"
Alice irrte sich. Sie lag vollkommen falsch. Es gab keinen Grund dafür. Und es war nur eine alte Vision, die nicht mehr galt. Die Dinge hatten sich geändert.
"Es wird schönes Wetter sein ..." erzählte ich ihr langsam, gegen die Panik und Unentschlossenheit kämpfend. Alice irrte sich. Ich würde weitermachen, als hätte ich nichts davon gehört oder gesehen. "Ich werde mich als von der Öffentlichkeit fernhalten ... und du kannst mit mir kommen, wenn du magst."
Bella erkannte die Bedeutung sofort; ihre Augen waren klar und erwartungsvoll. "Heißt das, du zeigst mir, was du meinst, mit der Sonne?"
Vielleicht, wie so viele Male zuvor, würde ihre Reaktion das Gegenteil dessen sein, was ich erwartete. Ich lächelte bei dieser Möglichkeit, bemühte mich, um zu diesem leichteren Moment zurückzukehren. "Ja, aber ..." Sie hatte noch nicht ja gesagt. "Wenn du allerdings nicht mit mir ... allein sein willst, wäre es mir trotzdem lieber, du würdest nicht ohne Begleitung nach Seattle fahren. Wenn ich daran denke, was dir in einer Stadt dieser Größe zustoßen könnte, läuft es mir kalt den Rücken runter."
Ihre Lippen pressten aufeinander; sie war beleidigt.
"Phoenix hat allein schon dreimal so viele Einwohner wie Seattle, und was die Größe angeht ... "
"Aber anscheinend waren deine Tage in Phoenix noch nicht gezählt," sagte ich, ihre Rechtfertigungen abschneidend. "Deshalb wäre es mir lieber, du bist in meiner Nähe."
Sie könnte für immer bleiben, und es würde nicht lange genug sein.
Ich sollte nicht auf diese Weise denken. Wir hatten nicht für immer. Die vorübergehenden Sekunden zählten mehr, als sie es jemals zuvor getan hatten; jede Sekunde veränderte sie, während ich unverändert blieb.
"Wie es der Zufall will, bin ich gar nicht abgeneigt, mit dir allein zu sein," sagte sie.
Nein - weil ihre Instinkte verkehrt waren.
"Ich weiß," seufzte ich. "Trotzdem solltest du Charlie Bescheid sagen."
"Warum um Himmels willen sollte ich das tun?" fragte sie, entsetzt klingend.
Ich schaute sie an, ich schaffte es nicht, die schwirrenden, unerträglichen Visionen vollkommen aus meinen Kopf zu vertreiben.
"Um mir einen kleinen Anreiz zu geben, dich heil zurückzubringen," fauchte ich. Soviel sollte sie mir geben - einen Zeugen, um mich zu zwingen vorsichtig zu sein.
Warum hatte Alice mir jetzt diese Einsicht aufgezwungen?
Bella schluckte laut, und starrte mich für einen langen Moment an. Woran dachte sie?
"Ich glaube, ich lass es darauf ankommen," sagte sie.
Ugh! Bekam sie einen Kick wenn sie ihr Leben riskierte? Sehnte sie sich nach einem Schuss Adrenalin?
Ich schaute Alice finster an, die meinen Blick mit einem flüchtigen Blick der Warnung begegnete. Neben ihr blickte Rosalie mich wütend an, aber ich konnte mich jetzt nicht darum sorgen. Sollte sie doch das Auto zerstören. Es war nur ein Spielzeug.
"Lass uns über was anderes reden," schlug Bella plötzlich vor.
Ich sah sie erneut an, und fragte mich, warum sie das, was wirklich von Bedeutung war nicht wahrnehmen konnte. Warum sah sie mich nicht als das Monster an, das ich war?
"Worüber willst du denn reden?"
Ihre Augen wanderten prüfend nach links und nach rechts, um sicherzustellen, daß es keine Zuhörer gab. Sie mußte vorhaben ein weiteres mythosbezogenes Thema anzusprechen.
Ihre Augen erstarrten für einer Sekunde und ihr Körper versteifte sich, und dann sah sie mich erneut an.
"Warum seid ihr eigentlich am Wochenende zum ... Jagen in die Goat Rocks Wildnis gefahren? Charlie meinte, das sei keine gute Gegend, wegen der vielen Bären."
So vergesslich. Ich starrte sie an, eine Augenbraue hebend.
"Bären?" keuchte sie.
Ich lächelte ironisch, und beobachtete wie sie es begriff. Würde das sie dazu bringen, mich ernst zu nehmen? Würde irgendetwas sie dazu bringen?
Sie riss sich zusammen. "Und das, obwohl keine Jagdsaison ist," sagte sie ernst, ihre Augen verengten sich.
"Wenn du die Bestimmungen sorgfältig liest, dann wirst du feststellen, daß die Verbote lediglich das Jagen mit Waffen betreffen."
Sie verlor erneut die Kontrolle über ihr Gesicht für einen Moment. Ihre Lippen fielen auf.
"Bären?" sagte sie wieder, eine zögernde Frage dieses Mal anstatt einem Keuchen vor Schreck.
"Grizzlybären mag Emmett am liebsten."
Ich beobachtete ihre Augen, und sah wie sie es verstand.
"Hmm," murmelte sie. Sie nahm einen Bissen von der Pizza, uns sah dabei nach unten. Sie kaute nachdenklich, und nahm dann einen Schluck zu trinken.
"Und?" sagte sie, plötzlich aufsehend. "Was magst du am liebsten?"
Ich nahm an, daß ich etwas wie das erwarten hätte sollen, aber ich hatte es nicht. Bella war zumindest immer interessant.
"Puma," antwortete ich brüsk.
"Ah," sagte sie in einem neutralen Ton. Ihr Herzschlag blieb gleichmäßig und regelmäßig, als ob wir über ein Lieblingsrestaurant sprachen.
Also dann. Wenn sie so tun wollte, als wäre das nichts Ungewöhnliches ...
"Selbstverständlich achten wir darauf, nicht durch unüberlegtes Jagdverhalten in die Umwelt einzugreifen," erzählte ich ihr, meine Stimme klang gleichgültig und kalt. "Wir sind bemüht, uns auf Gegenden mit einem Überbestand an Raubtieren zu beschränken, und nehmen dafür auch weite Strecken in Kauf. Natürlich wären hier in der Gegend immer genügend Rehe und Elche verfügbar, aber es soll ja auch ein bisschen Spaß machen."
Sie hörte mit einem höflichen, interessierten Ausdruck zu, als ob ich ein Lehrer wäre, der einen Vortrag hält. Ich musste lächeln.
"Oh, selbstverständlich," murmelte sie ruhig, nahm einen erneuten Bissen von der Pizza.
"Die ersten Frühlingswochen sind Emmetts bevorzugte Bärensaison," sagte ich, mit dem Vortrag weitermachend. "Da kommen sie gerade aus dem Winterschlaf und sind besonders reizbar."
Siebzig Jahre später, und er war noch immer nicht darüber hinweggekommen, daß er den ersten Kampf verloren hatte.
"Es geht doch nichts über einen gereizten Grizzlybären," stimmte Bella zu, und nickte ernst.
Ich konnte ein Kichern nicht zurückhalten, während ich meinen Kopf wegen ihrer unlogischen Gelassenheit schüttelte. Sie musste vorgetäuscht sein. "Bitte sag mir, was du wirklich denkst."
"Ich versuche mir das vorzustellen, aber es gelingt mit nicht," sagte sie, die Falte zwischen ihren Augen erschien wieder. "Wie jagt man einen Bären ohne Waffen?"
"Oh, Waffen haben wir schon," erzählte ich ihr, und ließ sie ein kurzes, breites Lächeln sehen. Ich erwartete, daß sie zurückschrecken würde, aber sie war sehr ruhig, und beobachtete mich. "Nur nicht solche die unter die Jagdbestimmungen fallen. Falls du jemals im Fernsehen einen angreifenden Bären gesehen hast, dann kannst du dir ein Bild von Emmett beim Jagen machen."
Sie blickte flüchtig zum Tisch wo die anderen saßen, und erschauderte.
Endlich. Und dann lachte ich über mich selbst, weil ich wusste, daß ein Teil von mir wünschte, daß sie unwissend bleiben würde.
Ihre dunklen Augen waren jetzt groß und tief, als sie mich anstarrte. "Bist du auch wie ein Bär?" fragte sie flüsternd.
"Mehr wie eine Raubkatze, das sagen zumindest die anderen," erzählte ich ihr, mich bemühend wieder gleichgültig zu klingen. "Vielleicht sind unsere kulinarischen Vorlieben ja bezeichnend für unser Wesen."
Ihre Lippen zogen sich ein winziges bisschen an den Ecken nach oben. "Vielleicht," wiederholte sie. Und dann neigte sie ihren Kopf seitlich, und plötzliche Neugierde war in ihren Augen klar zu erkennen. "Werde ich das auch einmal zu sehen bekommen?"
Ich brauchte keine Bilder von Alice um mir dieses Entsetzen vorzustellen - meine Vorstellungskraft reichte völlig aus.
"Auf gar keine Fall!" knurrte ich sie an.
Sie wich vor mir zurück, ihre Augen waren verwirrt und verängstigt.
Ich lehnte mich auch zurück, wollte etwas Raum zwischen uns lassen. Das würde sie nie zu sehen bekommen, oder? Sie würde nie auch nur etwas tun, um mir dabei zu helfen, sie am Leben zu lassen.
"Zu beängstigend für mich?" fragte sie mit gleichmäßiger Stimme. Ihr Herz klopfte jedoch doppelt so schnell.
"Wenn es das wäre, würde ich dich noch heute Nacht mitnehmen," erwiderte ich durch meine Zähne. "Es gibt nichts, was du dringender nötig hast als eine gesunde Portion Angst."
"Warum dann?" forderte sie unbeirrt.
Ich blickte sie finster an, wartete darauf, daß sie Angst bekam. Ich hatte Angst. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen Bella in meiner Nähe zu haben wenn ich jagte ...
Ihre Augen blieben neugierig, ungeduldig, aber nicht mehr. Sie wartete auf ihre Antwort, nicht aufgebend.
Aber unsere Stunde war um.
"Später," blaffte ich, und erhob mich auf meine Füße. "Wir müssen los."
Sie sah sich desorientiert um, als ob sie vergessen hatte, daß wir beim Mittagessen waren. Als ob sie sogar vergessen hatte, daß wir in der Schule waren - überrascht daß wir nicht alleine an einem privaten Ort waren. Ich verstand dieses Gefühl genau. Es war hart, sich an den Rest der Welt zu erinnern, wenn ich mit ihr zusammen war.
Sie stand schnell, mit einer hüpfenden Bewegung auf, und warf ihre Tasche über ihre Schulter.
"Okay, dann später," sagte sie, und ich konnte die Entschlossenheit am Ausdruck ihres Mundes sehen; sie würde mich beim Wort nehmen.
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Midnight Sun - Seite 5 Empty Re: Midnight Sun

Beitrag  _twilight.<3 Sa Feb 06, 2010 7:46 pm

Kapitel 12: Elektrische Spannung
Bella und ich gingen still zur Biologiestunde. Ich versuchte mich im Moment auf das Mädchen neben mir zu konzentrieren, welches wirklich und beständig war, auf etwas, daß Alice täuschende, unsinnige Vision aus meinem Kopf verdrängen würde.
Wir gingen an Angela Weber vorbei, die auf dem Gehweg stand, und eine Hausarbeit mit einem Jungen von ihrem Mathematikkurs diskutierte. Ich scannte ihre Gedanken flüchtig, erwartete nur noch mehr Enttäuschungen, nur um überrascht zu sein, wegen ihrem wehmütigen Inhalt.
Ah, demnach war dort doch etwas was Angela wollte. Leider war es nicht etwas, das leicht als eingewickeltes Geschenk gegeben werden konnte.
Ich fühlte mich seltsam getröstet für einen Moment, die hoffnungslose Sehnsucht von Angela hörend. Ein Gefühl von Verwandtschaft, von dem Angela niemals wissen würde, erfüllte mich und ich war, in dieser Sekunde, eins mit dem freundlichen menschlichen Mädchen.
Es war sonderbar tröstend zu wissen, daß ich nicht der einzige war, der eine tragische Liebesgeschichte lebte. Herzenskummer war überall.
In der nächsten Sekunde war ich plötzlich und gründlich irritiert. Weil die Geschichte von Angela nicht tragisch sein musste. Sie war menschlich, und er war menschlich und der Unterschied, der so unüberwindlich in ihrem Kopf schien, war lächerlich, im Vergleich zu meiner eigenen Situation absolut lächerlich. Es gab keinen Grund für ihr gebrochenes Herz. Was für eine verschwendete Traurigkeit, wenn es keinen gültigen Grund für sie gab nicht mit demjenigen zusammen zu sein, mit dem sie zusammen sein wollte. Warum sollte sie nicht haben, was sie haben wollte? Warum sollte diese Geschichte nicht ein glückliches Ende haben?
Ich wollte ihr ein Geschenk geben ... Gut, ich würde ihr geben was sie wollte. Bei der Kenntnis, die ich von der menschlichen Natur hatte, würde es wahrscheinlich nicht einmal sehr schwierig werden. Ich durchsah das Bewusstsein des Jungen neben ihr, dem Objekt ihrer Zuneigung, und er schien nicht unwillig zu sein, er wurde nur durch dieselbe Schwierigkeit gehindert, wie sie. Er war hoffnungslos und hatte aufgegeben, genau wie sie.
Alles was ich würde tun müssen, war eine Anregung zu geben ...
Der Plan nahm gestalt an, das Skript schrieb sich leicht, ohne großen Aufwand von mir. Ich würde die Hilfe von Emmett brauchen - ihn dazu zu bringen mir zu helfen, war die einzige echte Schwierigkeit.
Die menschliche Natur war so viel leichter zu manipulieren als die Natur eines Vampirs.
Ich war mit der Lösung meines Geschenkes für Angela zufrieden. Es war eine nette Ablenkung von meinen eigenen Problemen. Wären das meine, könnte ich sie mühelos beheben.
Meine Stimmung wurde ein bisschen besser als Bella und ich unsere Plätze einnahmen. Vielleicht sollte ich positiver sein. Vielleicht gab es auch irgendeine Lösung für uns, die mir noch nicht bekannt war, wie die offensichtliche Lösung von Angela für sie unsichtbar war. Nicht wahrscheinlich ... Aber warum mit Hoffnungslosigkeit Zeit verschwenden? Ich durfte keine Zeit verschwenden wenn ich mit Bella zusammen war. Jede Sekunde war von Bedeutung.
Mr Banner betrat, einen alten Fernseher und Videorecorder ziehend, den Klassenraum. Er übersprang eine Lektion an der er nicht besonders interessiert war - Erbkrankheiten - indem er einen Film für die nächsten drei Tagen zeigte. Lorenzo´s Öl war keine sehr fröhliche Geschichte, aber deswegen hörte die Aufregung im Zimmer trotzdem nicht auf. Keine Noten, kein prüfungsrelevantes Material. Drei freie Tage. Die Menschen frohlockten.
Es war mir total egal. Ich hatte sowieso nicht vorgehabt irgendetwas anderem meine Aufmerksamkeit zu schenken, außer Bella.
Ich zog heute meinen Stuhl nicht von ihrem weg, um mir Raum zu lassen, um zu atmen. Stattdessen saß ich ganz nah neben ihr, wie jeder normale Mensch es tun würde. Näher als wir in meinem Auto nebeneinander saßen, nah genug, daß es sich anfühlte, als ob die linke Seite meines Körpers durch die Hitze ihrer Haut überflutet wurde.
Es war eine fremde Erfahrung, sowohl angenehm als auch nervenaufreibend, aber ich bevorzugte das mehr, als ihr gegenüber zu sitzen. Es war mehr als ich gewohnt war, und dennoch erkannte ich schnell, daß es nicht genug war. Ich war nicht zufrieden. Ihr so nahe zu sein, brachte mich dazu noch näher bei ihr sein zu wollen. Die Anziehungskraft wurde stärker, je näher ich ihr kam.
Ich hatte sie beschuldigt ein Magnet für Gefahr zu sein. In diesem Augenblick fühlte es sich an, als wäre das die buchstäbliche Wahrheit. Ich war Gefahr, und mit jedem Zentimeter den ich mir selbst erlaubte ihr näher zu kommen, wuchs ihre Anziehungskraft stärker.
Und dann machte Mr Banner das Licht aus.
Es war seltsam wie viel Unterschied es ausmachte, bedachte man, daß der Mangel an Licht für meinen Augen wenig bedeutete. Ich konnte jetzt noch genauso perfekt sehen wie zuvor. Jedes Detail des Zimmers war klar.
Also, warum lag plötzlich eine elektrische Spannung in der Luft, in dieser Dunkelheit, die nicht dunkel für mich war? War es weil ich wusste, daß ich der einzige war, der klar sehen konnte? Das wir beide, Bella und ich für die anderen unsichtbar waren? Als wären wir beide alleine, nur wir zwei, verborgen in dem dunklen Raum, so nahe nebeneinander sitzend ...
Meine Hand bewegte sich ohne meine Erlaubnis zu ihr. Nur um ihre Hand zu berühren, sie in der Dunkelheit zu halten. Würde das solch ein schrecklicher Fehler sein? Wenn meine Haut sie stören würde, müsste sie ihre Hand nur wegziehen ...
Ich riss meine Hand zurück, schlang meine Arme dicht um meine Brust und ballte meine Hände zu Fäusten zusammen. Keine Fehler. Ich hatte mir selbst versprochen, daß ich keine Fehler machen würde, ganz gleich wie klein sie schienen. Wenn ich ihre Hand hielte, würde ich nur noch mehr wollen - noch eine andere unbedeutende Berührung, noch ein Stück näher zu ihr hin. Ich konnte das fühlen. Eine neue Art von Begierde wuchs in mir, versuchte meine Selbstdisziplin zu überlisten.
Keine Fehler.
Bella schlang ihre Arme um ihre eigene Brust, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten, genau wie meine.
Was denken du? Ich wollte ihr unbedingt diese Worte zuflüstern, aber der Raum war zu ruhig um sogar ein flüsterndes Gespräch zu führen.
Der Film begann, und erhellte die Dunkelheit ein kleines bisschen. Bella blickte mich flüchtig an. Sie bemerkte die starre Art, wie ich meinen Körper hielt - genau wie sie ihren - und lächelte. Ihre Lippen lösten sich ein bisschen, und ihre Augen schienen voll von herzlichen Aufforderungen.
Oder vielleicht sah ich, was ich sehen wollte.
Ich lächelte zurück; ihre Atmung wurde weniger, und sie schaute schnell weg. Das machte es schlimmer. Ich kannte ihre Gedanken nicht, aber ich war plötzlich sicher, daß ich vorher Recht gehabt hatte, und daß sie wollte daß ich sie berührte. Sie fühlte diesen gefährlichen Wunsch ebenso wie ich es tat.
Zwischen ihrem Körper und meinem summte die elektrische Spannung.
Sie bewegte sich während der ganzen Stunde nicht, hielt ihre versteifte, kontrollierte Haltung, genau wie ich meine. Gelegentlich sah sie nach mir, und dann durchfuhr mich die elektrische Spannung mit einem plötzlichen Stoß.
Die Stunde verging - langsam, und doch nicht langsam genug. Das war etwas neues, ich hätte tagelang so mit ihr zusammensitzen können, nur um das Gefühl völlig zu erforschen.
Ich hatte ein Dutzend verschiedene Auseinandersetzungen mit mir selbst, während die Minuten vorübergingen, die Vernunft kämpfte gegen meinem Wunsch, während ich versuchte das Berühren von ihr zu rechtfertigen.
Letztendlich schaltete Mr Banner das Licht wieder an.
Im hellen Neonlicht kehrte die normale Atmosphäre des Raumes wieder zurück.
Bella seufzte und streckte sich, beugte ihre Finger vor sich. Es musste für sie sehr unbehaglich gewesen sein diese Position so lange zu halten. Es war leichter für mich - Stille war natürlich.
Ich kicherte über diesem erleichterten Ausdruck auf ihrem Gesicht. "Ich würde sagen, daß war interessant."
"Mmmh," murmelte sie, klar verstehend was ich meinte, aber keine Anmerkung dazu machend. Was ich nicht alles dafür geben würde um hören zu können was sie in diesem Augenblick dachte.
Ich seufzte. Es gab nichts, was mir dabei helfen könnte diesen Wunsch zu erfüllen.
"Sollen wir?" fragte ich und stand auf.
Sie verzog das Gesicht und kam wacklig auf ihre Füße, ihre Hände waren ausgestreckt, als ob sie Angst hatte sie könnte fallen.
Ich könnte ihr meine Hand anbieten. Oder ich könnte meine Hand unter ihrem Ellbogen legen - ganz leicht - um sie zu stützen. Sicher würde das kein solch schrecklicher Verstoß sein ...
Keine Fehler.
Sie war sehr still während wir zur Sporthalle gingen. Die Falte war wieder zwischen ihren Augen zu sehen, ein Zeichen dafür daß sie tief in Gedanken war. Ich war auch tief in Gedanken.
Eine Berührung ihrer Haut würde sie nicht verletzen, argumentierte meine egoistische Seite.
Ich konnte den Druck meiner Hand leicht leiten. Es war nicht wirklich schwierig, solange ich mich fest unter Kontrolle hatte. Mein Tastsinn war besser entwickelt als der eines Menschen; ich konnte ein Dutzend Kristall Weingläser jonglieren, ohne auch nur eins von ihnen zu brechen; ich konnte über eine Seifenblase streichen, ohne sie zerplatzen zu lassen. So lange ich mich fest unter Kontrolle hatte ...
Bella war wie eine Seifenblase - zerbrechlich und vergänglich. Vorübergehend.
Wie lange würde ich im Stande sein, meine Anwesenheit in ihrem Leben zu rechtfertigen? Wieviel Zeit hatte ich noch? Würde ich eine andere Chance, als diese Chance bekommen, wie in diesem Moment, wie in diese Sekunde?
Sie würde nicht immer in der Reichweite meines Arms sein ...
Bella drehte sich um, um mir an der Tür der Sporthalle ins Gesicht zu sehen, und ihren Augen weiteten sich wegen dem Ausdruck auf meinem Gesicht. Sie sprach nicht. Ich sah mich selbst in der Spiegelung ihrer Augen und sah den Konflikt in mir wüten. Ich beobachtete meinen sich ändernden Gesichtsausdruck, als meine bessere Seite das Argument verlor.
Meine Hand erhob sich, ohne einen bewussten Befehl dafür es zu tun. So behutsam als ob sie aus dem dünnsten Glas gemacht wäre, als ob sie so zerbrechlich wie eine Luftblase wäre, strichen meine Finger über die warme Haut die ihre Wangenknochen bedeckte. Sie erwärmte sich unter der Berührung, und ich konnte den schnellen Puls ihres Blutes unter ihrer durchsichtigen Haut fühlen.
Genug, befahl ich, während meine Hand darauf brannte sich auf die Seite ihres Gesichtes zu legen. Genug.
Es war schwierig meine Hand zurückzuziehen, mich selbst dazu zu bringen nicht näher an sie heranzugehen, als ich es bereits war. Eintausend verschiedene Möglichkeiten gingen mir stattdessen durch den Kopf - eintausend verschiedene Arten sie zu berühren. Wie der Weg meiner Finger die Form ihrer Lippen verfolgte. Wie meine Handfläche sich unter ihr Kinn legte. Wie sich das Herausziehen der Klammer aus ihrem Haar anfühlte, damit es sich über meine Hand ergoss. Wie meine Arme, die sich um ihre Taille wanden; sie an meinen ganzen Körper hielten.
Genug.
Ich zwang mich mich umzudrehen, um von ihr wegzugehen. Mein Körper bewegte sich steif - widerwillig.
Ich ließ meinen Verstand hinter mir verweilen, um sie zu beobachten, während ich eilig weg ging, fast in der Versuchung zu laufen. Ich fing die Gedanken von Mike Newton auf - sie waren am lautesten - während er Bella beobachtete, wie sie nichtbeachtend an ihm vorbei ging, ihre Augen waren unkonzentriert und ihre Wangen waren rot. Er blickte finster drein, und plötzlich vermischte sich mein Name mit Flüchen in seinem Kopf; ich konnte es nicht verhindern, ein bisschen als Antwort zu grinsen.
Meine Hand kribbelte. Ich streckte sie und ballte sie dann zur Faust, aber das schmerzlose Stechen blieb.
Nein, ich hatte sie nicht verletzt - aber sie zu berühren war dennoch ein Fehler gewesen.
Es fühlte sich an wie Feuer - als ob sich der brennende Durst meiner Kehle in meinem kompletten Körper ausgebreitet hatte.
Wenn ich ihr das nächste Mal nahe wäre, würde ich dann im Stande sein mich daran zu hindern sie erneut zu berühren, und wenn ich sie erneut berühren würde, würde ich dann im Stande sein es zu stoppen?
Keine Fehler mehr. Das war es. Genieß die Erinnerung, Edward. Befahl ich mir grimmig, und behalte deine Hände bei dir. Das, oder ich würde mich irgendwie selbst zwingen müssen ... abzureisen. Weil ich mir selbst nicht erlauben konnte in ihrer Nähe zu sein, wenn ich darauf beharrte Fehler zu machen.
Ich atmete tief ein und versuchte, meine Gedanken zu ordnen.
Emmett holte zu mir außerhalb des Englischgebäudes auf.
"Hey, Edward." Er sieht besser aus. Geigenartig, aber besser. Glücklich.
"Hey, Em." Sah ich glücklich aus? Ich vermutete, trotz der Verwirrung in meinem Kopf, daß ich mich so fühlte.
> Auch eine Art und Weise deinen Mund zu halten, Junge. Rosalie will deine Zunge rausreißen. <
Ich seufzte. "Es tut mir leid daß ich dich damit alleine gelassen habe. Bist du sauer auf mich?"
"Nein. Rose wird darüber hinwegkommen. Es war irgendwie vorherbestimmt, daß das geschehen würde." > Mit dem was Alice vorhergesehen hat ... <
Die Visionen von Alice waren nicht das, woran ich jetzt denken wollte. Ich starrte vor mich hin, und meine Zähne bissen aufeinander.
Während ich nach einer Ablenkung suchte, fiel mein Blick auf Ben Cheney der den Spanischraum vor uns betrat. Ah - hier war meine Chance Angela Weber ihr Geschenk zu geben.
Ich blieb stehen und griff nach Emmett´s Arm. "Bleib für einer Sekunde stehen."
> Was ist los? <
"Ich weiß, daß ich es nicht verdiene, aber würdest du mir trotzdem einen Gefallen tun?"
"Was ist es?" fragte er neugierig.
Lautlos flüsternd - und mit einer Geschwindigkeit, welche die Wörter für einen Menschen unverständlich machten, egal wie laut sie gesprochen worden wären - erklärte ich ihm, was ich wollte.
Er starrte mich ausdruckslos an als ich fertig war, seine Gedanken waren genauso nichtssagend wie sein Gesicht.
"Also?" fragte ich. "Wirst du mir helfen es zu tun?"
Er brauchte eine Minute um zu antworten. "Aber, warum?"
"Komm schon, Emmett. Warum nicht?"
> Wer bist du, und was hast du mit meinem Bruder gemacht? <
"Bist du nicht derjenige der sich immer beklagt, daß Schule immer dasselbe ist? Das ist etwas, daß ein wenig anders ist, nicht wahr? Betrachte es als ein Experiment - ein Experiment über die Natur des Menschen."
Er starrte mich für einen weiteren Moment an, bevor er nachgab. "Gut, es ist etwas anders, ich werde deine Bitte erfüllen ... Okay, gut." Emmett schnaubte und zuckte dann mit den Schultern. "Ich werde dir helfen."
Ich grinste ihn an, fühlte mich begeisterter von meinem Plan, jetzt da er an Bord war. Rosalie war eine Qual, aber ich würde ihr immer etwas schulden, dafür daß sie Emmett gewählt hatte; keiner hatte einen besseren Bruder als ich.
Emmett brauchte nicht zu üben. Ich flüsterte ihm erneut seine Zeilen lautlos zu, während wir ins Klassenzimmer gingen.
Ben saß bereits auf seinem Platz hinter mir, sammelte seine Hausaufgaben zusammen um sie abgeben zu können. Emmett und ich setzten uns und taten dasselbe. Das Klassenzimmer war noch nicht ruhig; das Murmeln der dezenten Gespräche würde weitergehen bis Mrs Goff zur Aufmerksamkeit rief.
Sie war nicht in Eile, da sie die Teste der letzten Klasse benotete.
"Also," sagte Emmett, seine Stimme war lauter als notwendig - als wenn er wirklich nur mit mir sprechen würde. "Hast du Angela Weber schon gefragt ob sie mit dir ausgeht?"
Der Klang von Papieren die hinter mir raschelten kam zu einem plötzlichen Halt, als Ben erstarrte und seine Aufmerksamkeit plötzlich auf unser Gespräch heftete.
> Angela? Sie sprechen über Angela? <
Gut. Ich hatte sein Interesse.
"Nein," sagte ich, schüttelte langsam mein Kopf um bedauernd zu erscheinen.
"Warum nicht?" improvisierte Emmett. "Bist du feige?"
Ich schnitt ihm eine Grimasse. "Nein. Ich hörte, daß sie sich für jemanden anderen interessierte."
> Edward Cullen will Angela fragen ob sie mit ihm ausgeht? Aber ... Nein. Ich mag das nicht. Ich will ihn nicht in ihrer Nähe haben. Er ist ... nicht der Richtige für sie. Es ist nicht ... sicher. <
Ich hatte die Ritterlichkeit, den Schutzinstinkt nicht vorausgesehen. Ich hatte an den Neid gedacht. Egal, Hauptsache es funktionierte.
"Du läßt dich davon aufhalten?" fragte Emmett verächtlich, wieder improvisierend. "Gibst auf wegen Konkurrenz?"
Ich blickte ihn finster an, aber verwendete das, was er mir gab. "Schau mal, ich glaube, daß sie diesen Ben wirklich mag. Ich will nicht versuchen sie von was anderem zu überzeugen. Es gibt andere Mädchen."
Die Reaktion im Stuhl hinter mir war elektrisch.
"Wer?" fragte Emmett, wieder nach dem Skript.
"Mein Laborpartner sagte, daß es jemand namens Cheney ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß wer das ist."
Ich biss ein Lächeln zurück. Nur die hochmütigen Cullens konnten so tun als ob sie nicht jeden Studenten in dieser winzigen Schule kannten.
Ben´s Gedanken wirbelten durch den Schock. > Mich? Vor Edward Cullen?
Aber warum sollte sie mich mögen? <
"Edward," murmelte Emmett in einem leiseren Ton, seine Augen zu dem Jungen rollend.
"Er sitzt direkt hinter dir," er sprach es so offensichtlich aus, daß der Mensch die Wörter leicht lesen konnte.
"Oh," murmelte ich zurück.
Ich drehte mich auf meinem Stuhl um und blickte den Jungen hinter mir flüchtig an. Für eine Sekunde sahen die blauen Augen hinter der Brille erschrocken aus, aber dann versteifte er sich und streckte seine schmalen Schultern durch, beleidigt durch meine klar verächtliche Einschätzung. Sein Kinn kam hervor, und ein verärgertes Erröten machte seine goldenbraune Haut dunkler.
"Aha" sagte ich arrogant während ich mich zu Emmett umdrehte.
> Er denkt, daß er besser ist als ich. Aber Angela tut das nicht. Ich werde es ihm zeigen ... <
Perfekt.
"Sagtest du nicht, daß sie Yorkie zu dem Tanz bitten wollte?" fragte Emmett, grunzend als er den Namen des Jungen sagte, weil sich viele über seine Ungeschicklichkeit lächerlich machten.
"Das war anscheinend eine Gruppenentscheidung." Ich wollte sichergehen, daß Ben das verstand. "Angela ist schüchtern. Wenn B-- Also, wenn ein Typ nicht die Nerven hat, sie zu fragen ob sie mit ihm ausgeht, würde sie ihn nie fragen."
"Du magst schüchterne Mädchen," sagte Emmett improvisierend. > Ruhige Mädchen. Mädchen wie ... hmm, ich weiß nicht. Vielleicht Bella Swan? <
Ich grinste ihn an. "Genau". Dann kehrte ich zum Skript zurück. "Vielleicht wird Angela des Wartens müde werden. Vielleicht werde ich sie zum High-School-Ball einladen."
> Nein, das wirst du nicht, < dachte Ben, sich in seinem Stuhl aufrichtend. > Auch wenn sie so viel größer ist als ich? Wenn es ihr egal ist, dann ist es mir auch egal. Sie ist das netteste, klügste, hübscheste Mädchen in dieser Schule ... und sie will mich. <
Ich mochte diesen Ben. Er schien klug und gutgesinnt. Vielleicht sogar würdig genug für ein Mädchen wie Angela.
Ich zeigte Emmett einen erhobenen Daumen unter dem Tisch, während Mrs Goff aufstand und die Klasse begrüßte.
> Okay. Ich stimme dir zu - das hat irgendwie Spaß gemacht, < dachte Emmett.
Ich lächelte zu mir selbst, erfreut darüber, daß ich im Stande gewesen war eine Liebesgeschichte glücklich enden zu lassen. Ich war mir sicher, daß Ben es durchziehen würde, und Angela mein anonymes Geschenk erhalten würde. Meine Schuld wurde zurückgezahlt.
Wie dumm die Menschen waren, sich wegen 15 Zentimetern Größenunterschied von ihrem Glück abhalten zu lassen.
Mein Erfolg brachte mich in eine gute Stimmung. Ich lächelte wieder während ich es mir in meinen Stuhl bequem machte und mich darauf vorbereitete unterhalten zu werden. Schließlich hatte Bella beim Mittagessen darauf hingewiesen, daß ich sie noch nie zuvor in Aktion während ihres Sportunterrichtes gesehen hatte.
Mike´s Gedanken waren am leichtesten zu finden, in dem Gewirr von Stimmen die durch die Sporthalle schwirrten. Sein Verstand war zu vertraut im Laufe der letzten paar Wochen geworden. Mit einem Seufzer ergab ich mich meinem Schicksal und hörte durch ihn zu. Zumindest konnte ich sicher sein, daß er Bella seine Aufmerksamkeit schenken würde.
Ich kam gerade rechtzeitig um zu hören, wie er sich bereiterklärte ihr Badminton Partner zu sein; während er den Vorschlag machte gingen ihm anderer Partnerkombinationen durch den Kopf. Mein Lächeln verschwand, meine Zähne bissen zusammen, und ich musste mich daran erinnern, daß die Ermordung von Mike Newton keine mögliche Alternative war.
> "Danke, Mike, daß ist nett. Du musst das aber nicht machen." <
> "Keine Sorge, ich achte auf Sicherheitsabstand." <
Sie grinsten einander an, und schnelle Bilder von zahlreichen Unfällen - irgendwie immer mit Bella verbunden - blitzen in Mikes Kopf auf.
Mike spielte zuerst allein, während Bella auf der hinteren Hälfte des Spielfeldes zögerte, sie hielt ihren Schläger sachte, als ob es eine Art Waffe wäre. Dann trottete Coach Clapp dazu und befahl Mike Bella spielen zu lassen.
> Uh oh, < dachte Mike als Bella mit einem Seufzen vorwärts ging, ihren Schläger in einem ungeschickten Winkel haltend.
Jennifer Ford schlug den Federball mit einem selbstgefälligen Ausdruck in ihren Gedanken zu Bella. Mike sah Bella darauf zutaumeln, den Schläger weit entfernt von seinem Ziel schwingend, und er eilte hin, weil er versuchen wollte die Angabe zu retten.
Ich beobachtete beunruhigt die Flugbahn von Bella´s Schläger. Er schlug tatsächlich in das gespannte Netz und sprang dann zu ihr zurück, verpasste ihrer Stirn einen Schlag bevor er zurückprallte und mit einem dröhnenden Schlag über die ganze Länge von Mike´s Arm schlug.
> Au. Au. Ungh. Das wird einen blauen Fleck geben. <
Bella rieb ihre Stirn. Es war schwer auf meinem Stuhl sitzen zu bleiben, auf dem ich saß, während ich wußte, daß sie verletzt war. Aber was könnte ich tun, wenn ich dort wäre? Und es schien nichts ernstes zu sein ... Ich zögerte, beobachte weiter. Wenn sie weiterhin versuchen würde zu spielen, würde ich eine Entschuldigung finden müssen um sie aus dem Unterricht zu holen.
Der Coach lachte. > "Tut mir leid Newton." Dieses Mädchen ist der schlimmste Pechvogel, den ich jemals gesehen habe. Ich sollte sie den anderen nicht auferlegen ... <
Er drehte ihnen absichtlich seinen Rücken zu und ging weiter um ein anderes Spiel zu beobachten, damit Bella zu ihrer Rolle als Zuschauerin zurückkehren konnte.
> Au, < dachte Mike erneut, und massierte seinen Arm. Er wandte sich Bella zu. > "Bist du okay?" <
> "Ja, du auch?" < fragte sie schüchtern, und errötete.
> "Ich denke, es wird schon gehen." Ich will nicht wie eine Heulsuse klingen. Aber, Mann, das schmerzt! <
Mike ließ seinen Arm im Kreis schwingen und zuckte zusammen.
> "Ich werde jetzt dahinten stehen bleiben," < sagte Bella, Unbehaglichkeit und Verlegenheit waren auf ihrem Gesicht zu sehen, eher als Schmerz. Vielleicht hatte Mike das Schlimmste abbekommen. Ich hoffte zumindest, daß das der Fall war. Zumindest spielte sie nicht mehr. Sie hielt ihren Schläger sehr sorgfältig hinter ihren Rücken, ihre Augen waren groß von Gewissensbissen ... Ich musste mein Lachen als Husten tarnen.
> Was ist so komisch? < wollte Emmett wissen.
> "Erzähl ich dir später," < murmelte ich.
Bella wagte es nicht sich erneut ins Spiel zu bringen. Der Coach ignorierte sie und ließ Mike allein spielen.
Ich schaffte den Test am Ende der Stunde leicht, und Mrs Goff ließ mich früh gehen. Ich hörte Mike konzentriert zu, während ich über den Schulhof ging. Er hatte sich dazu entschlossen Bella wegen mir zur Rede zu stellen.
> Jessica schwört, daß sie miteinander ausgehen. Warum? Warum musste er sie auswählen? <
Er erkannte das echte Phänomen nicht - daß sie mich auserwählt hatte.
> "Und." <
> "Was - und?" < fragte sie verwundert.
> "Du und Cullen, oder wie?" Sie und der Freak. Ich vermute, wenn ein reicher Typ so wichtig für dich ist ... <
Ich knirschte mit den Zähnen bei seiner erniedrigenden Unterstellung.
> "Das geht dich nichts an, Mike." <
> Defensiv. Es ist also wahr. Scheiße. "Ich find das nicht gut." <
> "Das mußt du auch nicht," < blaffte sie.
> Warum konnte sie nicht sehen was für eine Zirkusattraktion er war? Wie sie es alle waren. Auf die Weise wie er sie anstarrte. Ich bekam Schüttelfrost, wenn ich nur zusah. "Er schaut dich an, ich weiß nicht - als wärst du was zu essen." <
Ich zuckte zusammen, und wartete auf ihre Antwort.
Ihr Gesicht wurde knallrot, und ihre Lippen pressten aufeinander, als würde sie den Atem anhalten. Dann brach plötzlich ein Kichern durch ihre Lippen.
Jetzt lacht sie über mich. Großartig.
Mike drehte sich mürrisch um und ging davon, um sich umzuziehen.
Ich lehnte mich gegen die Wand der Sporthalle und versuchte mich zu beruhigen.
Wie konnte sie über Mikes Anschuldigung lachen - er war so nah an der Wahrheit, daß ich begann mir Sorgen zu machen, daß Forks zu viel bewusst wurde ... Warum würde sie über die Andeutung, daß ich sie töten konnte, lachen, wenn sie wusste, daß es wirklich wahr war? Wo war der Witz daran?
Was war mit ihr verkehrt?
Hatte sie einen krankhaften Sinn für Humor? Das passte aber nicht mit meiner Vorstellung von ihrem Charakter zusammen, aber wie konnte ich mir sicher sein? Oder vielleicht war mein Tagtraum des oberflächlichen Engels in einer Hinsicht wahr, in der, daß sie überhaupt kein Angstgefühl hatte. Mutig - das war ein Wort dafür. Andere könnten dumm sagen, aber ich wusste, wie intelligent sie war. Egal was der Grund dafür war, ob nun das Fehlen von Angst oder ihr verdrehter Sinn für Humor, es war nicht gut für sie. War es dieser merkwürdige Mangel, der sie ständig in Gefahr brachte? Vielleicht würde sie mich hier für immer brauchen ...
Mir nichts, dir nichts stieg meine Stimmung.
Wenn ich mich nur disziplinieren könnte, mich Sicher machen könnte, dann würde es vielleicht das Richtige für mich sein, bei ihr zu bleiben.
Als sie durch die Sporthallentüren ging, waren ihre Schultern steif, und ihre Unterlippe war wieder zwischen ihren Zähnen - ein Zeichen für Besorgnis. Aber sobald ihre Augen meine trafen, entspannten sich ihre starren Schultern und ein breites Lächeln trat auf ihr Gesicht. Es war ein sonderbar friedlicher Ausdruck. Sie ging gleich ohne zu zögern an meine Seite, hielt erst als sie mir so nah war, daß die Hitze ihres Körpers wie eine Flutwelle auf mich einstürzte.
"Hi," flüsterte sie.
Das Glück, das ich in diesem Moment wieder fühlte, war ohne Beispiel.
"Hallo" sagte ich, und dann - weil ich mich durch meine plötzliche Stimmung so leicht fühlte, konnte ich nicht widerstehen sie zu necken. Ich sagte weiter, "Wie war Sport?"
Ihr Lächeln schwankte. "Okay."
Sie war eine schlechte Lügnerin.
"Wirklich?" fragte ich, um auf das Thema zu kommen - ich war immer noch besorgt wegen ihrem Kopf; hatte sie Schmerzen? - Aber dann waren Mike Newton´s Gedanken so laut, daß sie meine Konzentration störten.
> Ich hasse ihn. Ich wünsche er würde sterben. Ich hoffe daß er dieses schicke Auto direkt von einer Klippe fährt. Warum kann er sie nicht einfach in Ruhe lassen?
Er soll bei seiner eigenen Art bleiben - bei den Freaks. <
"Was ist?" forderte Bella.
Meine Augen konzentrierten sich wieder auf ihr Gesicht. Sie sah zu Mike, wie er davonging, und dann wieder zu mir.
"Newton geht mir langsam auf die Nerven," gab ich zu.
Ihr Mund fiel auf, und ihr Lächeln verschwand. Sie mußte vergessen haben daß ich die Fähigkeit besaß sie während ihrer letzten katastrophalen Stunde zu beobachten, oder sie hatte gehofft, daß ich sie nicht benutzen würde.
"Du hast nicht schon wieder zugehört?"
"Wie geht´s deinem Kopf?"
"Du bist unglaublich!" sagte sie durch ihre Zähne, und drehte sich dann von mir weg und ging wütend Richtung Parkplatz. Ihre Haut errötete dunkelrot - sie war verlegen.
Ich hielt mit ihr Schritt, und hoffte daß ihre Wut bald verschwinden würde. Normalerweise verzieh sie mir schnell.
"Du meintest neulich, daß ich dich noch nie beim Sport gesehen hab," erklärte ich.
"Da bin ich neugierig geworden."
Sie antwortete nicht; ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
Sie kam auf dem Parkplatz zu einem plötzlichen Halt, als sie bemerkte, daß der Weg zu meinem Auto von einem Pulk von männlichen Schülern blockiert wurde.
> Ich frage mich, wie schnell sie in diesem Ding gefahren sind ... <
> Sie dir die SMG-Pedalen an. Ich habe sie noch nie außerhalb eine Magazins gesehen ... <
> Nette Seitengriller ... <
> Ich wünschte wirklich ich hätte irgendwo sechzigtausend Dollar rumliegen ... <
Das war genau der Grund, warum es für Rosalie besser war ihr Auto nur außerhalb der Stadt zu benutzen. Ich wand mich durch die Menge von lüsternen Jungen zu meinem Auto; nach einer Sekunde des Zögerns tat es Bella mir gleich.
"Protzig," murmelte ich, während sie einstieg.
"Was für ein Auto ist das denn?" fragte sie verwundert.
"Ein M3."
Sie runzelte die Stirn. "Die Sprache verstehe ich nicht."
"Es ist ein BMW." Ich rollte mit meinen Augen und konzentrierte mich dann aufs ausparken ohne dabei irgendjemanden zu überfahren. Ich musste mit einigen Jungen Augenkontakt aufnehmen, die nicht bereit schienen mir aus dem Weg zu gehen. Eine halbe Sekunde meines Blickes schien genug zu sein, um sie zu überzeugen.
"Bist du immer noch sauer?" fragte ich sie. Ihr Stirnrunzeln hatte sich entspannt.
"Aber sicher," antwortete sie kurz.
Ich seufzte. Vielleicht hätte ich nicht danach fragen sollen. Na gut. Ich könnte versuchen Wiedergutmachung zu leisten, dachte ich. "Verzeihst du mir, wenn ich mich entschuldige?"
Sie dachte für einen Moment darüber nach. "Vielleicht ... wenn du es wirklich ernst meinst," entschied sie. "Und wenn du versprichst, es nicht noch mal zu machen."
Ich wollte sie nicht anlügen, und dennoch konnte ich dem nicht zustimmen. Vielleicht, wenn ich ihr einen anderes Angebot vorschlug.
"Wie wär´s, wenn ich es wirklich ernst meine und dich am Samstag fahren lasse?" Ich schreckte innerlich zurück bei diesem Gedanken.
Die Falte zwischen ihren Augen kam wieder zum Vorscheinen, während sie über das neue Angebot nachdachte. "Abgemacht," sagte sie nach einem Moment des Überdenkens.
Nur zu meiner Entschuldigung ... Ich hatte noch nie zuvor versucht Bella absichtlich aus der Fassung zu bringen, aber jetzt schien es ein guter Zeitpunkt dafür zu sein. Ich starrte ihr tief in die Augen, während ich von der Schule wegfuhr, und fragte mich ob ich es richtig machte. Ich verwendete meinen überzeugendsten Ton.
"Okay, es tut mir wirklich leid, daß ich dich verärgert habe."
Ihr Herzschlag schlug lauter als vorher, und der Rhythmus war plötzlich stockend.
Ihre Augen weiteten sich, und sahen ein wenig fassungslos aus.
Ich lächelte leicht. Es schien, als ob ich es richtig gemacht hatte. Natürlich hatte ich auch ein paar Schwierigkeiten von ihren Augen wegzusehen. Ich war ebenso aus der Fassung gebracht. Es war eine gute Sache, daß ich mir diese Straße einprägt hatte.
"Und am Samstag stehe ich dann in aller Herrgottsfrühe vor deiner Tür," fügte ich hinzu, um das Angebot zu beenden.
Sie blinzelte schnell, schüttelte ihren Kopf, als ob sie ihn frei machen wollte. "Ähm," sagte sie, "Wenn Charlie einen Volvo in der Auffahrt vorfindet, können wir uns die Umstände sparen."
Ah, wie wenig sie noch über mich wußte. "Ich hatte nicht vor, mit dem Auto zu kommen."
"Wie ..." fing sie an zu fragen.
Ich unterbrach sie. Die Antwort würde ohne Vorführung schwer zu erklären sein, und jetzt war nicht die Zeit dafür. "Zerbrich dir darüber mal nicht den Kopf. Ich werde da sein, ohne Auto."
Sie legte ihren Kopf seitlich, und sah für eine Sekunde so aus, als ob sie nach mehr drängen würde, aber dann sah sie aus, als ob sie ihre Meinung änderte.
"Ist es schon später?" fragte sie, erinnerte mich an unser heutiges unbeendetes Gespräch in der Cafeteria; sie hatte eine schwierige Frage ausgelassen, nur um auf eine andere, die noch unangenehmer war zurückzukommen.
"Ich nehme mal an, es ist später, ja," stimmte ich widerwillig zu.
Ich parkte vor ihrem Haus, ich war angespannt als ich darüber nachdachte, wie ich es erklären könnte ... ohne meine abscheuliche Wesensart zu offensichtlich zu machen, ohne sie wieder zu verängstigen. Oder war das falsch? Meine dunkle Seite zu vermindern?
Sie wartete mit dem selben höflich interessierten Ausdruck, den sie schon beim Mittagessen gehabt hatte. Wenn ich weniger beunruhigt wäre, hätte mich ihre absurde Ruhe lachen lassen.
"Und du willst wirklich wissen, warum du mir nicht beim Jagen zusehen kannst?" fragte ich.
"Na ja, ich war vor allem verwundert über deine Reaktion," sagte sie.
"Hab ich dir Angst eingejagt?" fragte ich, mir sicher seiend, daß sie es bestreiten würde.
"Nein."
Ich versuchte nicht zu lächeln, und scheiterte. "Das tut mir leid." Und dann verschwand mein Lächeln mit dem jetzigen Humor. "Es war nur ... allein der Gedanke, du würdest dort sein, währen wir jagen!"
"Das wäre so schlimm?"
Die geistige Vorstellung davon war zu viel - Bella, so schutzlos in der einsamen Dunkelheit; ich selbst, außer Kontrolle ... Ich versuchte es aus meinem Kopf zu verbannen. "Du ahnst nicht, wie schlimm."
"Wieso denn?"
Ich nahm einen tiefen Atemzug, und konzentrierte mich für einem Moment auf den brennenden Durst. Fühlte ihn, regulierte ihn, und prüfte meine Macht darüber. Er würde mich nie wieder kontrollieren - ich wollte daß es wahr war. Ich würde für sie sicher sein. Ich starrte auf die angenehmen Wolken die sich auftaten, ohne sie wirklich zu sehen, wünschend daß ich glauben könnte, daß mein Entschluss einen Unterschied machen würde, wenn ich ihren Duft bei der Jagd kreuzen würde.
"Wenn wir jagen ... hören wir auf, uns mit dem Verstand zu kontrollieren," erzählte ich ihr, und überdachte jedes Wort bevor ich es aussprach. "Und überlassen uns stattdessen unseren Sinnen. Insbesondere unserem Geruchssinn. Wenn du in einem solchen Augenblick irgendwo in der Nähe wärst ... "
Ich schüttelte meinen Kopf bei dem quälenden Gedanken daran was passieren würde - nicht was könnte, aber was dann sicherlich geschehen würde.
Ich hörte der Steigerung ihres Herzschlags zu, und drehte mich dann unruhig zu ihr um, um in ihren Augen zu lesen. Bella´s Gesicht war gefasst, ihre Augen ernst. Ihr Mund war leicht gespitzt, ich glaubte vor Sorge. Aber Sorge um was? Ihre eigene Sicherheit? Oder meine Qual? Ich starrte sie weiter an, und versuchte ihren zweideutigen Ausdruck in eine sichere Tatsache zu übersetzen.
Sie starrte zurück. Ihre Augen weiteten sich nach einem Moment, und ihre Pupillen erweiterten sich, obwohl sich das Licht nicht verändert hatte.
Mein Atmen beschleunigte sich, und plötzlich schien die Stille im Auto zu summen, genau wie im dunklen Biologieraum an diesem Nachmittag. Die elektrische Spannung zwischen uns floß wieder, und mein Wunsch sie zu berühren war kurzzeitig sogar stärker als das Verlangen meines Durstes.
Die pochende Elektrizität fühlte sich für mich an, als ob ich wieder einen Puls hätte. Mein Körper sang mit ihm. Als wäre ich menschlich. Mehr als alles andere in der Welt, wollte ich die Hitze ihrer Lippen auf meinen fühlen. Für eine Sekunde kämpfte ich verzweifelt um die Kraft zu finden, die Kontrolle, um im Stande zu sein meinen Mund so nah an ihrer Haut zu legen ...
Sie schnappte nach Luft, und nur dadurch bemerkte ich, daß, als ich angefangen hatte schneller zu atmen, sie aufgehört hatte zu atmen.
Ich schloss meine Augen, und versuchte die Verbindung zwischen uns zu unterbrechen.
Keine Fehler mehr.
Bella´s Existenz war an eintausend feine chemische Prozesse gebunden, die alle so leicht zu zerstören waren. Die rhythmische Bewegung ihrer Lungen, der Fluss von Sauerstoff, war Leben oder Tod für sie. Der flatternde Rhythmus ihres zerbrechlichen Herzens konnte durch so viele dumme Unfälle oder Krankheiten oder ... durch mich gestoppt werden.
Ich glaubte nicht, daß irgendein Mitglied meiner Familie zögern würde, wenn ihm oder ihr eine Chance zurück angeboten würde - wenn er oder sie Unsterblichkeit wieder gegen Sterblichkeit eintauschen könnte. Jeder von uns würde dafür durchs Feuer gehen. So viele Tage oder Jahrhunderte brennen wie es dafür notwendig wäre.
Die meisten unserer Art schätzten die Unsterblichkeit mehr als alles andere. Es gab sogar Menschen die sie erflehten, solche die an den dunkelsten Orten nach denjenigen suchten, die ihnen das schwärzeste aller Geschenke geben konnten ...
Wir nicht. Nicht meine Familie. Wir würden alles dafür tun um wieder menschlich zu sein.
Aber keiner von uns war jemals verzweifelter darüber gewesen, eine Möglichkeit zu finden um wieder menschlich zu werden, als ich es jetzt war.
Ich starrte auf die mikroskopischen Unebenheiten und Fehler in der Windschutzscheibe, als gäbe es eine verborgene Lösung im Glas. Die elektrische Spannung war nicht verschwunden, und ich mußte mich konzentrieren, um meine Hände auf dem Lenkrad zu behalten.
Meine rechte Hand begann erneut ohne Schmerzen zu stechen, genau wie vorhin, als ich sie berührt hatte.
"Bella, ich glaube, du solltest jetzt lieber reingehen."
Sie befolgte es sofort ohne Kommentar, sie stieg aus dem Auto aus und schloß die Tür hinter sich. Fühlte sie die Möglichkeit für eine Katastrophe genauso klar wie ich es tat?
Schmerzte es sie mich zu verlassen, genauso wie es mich schmerzte sie gehen zu lassen? Der einzige Trost war, daß ich sie bald wiedersehen würde. Eher als sie mich sehen würde. Ich lächelte bei dem Gedanken daran, rollte dann das Fenster runter und neigte mich hinüber um noch einmal mit ihr zu sprechen - es war jetzt sicherer, mit der Hitze ihres Körpers außerhalb des Autos.
Sie drehte sich neugierig um, um zu sehen was ich denn wollte.
Immer noch neugierig, obwohl sie mir heute so viele Fragen gestellt hatte. Meine eigene Neugierde war völlig unbefriedigt; die Beantwortung ihre Fragen hatte heute nur meine Geheimnisse offenbart - ich hatte wenig von ihr bekommen, außer meine eigenen Vermutungen. Das war nicht gerecht.
"Ach, Bella?"
"Ja?"
"Morgen bin ich an der Reihe."
Ihre Stirn legte sich in Falten. "Womit?"
"Mit den Fragen."
Morgen, wenn wir an einem sichereren Ort wären, umgeben von Zeugen, würde ich meine eigenen Antworten bekommen. Ich grinste bei dem Gedanken daran, und wandte mich dann ab, weil sie keine Anstalten machte mich zu verlassen. Sogar wenn sie außerhalb des Autos war, pfeifte das Echo der elektrischen Spannung in der Luft. Ich wollte auch aussteigen, um sie zu ihrer Tür zu bringen, als eine Entschuldigung um an ihrer Seite zu bleiben ...
Keine Fehler mehr. Ich trat aufs Gaspedal, und seufzte dann, während sie hinter mir verschwand. Es schien, als ob ich immer zu Bella hinlief oder von ihr davonlief, niemals an einer Stelle bleibend. Ich würde einen Weg finden müssen um mich an einer Stelle halten zu können, wenn wir jemals Frieden finden wollten.
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